Der VfR Mannheim wenige Tage vor der Punktspielpremiere 2012

Archiv Oberliga (Fußball) | erstellt am Sa 03.03.2012

Nach einer doch recht langen Winterpause beginnt somit die heiße Phase – Spiele, bei denen es nicht um Tests und in aller Freundschaft geht, sondern um wichtige Punkte. Der Sportkurier hat sich vor der Rückserien-Premiere mit dem Trainer des Oberliga-Tabellenführers unterhalten.

Sportkurier: Herr Kocak, noch 4 Tage, dann beginnt die (Rest)-Rückserie. Noch 13
Verbandsspiele, dann ist für den VfR Mannheim die Oberliga-Saison 2011/2012 als Aufsteiger beendet. Steht am Ende die sportliche Sensation, der Aufstieg in die Regionalliga oder befasst man sich nach wie vor nicht mit diesem Thema?

Kenan Kocak: Gute Frage, damit beschäftigen sich sicherlich viele Leute bei der Presse und bei den Fans des VfR Mannheim. Auch „Außenstehende“ sehen uns da schon in der Regionalliga – aber Sorry, dafür habe ich überhaupt kein Verständnis.

Sportkurier: Die Art und Weise wie ihre Mannschaft Fußball spielt und die aktuelle Tabelle deuten doch aber in diese Richtung.

Kenan Kocak: Wir tun alle gut daran, den Ball flach zu halten und wirklich nur Spiel für Spiel zu denken. Wo kommen wir her (Verbandsliga), was sind wir (Aufsteiger), welche Ansprüche hatten wir (Klassenerhalt)? Und dann nur noch von einem Aufstieg zu reden, obwohl noch 39 Punkte zu vergeben sind, das ist mir dann doch zu nervig.

Sportkurier: Klar, das eine ist die Erwartungshaltung der Fans, aber man sieht ja auch die Qualität im Kader.

Kenan Kocak: Ja, da wiederhole ich mich aber gerne. Diese Qualität der Spieler, die hat sich durch erst durch einen langen Prozess so entwickelt. Nehmen Sie nur als Beispiel die Spieler Cherief, Yazgan oder Yilmaz (Foto links), als auch Amiri. Alle haben sich innerhalb von nur 6 Monaten phänomenal weiterentwickelt und genau das ist unser Anspruch – unsere jungen Spieler immer weiterzuentwickeln, zu verbessern. Auch andere Spieler hatten doch zuvor überhaupt keine Erfahrung in der Oberliga und nun will man genau diesen Spielern schon attestieren, schon so gut wie aufgestiegen zu sein.

Sportkurier: Kommen wir zur Vorbereitungszeit. Alles nach Plan gelaufen?

Kenan Kocak: Ja und Nein. Das muss man von zwei Seiten sehen. Die Ergebnisse waren überragend, da wir vier Regionalligisten bezwangen und gegen zwei weitere Regionalligisten zwar unterlagen, aber mithalten konnten. Das sind aber Ergebnisse, von denen wir uns nicht blenden lassen, denn durch die sehr schlechten Witterungsverhältnisse hatten wir die gleichen Probleme wie andere Clubs auch.

Sportkurier: Das wären?

Kenan Kocak: Erstens die „klirrende Kälte“ und die Platzverhältnisse – Ja, und z.B., wie soll ich als Trainer
mit der Viererkette Dinge einstudieren, wenn mir ein Spieler wegen Krankheit (Kirschner) und ein anderer (Vidakovic) wegen Schichtarbeit fehlt? Das geht nicht. Auch andere Spieler, wie Gambo (Foto rechts), Cherief, Özgün, Burgio und Berger fielen zwischen 14 Tagen und 4 Wochen wegen Verletzung/Krankheit aus. Da kann man von einer optimalen Rundum-Vorbereitung nicht sprechen. Daher warne ich nochmals davor, hier in der Rückserie einen Selbstläufer VfR Mannheim zu sehen.

Sportkurier: Torjäger Kaan Erdogdu steht ja nach seiner Knie-Op auch nicht zur Verfügung.

