Der VfR Mannheim stolperte, aber er fiel nicht
Der VfR Mannheim stolperte, aber er fiel nicht
Archiv Oberliga (Fußball) | erstellt am So 04.03.2012
Die Mannheimer mit gefühlten 70% Ballbesitz gegen eine gut gestaffelte Defensive der Offenburger. In der 16. Minute war es Keven Bayram, der mit einem genialen Pass auf Giuseppe Burgio aufwartete und dieser nahm die Kugel mit der Brust an, und vollendete mit einem Volleykracher unter die Latte zur 1:0 Führung – ein Tor wie aus dem Bilderbuch.
Dann der Schock: 19. Spielminute – Freistoß für die bis dahin harmlosen Südbadener. Laurenz Hass mit einem lang gezogenen Ball in den Strafraum der Gastgeber und Alexander Christ stieg nahezu unbedrängt hoch, köpfte das Leder zum 1:1 Ausgleich in die Maschen. Ein unnötiger Gegentreffer, bei dem der Deckungsverbund, aber auch Torhüter Kronholm nicht besonders gut aussahen.
Es ging wieder in die andere Richtung. In der 23. Minute spielte Deniz Yilmaz mit Burgio Doppelpass und letzterer spitzelte vor dem herauseilendenen Torhüter Florian Streif den Ball am Pfosten vorbei.
Der Tabellenführer in dieser Phase des Spiels druckvoll, mit einer ONE-MAN (Burgio)-SHOW.
Wieder war es der brandgefährliche und sehr agile Giuseppe Burgio, der in der 26. Minute gleich zwei Offenburger wie Slalomstangen stehen ließ und aus ca. 20 Metern einen Gewaltschuss wagte, aber Torhüter Streif wehrte mit einer Blitzreaktion dieses Geschoß ab.
Danach verflachte die Partie, denn die Offenburger standen gut gestaffelt, machten die Räume eng und der VfR- Abteilung „Attacke“ fiel nicht mehr viel ein. Giancarlo Pinna und Kevin Sax – beide waren so gut wie überhaupt nicht im Spiel drin. Keine Bindung zum Spielgeschehen, keine positiven Aktionen – nahezu Totalausfälle.
Mohamed Cherief und Deniz Yilmaz zwar bemüht und „ballforderdernd“, aber mit zu vielen Fehlpässen. Nauwied Amiri ging von Minute zu Minute mehr unter und konnte über die linke Seite kaum noch eine Aktion setzen.
Auf der Gegenseite hatte Dominik Gassmann in der 35. Minute nach einer Ecke nur ganz knapp am Tor vorbeigeköpft. Irgendwie hatte man das Gefühl, der Tabellenführer würde sich noch im Winterschlaf befinden.
Trainer Kenan Kocak reagierte. Für den enttäuschenden Kevin Sax kam Bashiru Gambo (Foto links) ins Spiel und in der 58. Minute Stefan Berger für Nauwied Amiri.
Eine Minute zuvor hatte nach einem Konter der Gast aus Offenburg durch Alexander Christ die Chance zur Führung. Mutterseelenallein stand er nach einem langen Pass halblinks ca. 12 Meter vor Kronholm, aber sein Schuss wurde vom VfR-Torhüter glänzend gehalten. Was war los mit der VfR-Defensive? Ob Mühlbauer, Wegmann, Kirschner oder Bayram – die Fehlerquote im Spiel „mit“ und „ohne“ Ball ungewohnt hoch.
So war es noch nicht einmal mehr überraschend, als Adrian Vollmer nach einem weiteren Konter des OFV im Strafraum angespielt wurde und in der 64. Minute aus 8 Metern problemlos zum 1:2 einnetzte. Eine kleine Sensation lag in der Luft. Sollte der Tabellenletzte gegen den Tabellenführer die drei Punkte einfahren?
