Irgendwann gewöhnt man sich an alles / Der VfR Mannheim hat offenbar das Siegen verlernt

Irgendwann gewöhnt man sich an alles / Der VfR Mannheim hat offenbar das Siegen verlernt

Irgendwann gewöhnt man sich an alles / Der VfR Mannheim hat offenbar das Siegen verlernt

Archiv Oberliga (Fußball) | erstellt am So 05.10.2014

VfR Mannheim – SSV Reutlingen, Oberliga BW, v.l. Reutlingen Heiko Schall und Mannheims Enes Sen.

Ein einziger Punkt aus zehn Spielen lautet die gruselige Zwischenbilanz. Wer auch immer neuer Coach beim Oberligisten wird, er tritt ein schweres Erbe an. Dass der Kader nicht optimal zusammengestellt wurde, ist kein Geheimnis. Wenn Spieler wie Hans Kyei oder Enes Sen, die eigentlich nur für das Reserveteam vorgesehen waren, noch zu den auffälligeren Akteuren zählen, sagt dies fast alles.

 

Begegnung verspätet angepfiffen

Mit 33 Minuten Verspätung wurde die Partie endlich angepfiffen, die Reutlinger standen im Stau. Gegen von der Anreise offenbar noch etwas müde Schwaben begann der VfR schwungvoll. „Wir wollten an die Leistung aus dem Pokalspiel am Mittwoch gegen Spielberg anknüpfen“, hoffte Interimscoach Wolfgang Stamm den Bock endlich umstoßen zu können. Mehr als einen von Piero Adragna aus 25 Metern getretenen Freistoß brachte der VfR in der Offensive aber zunächst nicht zustande (6.).

„Wir haben 60 Minuten gebraucht, um richtig ins Spiel zu finden“, meinte SSV-Coach Murat Isik nach dem Spiel. Ganz so war es dann doch nicht. Gleich zweimal trafen seine Spieler nur Aluminium. Beim Distanzschuss von Daniel Seemann (20.) und nachdem Sven Schimmel allein auf das VfR-Tor stürmte (23.), sprang die Kugel aber vom Pfosten wieder auf das Feld zurück. Und gegen Andreas Maier rettete VfR-Schlussmann Alexander Jäger (45.+2). Der VfR konnte von Glück reden, dass es zur  Halbzeit nur 0:0 stand.

 

Renner und Brandstetter treffen für Reutlingen

„Von der Laufbereitschaft, der Einstellung und dem kämpferischen Einsatz kann ich dem Team keinen Vorwurf machen, aber mit zunehmender Dauer verkrampften meine Spieler immer mehr“, erkannte Stamm. „Uns fehlt in dieser Situation einfach mal ein Tor, um in Spielfluss zu kommen“, sah er wie sich seine Mannschaft auch nach der Pause erfolglos bemühte und Reutlingen zunehmend die Oberhand bekam. Vorne lief nicht viel zusammen bei den Rasenspielern und hinten schlichen sich mehr und mehr Fehler ein.

Bei der Reutlinger Führung half der VfR kräftig mit. Zwei unnötige Ballverluste gingen dem Treffer von Michael Renner zum 0:1 voraus (77.). Jetzt ging beim VfR der Rollladen herunter und die neunte Saisonniederlage rückte näher. Den Tiefpunkt des Spiels sahen die Zuschauer in der Nachspielzeit. Ein Freistoß von Seemann prallte von der Mannheimer Mauer direkt vor die Füße von Marcel Brandstetter, der keine Mühe hatte, zum verdienten 0:2 zu vollenden  (90.+4).

 

Göksel Durmus hat Sperre zu erwarten

Zu diesem Zeitpunkt war der VfR bereist in Unterzahl, denn zu allem Überfluss handelte sich Göksel Durmus in der Nachspielzeit auch noch die rote Karte ein. Zuvor schon mehrfach provoziert, ließ er sich zu einer Unbeherrschtheit hinreißen und wird dem VfR in den nächsten Wochen gesperrt fehlen.

Vor einer Woche hatte der VfR noch drei Punkte Rückstand auf Reutlingen, doch der SSV holte in den Spielen am Donnerstag in Pforzheim und nun beim VfR mit zwei Siegen die Optimalpunktzahl und hat sich nun an das untere Mittelfeld herangearbeitet. Beim VfR schaut man derzeit besser nicht auf die Tabelle. Und zur Trainerfrage: Es läuft wohl auf einen Coach mit Stallgeruch hinaus. Stamm, der das Team derzeit betreut und ihr etwas Leben eingehaucht hat, hat nicht die für die Oberliga erforderliche Trainerlizenz.

Mannheim: Jäger – Mantel, Prokop, Kirschner, Denefleh (66.Bakis) – Sen, Adragna, Karamehmedovic (85.Meckel), Durmus – Ibrahimovic (46.Gomez), Kyei

Reutlingen: Gurski – Maier (48.Bitzer), Hartmann, Ricciardi, Lübke – Frick, Schall – Schimmel, Eiberger (31.Golinski / 59.Renner), Seemann – Brandstetter

Schiedsrichter: Schröter (Eberbach)
Zuschauer: 500
Tore: 0:1 Renner (77.), 0:2 Brandstetter (90.+4) rote Karte: Durmus (unsportl. Verhalten, 90.+2)

Foto: Berno Nix

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