"Stars und Sternchen" oder doch eher "Talentförderung"?!

„Stars und Sternchen“ oder doch eher „Talentförderung“?!

Archiv Oberliga (Fußball) | erstellt am Mo 23.04.2012

– auch die 400 Zuschauer konnten nach einer zwar nicht hochklassigen, aber dafür packenden Begegnung und einem 4:2 Sieg für den VfR Mannheim, aufatmen.

Konkurrenz hat „Federn“ gelassen

Als dann auch noch durch den Stadion- und Pressesprecher Sven Wolf die restlichen Spieltagsergebnisse durchgesagt wurden, da brandete nochmals ein Jubel unter den VfR-Fans auf. Der SSV Ulm hatte nur 2:2 bei Normannia Gmünd gespielt und auch die TSG Balingen kam beim Bahlinger SC nicht über ein 1:1 Remis hinaus. Dadurch hatten die Rasenspieler auf die Konkurrenz zwei Punkte gutgemacht und es wieder selbst bahlingen 47.jpgin der Hand, aus eigener Kraft in die Regionalliga aufzusteigen, was ohnehin einer Sensation gleichkommen würde.

Der Erfolg des VfR Mannheim trägt einen Namen: Kenan Kocak

Der Erfolg des VfR Mannheim trägt einen Namen: Kenan Kocak (rechts im Bild neben Pressesprecher Sven Wolf). Dem „Deutsch-Türken“ und Ex-Fußballprofi
ist es gelungen, innerhalb 1,5 Jahren aus einem Verbandsligateam, eine regionalligataugliche Mannschaft zu formen, und das hauptsächlich aus Spielern, die zuvor nicht höherklassig spielten. Bei vielen Spielvorschauen anderer Clubs wurde auf den mit Top-Stars „gespickten“ Kader des VfR Mannheim hingewiesen – eine Fehlinformation und zwar auf der gesamten Linie. In der Schule würde das bedeuten: „Hinhocken – sitzen geblieben“, wenn man solche Fantasiemärchen in die Welt setzt.

„Stars und Sternchen“ haben die Rasenspieler keine

Neuzugänge wie der bekannte Bashiru Gambo (links – neben Kocak) schafften es noch nicht einmal in den Stammkader von Kocak und enttäuschten auf der ganzen Linie. Auch Torhüter Kenneth Kronholm, der zwar bei spielberg 32.jpghöherklassigen Clubs spielte, sich dort aber nirgends durchsetzen konnte – schaffte beim VfR keinen wirklichen Durchbruch. Der Verein verzichtete sogar in einer wichtigen Phase der Meisterschaft auf die Dienste des von vielen überschätzten Torhüters. Nach Querelen, auch wegen der Finanzen, wurde der Vertrag im beiderseitigen Einvernehmen gekündigt. Levent Cetin bekam wieder seine Chance und der sympathische, aber auch starke Torsteher stand Kronholm von der Leistung her in „Nichts“ nach.

Dabei darf man auch nicht das große Verletzungspech bei den Mannheimern vergessen. Auf Victor Oppong, der schon höherklassig spielte, konnte Kocak seit dem 4. Spieltag wegen einer schweren Verletzung nicht mehr zurückgreifen. Top-Torjäger und Führungsspieler Kaan Erdogdu (15 Saisontore) musste sich zur Winterpause einer Knieoperation unterziehen und konnte fortan für die Rasenspieler nicht mehr auflaufen. Mit einem Kaan Erdogdu (Foto rechts), der übrigens zuvor auch noch nie Oberliga spielte – und einem Giuseppe Burgio zusammen – wäre der VfR Mannheim wahrscheinlich in der Meisterschaft schon lange bahlingen 43.jpg
durch.

Burgio wurde erst beim VfR Mannheim zu einem Top-Torjäger der Extraklasse

Wo wir bei Giuseppe Burgio wären. Der technisch starke und torgefährliche Stürmer konnte sich damals weder beim SV Waldhof, noch später beim FC Homburg wirklich durchsetzen. Bei den Saarländern kam Burgio auf „nur“ EIN Saisontor. VfR-Coach Kenan Kocak buhlte um die Dienste von Burgio, und er konnte den Italiener vom Oberligaaufsteiger VfR Mannheim überzeugen. Burgio bekam das volle Vertrauen und auch Freiheiten, was sein Spiel betrifft, von Kocak.