So schnell gaben sich die Rasenspieler nicht geschlagen. Offenburg nur noch auf die Defensivarbeit ausgerichtet. Gegen 10 Mann tiefstehend, fanden die Mannheimer kaum eine Lücke. Oft überhastet und planlos die vorgetragenen Angriffe des Kocak-Teams. Auf der rechten Seite versuchten sich ständig Pinna und Wegmann, aber nahezu jeder Zweikampf auf der Außenbahn im 2:2 Verhältnis ging an die Offenburger. In der Spitze der eingewechselte und formschwache Ali Özgün, von dem keinerlei Gefahr ausging.
Da lief es über die Mitte und über Mohamed Cherief, der sich in der 2. Halbzeit steigerte, als auch über den eingewechselten und gut spielenden Bashiru Gambo, besser – hier wurde der meiste Druck erzeugt. Und über die Mitte wurde auch der 2:2 Ausgleich eingeleitet. Mühlbauer hatte in den Strafraum auf Gambo gespielt und dieser stand „goldrichtig“, traf in der 81. Minute zur Freude der 450 Zuschauer aus ca. 8 Metern zum 2:2 Ausgleich.
Nun versuchte der VfR Mannheim mit der Brechstange die Führung zu erzielen. Aber das Spiel nach vorne zu unkontrolliert – viele einfache Ballverluste entstanden in der gefährlichen Zone. Deniz Yilmaz probierte es in der 85. Minute nochmals mit einem Distanzschuss, aber dieser ging knapp über das Offenburger Tor.
Am Ende standen ein 2:2 Remis und natürlich zwei verlorene Punkte für den Tabellenführer. Gegen den FC Nöttingen ist am Mittwoch auf alle Fälle eine Leistungssteigerung notwendig, um in das Halbfinale des Badischen Pokals einzuziehen.
Stimmen zum Spiel:
VfR-Trainer Kenan Kocak: Ich kann natürlich mit dem Spiel meiner Mannschaft nicht zufrieden sein. Wir haben gut begonnen, hatten genug Chancen und sind auch folgerichtig in Führung gegangen. Danach können wir das 2:0 vorlegen, aber bekommen stattdessen den unnötigen 1:1 Ausgleich durch einen ruhenden Ball. Das darf einfach nicht passieren.
Was wir uns taktisch vorgenommen hatten, das funktionierte nicht. Gegen eine so tief stehende Defensive muss man das Spiel anders aufbauen, aber dazu hatten wir im Spiel zu viele Ausfälle. Ich kann natürlich auch nicht mit der Leistung von Kevin Sax und Giancarlo Pinna zufrieden sein – da kam definitiv zu wenig. Wir haben zu keiner Zeit das abgerufen, was wir können.
Unser Umschaltspiel von Offensive auf Defensive war grausam. Gambo hat mir nach seiner Einwechslung gut gefallen, er hat seine Aufgabe hervorragend erfüllt. Ich reiße der Mannschaft aber jetzt auch nicht den Kopf herunter. Wir müssen aus dem Spiel lernen und es im Pokal am Mittwoch einfach wieder besser machen. Ich bin zuversichtlich dann wieder ein anderes VfR-Team auf dem Platz zu sehen.
Aufstellung VfR Mannheim: Kronholm, Mühlbauer, Wegmann, Sax (46. Gambo), Yilmaz, Burgio, Kirschner, Bayram (65. Özgün), Amiri (58. Berger), Cherief, Pinna
Aufstellung Offenburg: Streif, Kahle, Gassmann, Wittwer, Seger, Christ (76. Beiser-Biegert), Haas, Vollmer, Petereit (62. Göhringer), Schlieter, Salihu (72. Herrmann)
Zuschauer: 450
Schiedsrichter: Manuel Hellwig (Böblingen)
Tore: 1:0 Burgio (16.), 1:1 Christ (19.), 1:2 Vollmer (64.), 2:2 Gambo (81.)
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