Pokalaus für den VfR Mannheim
Pokalaus für den VfR Mannheim
Archiv Oberliga (Fußball) | erstellt am Do 08.03.2012
… Halbfinale des Badischen Krombacher Pokals vorzustoßen und damit die Möglichkeit zu besitzen, sich für das Pokalfinale, aber auch den DFB-Pokal zu qualifizieren, war groß.
„Wir werden auf einigen Positionen Änderungen vornehmen“, kündigte Kocak einen Tag nach dem Pflichtspielauftakt gegen den Offenburger FV an. Nauwied Amiri und Ali Özgün wurden aus dem Kader gestrichen und Kevin Sax saß auf der Bank. Im Tor stand Cetin Levent für Kenneth Kronholm.
1. Halbzeit
Und das Spiel begann optimal für die Hausherren, denn bereits in der 6. Minute verwandelte der gut spielende Deniz Yilmaz (Foto rechts) einen direkt verwandelten Freistoß. Sein Geschoss aus ca. 25 Metern prallte an die Oberkante der Torlatte und dann knapp hinter die Torlinie. Linienrichter Stefan Ruhrmann signalisierte sofort seinem Schiedsrichter Cem Tekinarslan – Treffer- Es stand 1:0 für den VfR Mannheim und ein Großteil der 400 Besucher bejubelten diesen Treffer frenetisch.
„Das war für uns natürlich ein sehr guter Auftakt. Meine Mannschaft hat sich da von Beginn an so präsentiert, wie ich das erwarte“, so Trainer Kenan Kocak.
Ab der 10. Minute befreiten sich die Gäste so langsam von der Anfangsoffensive der Rasenspieler und spielten kombinationssicher nach vorne. Wie schon gegen Offenburg zeigten so manche VfR-Akteure ungewohnte Unsicherheiten in ihrem Spiel. Die Defensivabteilung hatte teilweise Schwierigkeiten dem schnellen Angriffsspiel von Metin Telle, Timo Brenner und Leutrim Neziraj souverän zu entgegnen.
Kenan Kocak: „Da hatten wir zu viele Abspielfehler aus der Defensive heraus, und brachten so die Nöttinger besser ins Spiel. Das darf uns nicht passieren“, war der VfR-Coach nicht ganz zufrieden mit dem was er da von manchem seiner Akteure nach der Führung sah.
Die Nöttinger mit sehr gutem Pressing und einer guten Spielanlage – vor allem im Mittelfeld fehlte beim VfR Mannheim in dieser Phase des Spiels die optimale Zuordnung zum Gegenspieler. In der Spitze hing Giuseppe Burgio förmlich in der Luft, weil von den Außenbahnen so gut wie nichts kam.
Die Konsequenz folgte: In der 20. Minute Freistoß für den FCN. Giuseppe Ricciardi lief an, machte einen Übersteiger und Mario Bilger bretterte das Leder aus 18 Metern an die Torlatte. Ein Warnschuss, der wohl nicht die verdiente Beachtung gefunden hatte, denn nur eine Minute später trat Felix Zachmann einen Freistoß aus ca. 40 Metern in den Strafraum der Rasenspieler und Holger Fuchs kam nahezu unbedrängt zum Kopfball, platzierte die Kugel für Cetin Levent unhaltbar zum 1:1 ins lange Eck.
Kenan Kocak: „Eine Kopie aus dem Spiel gegen Offenburg (Treffer zum 1:1). Wieder eine Standardsituation, wo bei meiner Mannschaft die Zuordnung zum Gegenspieler nicht da war. Das sind Gegentreffer, die dürfen wir in der Form einfach nicht kassieren.“
Foto links/Archivbild aus dem Hinspiel VfR vs. Nöttingen
In der Folge Nöttingen mit leichten Feldvorteilen, aber das Kocak-Team in der 43. Minute mit der großen Chance zur erneuten Führung. Giancarlo Pinna hatte sich auf der linken Außenbahn endlich mal schön durchgesetzt und seine Flanke in den Strafraum nahm Nelson Nsowah an – seine Direktabnahme ging nur knapp über das Tor von Schlussmann Sascha Rausch.