Kenan Kocak: Ja, und Kaan ist ja nicht nur wegen seiner 15 erzielten Toren und seiner Assists wichtig für das Team. Er ist für unser Spielsystem prädestiniert gewesen, und auch eine starke Persönlichkeit. Er ist ja auch ein „Sprachrohr“ der Mannschaft gewesen und seine Abwesenheit spürt man da schon sehr. Wir müssen natürlich sehen, dass wir diesen Verlust kompensieren können.

Sportkurier: Sie haben in der Vorbereitung verschiedene Spielsysteme getestet. Wie sind die Erkenntnisse?

Kenan Kocak: In dem ein oder anderen Spiel hat das hervorragend und überraschend gut geklappt, aber wir haben auch das ein oder andere gesehen, was uns nicht gefiel und daran müssen wir arbeiten. Generell gilt: Im Spiel MIT und im Spiel OHNE Ball muss jeder meiner Spieler seine Aufgaben zu 100% erfüllen – da dürfen keine Defizite auftreten, denn dann ist der Mannschaftserfolg gefährdet.

Sportkurier:  Mit Rist und Oppong haben Sie ja noch zwei Langzeitverletzte. Sax und Kronholm können ja wieder spielen. Wie sieht es ansonsten personell aus?

Kenan Kocak: Personell gesehen ist das ganz in Ordnung. Wir müssen natürlich die Spieler, denen durch Krankheit und Verletzung einige Wochen Vorbereitungszeit fehlen – heranführen. Dafür habe ich auch ein hervorragendes Funktionsteam, die da sehr gute Arbeit leisten. Ohne ein solches Team kannst du keinen Erfolg haben.

Sportkurier: Wer ist denn das Team um die Mannschaft herum?

Kenan Kocak: Da haben wir Klaus Heitz (Ganz rechts im Bild) als meinen Co-Trainer – unseren Athletiktrainer Dirk Stelly, (ganz links im Bild) Torwarttrainer Bruno Hoffmann, die Zeugwarte: Tahir Yazgan, Fatih Bozkurt – als auch die Betreuer: Edmund Nohe und Alfred Boschert. Nicht zu vergessen unser Physio Manuel Knittel und Pressesprecher Sven Wolf. Sie alle sind wichtig für die Mannschaft und nur gemeinsam können wir stark sein.

Sportkurier: Hört sich nochmals nach „einschwören“ an.

Kenan Kocak: (lacht). Wenn man so nennen will, bitte. Wir müssen in den nächsten 13 Spielen weiter an einem Strang ziehen und natürlich ist der Fokus jetzt voll und ganz auf das Spiel gegen Offenburg gerichtet.

Sportkurier: Nach Offenburg kommt im Viertelfinale des Badischen Pokals der FC Nöttingen. Der Einzug ins Halbfinale und die große Chance auf den DFB-Pokal ist greifbar nahe.

Kenan Kocak: Nöttingen interessiert uns zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht. Wir arbeiten immer von Spiel
zu Spiel und schauen nicht auf das, was nach der aktuellen Herausforderung kommt, damit fahren wir sehr gut. Nach dem Sonntagspiel gegen Offenburg ist unser Fokus voll und ganz auf das Pokalspiel gerichtet.

Sportkurier: Am Wochenende hatten Sie mehrere Spieler in die U 23 abkommandiert. Im Spiel gegen Sulzbach (7:0 Sieg)zeigten die Spieler ein sehr gutes Engagement.

Kenan Kocak: Ja, das hat mich gefreut. Viele Spieler tun sich schwer, wenn Sie anstatt Oberliga, plötzlich Kreisliga spielen müssen. Aber die Jungs haben tollen Einsatz gezeigt und sich somit empfohlen. Das belebt den Konkurrenzkampf.

Sportkurier: Werden Sie auch zukünftig mehrere Spieler für die U 23 abstellen?

Kenan Kocak: Priorität hat die 1. Mannschaft, das muss klar sein. Eine Unterstützung für die 2. Mannschaft kann nicht zu Lasten meines Teams gehen. Wenn es die personelle Situation hergibt, werden wir sicher den einen oder anderen Spieler auch in der U 23 einsetzen.

Sportkurier: Dann bedanken wir uns für das Interview und wünschen Ihnen und ihrem Team für Sonntag den gewünschten Erfolg.

Kenan Kocak: Vielen Dank

Fotos: VfR