Er dankte es mit überragenden Leistungen. Mit 16 Saisontoren liegt Giuseppe Burgio mit an der  Spitze der Top-Torjäger in der Oberliga Baden-Württemberg und er wird von sehr vielen Trainern der Liga als der mit Abstand beste Angreifer der Spielklasse gesehen. Burgio (Foto links) ist unter Kenan Kocak zu einem Top-Stürmer gereift, der zur Freude der Rasenspieler seinen Vertrag auch vorzeitig verlängert hat. „Hier bekomme ich das Vertrauen des Trainers und das ist für mich ganz wichtig. Ich kann kickers ii 26.jpg
auch Fehler in meiner oft riskanten Spielweise haben, sie werden mir verziehen“, so Burgio.

Sax und Pinna nur Mitläufer

Weiter im Konzert der angeblichen Stars.  Spieler wie Kevin Sax, der vom Kehler FV kam und von dem man sich viel erhoffte – fiel zunächst lange Zeit verletzungsbedingt aus – als er später Einsätze bekam, konnte er nicht wirklich überzeugen. Als Leistungsträger geholt, blieb Sax hinter den Erwartungen zurück. Das gleiche gilt für den Ex-Waldhöfer Giancarlo Pinna, der in der Winterpause zu den Mannheimern kam. Einen Stammplatz konnte sich Pinna nicht erspielen, ist eher ein Mann für die zweiten 45 Minuten.

Ja, wo sind sie nur, die Stars und Sternchen beim VfR Mannheim?

Ercan Arslan, Keven Bayram, Emre Efe, Talha Yazgan, Bartosz Franke,  Mohamed Cherief (Foto rechts), Nauwid Amiri, Ercan Kocak, Kristijan Vidakovic, Matthias Hermann – sie alle gehören zum Kader des Oberligisten. Gesamteinsatzzahl in der Oberliga vor dieser Saison: NULLcherief

Kannte diese Spieler jemand vor dieser Oberligasaison? Wohl die wenigsten. Ein Christian Mühlbauer, Deniz Yilmaz, Norbert Kirschner oder Richard Wegmann hatten vor dem VfR Mannheim Einsätze in der Oberliga, die man an einer Hand abzählen kann.

Spieler weiterentwickelt

Umso höher ist der bisherige Erfolg der Rasenspieler einzuordnen. Junge Spieler, die sich im Verlaufe der letzten 1,5 Jahren unter Kenan Kocak stetig weiterentwickelt haben – das Spielsystem des Trainers im „Schlaf“ umzusetzen verstehen – die haben den aktuellen Erfolg des VfR Mannheim zu verantworten.

Nun gilt es auf der Zielgeraden nicht abzubrechen für den Deutschen Meister aus dem Jahre 1949. Das Team um Trainer Kenan Kocak und Co-Trainer Klaus Heitz hat sehr viel erreicht nach 27 von 32 Spieltagen – aber noch lange nichts gewonnen.

SpVgg. Neckarelz „das Zünglein“ an der Waage?

Der SSV Ulm, die SpVgg. Neckarelz und die TSG Balingen sitzen dem Kocak-Team im Nacken. Die nächsten Spiele werden in der Meisterschaftsfrage entscheidend sein. Ein Zünglein an der Waage könnte hier die SpVgg. Neckarelz sein. Die Elf von Trainer Peter Hogen spielt in den kommenden beiden Spielen beim SSV Ulm, danach gegen die TSG Balingen. Also Spitzenteams unter sich – die unter Umständen für gegenseitige Punktverluste, zugunsten des VfR Mannheim sorgen könnten.

Nicht nach der Konkurrenz schauen / spätestens am 26. Mai Aufstiegsfrage entschieden

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Kenan Kocak (Links im Bild) dazu: „Wir dürfen nicht nach den Konkurrenten schauen, sondern müssen unsere eigenen Spiele durchbringen. Wir selbst können es aus eigener Kraft schaffen, den Titel zu holen und aufzusteigen. Aber ein Selbstläufer wird das nicht in den letzten fünf Spielen. In dieser Liga kann jeder, jeden schlagen. Gerade in der Restrückserie ist die Leistungsdichte der Liga noch enger beieinander, das sieht man auch an den Ergebnissen, wenn „Underdogs“ gegen Favoriten gewinnen“, so der VfR- Coach.

Spätestens am 26. Mai 2012 um 17:15 Uhr, wenn das Spiel des VfR Mannheim gegen den FC Illertissen abgepfiffen ist, wird man wissen, ob der VfR Mannheim die Sensation geschafft hat und in die Regionalliga Süd/Südwest aufgestiegen ist.

Der SV Waldhof Mannheim könnte spätestens dann eine „innerstädtische Konkurrenz“ auf Augenhöhe bekommen haben. Auf die Derbys zwischen dem SV Waldhof Mannheim und dem VfR Mannheim würden sich nicht wenige Mannheimer sehr freuen.

von Manfred Jordan. Fotos: VfR Mannheim

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