Dirk Schuster, ein gefragter Mann bei den Journalisten. Bild: Marc Schüler

Dirk Schuster, ein gefragter Mann bei den Journalisten. Bild: Marc Schüler

Ex-Waldhöfer greift in Bundesliga an – Darmstadts Trainer Dirk Schuster – vom beinharten Verteidiger zum smarten Defensiv-Taktiker

Archiv 1. Bundesliga (Fußball) | erstellt am Di. 28.07.2015

Dieser Erfolg hat bei den Lilien einen Namen: Dirk Schuster.

Aus dem Saisonziel Klassenerhalt wurde „Nichts“ – die 98er stiegen auf!

„Wir haben zweimal hintereinander das Saisonziel Klassenerhalt verpasst: Trainer raus!“, verkündete ein schelmisch grinsender Dominik Stroh-Engel bei der Aufstiegsfeier der Lilien und sprach damit das offene Geheimnis um den Erfolg des Teams aus. Diesen Erfolg erzwingen die Lilien nicht durch kompromissloses Angriffsspiel, sondern durch eine geordnete Defensivstrategie mit schnellem Umschaltspiel – „moderner Fußball“ wie viele Experten das nennen, „Power-Fußball“ sagt Schuster selber.

Die Euphorie ist bei den „Lilien-Fans“ nach den großen sportlichen Erfolgen der letzten Jahre riesengroß. Bild: Marc Schüler.

 

Die Anfänge in der ehemaligen DDR beim FC Karl-Marx-Stadt

Begonnen hat die Karriere von Dirk Schuster als Verteidiger beim FC Karl-Marx-Stadt, mit dessen Junioren er 1986 DDR-Meister wurde. Nach ersten Spielzeiten im DDR-Fußball bei Sachsenring Zwickau und dem 1. FC Magdeburg, wechselte er gleich nach der Wende 1990 zu Eintracht Braunschweig in die 2. Bundesliga. Eine Saison war Schuster in Braunschweig tätig, bevor er zum Karlsruher SC wechselte, wo er sich einen guten Namen machte und seine erfolgreichste Zeit erlebte.

Bewegte Fußballer-Laufbahn

So war er unter anderem am „Wunder vom Wildpark“ beteiligt, dem legendären 7:0 des KSC gegen den FC Valencia im UEFA-Cup. Ebenso gelang im 1995 gegen den FC Aarau im UI-Cup einmal das „Tor des Monats“. Dreimal wurde Schuster in den Jahren 1994 und 1995 für die Nationalmannschaft von Bundestrainer Berti Vogts nominiert. Nachdem er 1997 den KSC nach 167 Einsätzen verließ, hielt der damals 29-jährige es nirgends mehr lange aus.

Zwei Jahre war er beim 1. FC Köln, anschließend wechselte er für eine Saison in die Türkei zu Antalyaspor, in die Österreichische Liga zu Admira Wacker Mödling, dem LR Ahlen, SV Wilhelmshafen und 2004 schließlich mit 36 Jahren in die Oberliga zum SV Waldhof Mannheim, für den er zwei Jahre lang die Fußballschuhe schnürte. ASV Durlach hieß seine nächste Station, wo er zwei Monate als Interimstrainer Geschmack an dieser Aufgabe fand.

Als Lehrgangsbester schloss er bei der Fußballlehrer-Lizenz 2007 ab. Bild: Marc Schüler

 

Als Lehrgangsbester schloss er im Dezember 2007 die Ausbildung zum DFB-Fußballehrer an der Hennes-Weisweiler-Akademie in Köln ab

Doch sollte es bis zum 1. Juli 2009 dauern, ehe Schuster eine Chance bekam sein Können als Trainer der Stuttgarter Kickers im Profibereich unter Beweis zu stellen. „Manchmal muss man eben abwarten bis eine Situation kommt, die eben passt. Es gab Anfragen, aber manchmal ist es besser Geduld zu haben“, erklärte Schuster damals seine rund anderthalbjährige „Profi-Pause“. Mit den Kickers stieg er nach der Saison 2011/12 in die 3. Liga auf, wurde aber im November 2012 bereits entlassen. Nur knapp einen Monat später war Schuster wieder da: als Trainer des Tabellenletzten der 3. Liga SV Darmstadt 98. Auch wenn Schuster nur wenig Zeit hatte die Mannschaft nach seinen Wünschen zu strukturieren, gelang es ihm den sicheren Abstieg zu vermeiden.

Bielefeld in dramatischen Aufstiegsspielen bezwungen

Ausgerechnet Ex-Verein Stuttgarter Kickers war jedoch der „Endspiel-Gegner“ im Kampf um den Klassenerhalt. 1:1 endete die Partie, Darmstadt damit eigentlich abgestiegen, wäre den Offenbacher Kickers nicht die Lizenz entzogen worden. Schuster und sein Team nutzten die gewonnene Zeit in der 3. Liga und gaben dem „ersten Abstiegskandidaten der 3. Liga“ ein neues Gesicht.

Mit Stürmer Dominik Stroh-Engel, den Schuster vom SV Wehen-Wiesbaden holte, war der Torgarant gefunden. 27 Treffer erzielte Stroh-Engel in der Saison 2013/14 und dies verbunden mit der zweitbesten Defensive der 3. Liga nach Meister Heidenheim reichte für den Relegationsplatz.

Ernüchternd war die Bilanz nach dem Hinspiel gegen Arminia Bielefeld keinesfalls. Zwar hatte Darmstadt 1:3 zu Hause verloren, doch in der Saison mehr erreicht als jeder Anhänger und Verantwortliche zu hoffen gewagt hatte. Der Rest ist Geschichte: Durch das Tor von Elton da Costa in der 122. Minute zum 4:2 steigt Darmstadt doch noch auf und marschiert hinter der besten Defensive der 2. Liga durch bis in die Bundesliga.

Dirk Schuster will sein Team in der 1. Bundesliga halten. Foto: Marc Schüler

 

Kein Kumpeltyp ist Schuster als Trainer, vielmehr spricht er in seiner Mannschaft viel Klartext

„Da weiß jeder woran er ist, das ist auch der Grund warum wir so eine charakterlich gute Mannschaft haben“, erklärte der Trainer sein Erfolgsrezept. Schuster setzt dabei auch auf Spieler, die andere Vereine schon aufgegeben haben und kann diese zu Leistungsträgern machen. Dabei ist es ihm wichtig, dass sich der Fußballer ganz in den Verein und das System einbringt und sich für den Erfolg zerreißt.

Dies zahlt er als Trainer dann mit Vertrauen zurück, wenn es beim Spieler nicht so läuft. Eine feste Hierarchie gibt es in seiner Mannschaft nicht, vielmehr soll diese sich ganz von alleine bilden. „Es wird immer Häuptlinge geben, aber es muss auch Indianer geben. Die Hierarchie definiert sich von alleine über die Leistung, wo sich jeder Spieler einordnet, das hat er selber in der Hand.“

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