Im Gegenzug spielte FCN-Neuzugang Ricciardi einen langen Ball auf den völlig ungedeckten Timo Brenner in den Strafraum, aber Brenner war wohl selbst überrascht über diese Chance, sodass er aus 8 Metern direkt auf Torhüter Cetin schoss. Das war in der Schlussphase der 1. Halbzeit nichts für schwache Nerven.
2. Halbzeit
Der VfR Mannheim kam richtig stark in diese 2. Halbzeit rein. Mehr Zug im Spiel, mehr Kampf- und
Laufbereitschaft. Beim FC Nöttingen im zweiten Abschnitt ein deutlicher Leistungsabfall. Die Offensive mit viel weniger Druck und man spürte sehr deutlich – da hatte das Wittwer-Team viel Kraft in der Kabine gelassen. Die Remchinger mussten dem Tempo aus der 1. Halbzeit Tribut zollen.
„Wir haben das sehr gut gespielt. Meine Mannschaft hat das umgesetzt, was wir uns in der Halbzeit vorgenommen haben. Da war richtig Fahrt im Spiel und wir müssen dann auch eine der guten Möglichkeiten zur Führung nutzen“, war der VfR-Trainer mit dem Spiel seines Teams zufrieden, haderte aber mit der Chancenverwertung.
Jetzt war der VfR dran:
52. Minute: Pinna mit einem platzierten Freistoß auf Gambo, dieser köpft den Ball nur wenige Zentimeter über die Kiste.
54. Minute: Pinna auf Cherief, der spielt den Ball auf die Strafraumlinie, aber Marcel Rapp kann in letzter Sekunde vor Giuseppe Burgio retten.
58. Minute: Yilmaz auf Burgio und der Torjäger scheitert mit einem Schuss aus 10 Metern an Torwart Rausch.
Das war eine richtig starke Phase des VfR Mannheim und der Führungstreffer wäre zu diesem Zeitpunkt durchaus verdient gewesen.
Trainer Kenan Kocak wollte den Druck weiter hoch halten, brachte in dem schnellen und kampfbetonten Spiel neue Leute. Für Nelson Nsowah kam Stefan Berger und für Giancarlo Pinna wurde Matthias Hermann eingewechselt. Letzterer rückte auf die rechte Defensive und Kapitän Richard Wegmann auf die rechte Mittelfeldseite mit kräftigem Zug zum Tor. In der Folge kam Wegmann einige Male sehr schön über die rechte Angriffsseite durch und konnte so gute Akzente im Angriffsspiel setzen.
Die letzte gute Möglichkeit hatte in der regulären Spielzeit dann noch Giuseppe Burgio, der einen Stolperer seines Gegenspielers ausnutzte, aber sein Schuss (78.) knapp über das Tor ging.
Verlängerung:
Die erste gute und gefährliche Aktion kam vom FC Nöttingen. Nach einer Flanke von der rechten Angriffsseite, köpfte der ungedeckte Metin Telle nur knapp über das Tor. In der 100. Minute war es Giuseppe Riccardi, der mit einem Freistoß Cetin Levent prüfte – danach waren wieder die Rasenspieler dran.
Deniz Yilmaz trat einen Freistoß mit richtig viel „Speed“ aus ca. 20 Metern auf das Tor und Schlussmann Rausch konnte diesen Ball nur kurz abfausten, direkt auf den aufgerückten Christian Mühlbauer. Dieser stand vollkommen frei und köpfte das Leder am leeren Kasten vorbei (105.). Das war eine nahezu 100%ige Torchance gewesen.
Kenan Kocak: „Es war zum Haare raufen, eine richtig gute Chance in Führung zu gehen, die auch schon längst überfällig gewesen wäre“, trauerte der VfR-Coach dieser großen Chance nach.
Die nächste große Möglichkeit ein Elfmeterschießen zu umgehen in der 118. Minute – da nahm der eingewechselte Bartosz Franke eine Flanke per Direktabnahme aus nur 5 Metern ab, aber Torhüter Sascha Rausch hatte den Winkel sehr gut verkürzt, konnte so reaktionsschnell klären. Dann der Abpfiff, das Elfmeterschießen musste eine Entscheidung herbeiführen.
Spannender kann man keinen Krimi schreiben:
1:2 Leutrim Neziraj; 2:2 Giuseppe Burgio; 2:3 Holger Fuchs; 3:3 Deniz Yilmaz; 3:4 Reinhard Schenker; 4:4 Richard Wegmann; 4:5 Mario Bilger; 5:5 Bartosz Franke. Beide Teams hatten ihre ersten vier Elfmeter verwandelt.
Nun trat unter lauten Pfiffen der Nöttinger Metin Telle an, dieser hatte sich beim Publikum durch einige unschöne Aktionen, keine Freunde gemacht. VfR-Torhüter Cetin Levent bot Telle die rechte Torseite an, indem er sich provozierend an den linken Pfosten stellte. Das Spiel ging aber nicht auf – denn Telle „hämmerte“ den 5. Elfmeter eiskalt entgegengesetzt der angebotenen Torecke genau neben den linken Pfosten, von dem sich Cetin natürlich gelöst hatte. Es stand 5:6 für den FC Nöttingen.
Nun trat der ansonsten sichere Elfmeterschütze Keven Bayram an. Sein Schuss platziert, aber nicht platziert genug – er prallte vom rechten Torpfosten ab. AUS… der VfR Mannheim war ausgeschieden.
Nach nervenaufreibenden 120 Minuten und dem Elfmeterschießen war der FC Nöttingen in das Halbfinale des Badischen Krombacher Pokals eingezogen.
Kenan Kocak (Foto links):“Schade, sehr schade so auszuscheiden. Auch wenn der FC Nöttingen eine absolute Spitzenmannschaft ist, diese Niederlage hatte meine Mannschaft nicht verdient. Wir haben eine gute Reaktion auf das schwache Spiel gegen Offenburg gezeigt, das freute mich, aber die Enttäuschung über das Ausscheiden aus dem Pokal sitzt jetzt erstmal fest bei mir. Auch die terminliche Ansetzung der Pokalbegegnung stößt etwas bitter auf, der FC Nöttingen hatte letzte Woche ein Feitagsspiel, meine Mannschaft spielte noch am Sonntag. Das sind 48 Stunden mehr Regenerationsphase, die unser Gegner hatte. Es soll keine Entschuldigung sein, aber von gleichen Voraussetzungen kann man hier auch nicht sprechen. Nun gilt aber: „Mund abputzen“ und auf die Liga konzentrieren. Wir haben noch 12 schwere Spiele vor uns und können auf der gezeigten Leistung aufbauen“, blickt Kocak nach vorne.
Nach dem Spiel wurden die Paarungen für das Halbfinale wie folgt gezogen:
SpVgg Neckarelz – SV Sandhausen, SV Spielberg – FC Nöttingen.
VfR Mannheim: Cetin, Mühlbauer, Wegmann, Yilmaz, Burgio, Kirschner, Bayram, Nsowah (74. Berger/ 115. Franke), Cherief, Gambo (95. E.Kocak), Pinna (76. Hermann)
Tore: 1:0 Deniz Yilmaz (6.); 1:1 Holger Fuchs (21.) Elfmeterschießen: 1:2 Leutrim Neziraj; 2:2 Giuseppe Burgio; 2:3 Holger Fuchs; 3:3 Deniz Yilmaz; 3:4 Reinhard Schenker; 4:4 Richard Wegmann; 4:5 Mario Bilger; 5:5 Bartosz Franke; 6:5 Metin Telle
Zuschauer: 400
Schiedsrichter: Cem Tekinarslan ; LR1: Stefan Ruhrmann; LR2: Cenk Tekinarslan
zurück