Hoffenheim hatte den chilenischen Torjäger der Copa America - Eduardo Vargas aus Neapel verpflichtet.  Foto: Marc Schüler

Hoffenheim hatte den chilenischen Torjäger der Copa America - Eduardo Vargas aus Neapel verpflichtet. Foto: Marc Schüler

1899 Hoffenheim am Scheideweg – Abstiegskandidat oder nur Ergebniskrise?

Archiv 1. Bundesliga (Fußball) | erstellt am Di. 20.10.2015

Der Abstand zu Schlusslicht FC Augsburg beträgt nach dem 9. Spieltag einen mageren Punkt. So hatte man sich das zu Saisonbeginn nicht vorgestellt, zumal der Spielerkader ein erfrischendes Lifting mit hochbegabten Spielern bekam. Laut transfermarkt.de haben die Verantwortlichen fast 24 Millionen Euro für Neuzugänge in die Hand genommen. Damit nimmt der Dorfverein hinter Branchenkrösus Bayern München (86), Leverkusen (58), Wolfsburg (56), Schalke (33) und Mönchengladbach (29) Platz sechs ein.

Zum Vergleich, die beiden Aufsteiger Ingolstadt (4 Mio) und Darmstadt (1 Mio) liegen mit weitaus geringeren Investitionen punktemäßig deutlich vor den Kraichgauern

Die Kaderrunderneuerung, die bereits in der vergangenen Saison eingeleitet wurde, hat alteingesessene, etablierte Leistungs- und Sympathieträgern wie Andreas Beck, Sejad Salihovic und Sven Schipplock aussortiert. Spielmacher Roberto Firmino konnte sportlich und finanziell nicht gehalten werden. Anthony Modeste ließ man nach Köln ziehen, wo er zum Torjäger avancierte.

Mit talentierten, hungrigen und entwicklungsfähigen Profis (Fabian Schär, Pavel Kaderabek, Jonathan Schmid, Mark Uth und Joelington) sollte es sportlich aufwärts gehen. Gegen Ende der Transferperiode wurden zudem noch Alt-Star Kevin Kuranyi als „großer Bruder für die jungen Spieler“ und torgefährlichem Zentralstürmer aus Moskau sowie der chilenische Torjäger der Copa America – Eduardo Vargas aus Neapel verpflichtet.

 

Foto re: Kevin Kuranyi hat sich bislang nicht als Verstärkung erwiesen. Foto: M. Schüler.

 

Das herbstliche Zwischenfazit fällt also eher negativ aus

Die Entwicklung der neuen Mannschaft scheint zeitintensiver und schwieriger zu werden als zunächst gedacht. Die Neuzugänge konnten bis auf Vargas und mit Abstrichen Schmid, noch nicht den Beweis erbringen, echte Verstärkungen zu sein. Uth, Schär und Kuranyi mussten zuletzt mit der harten Ersatzbank Vorlieb nehmen. Bei der Ursachenforschung tun sich selbst die Beteiligten schwer. Man verweist auf fehlende Abstimmungen, Abläufe und Spielideen, die noch Zeit brauchen, um bei allen verinnerlicht zu werden.

Trainer Markus Gisdol ist nach dem enttäuschenden Remis gegen Stuttgart und der 4:2 Niederlage in Wolfsburg dennoch optimistisch: „Unsere Mannschaft wird insgesamt stabiler, das sieht ja jeder“. Diese Meinung teilen nicht alle. Wenig Stabilität und Konstanz zeigte sein Team in der Hälfte aller bisherigen Partien gegen Darmstadt, Bremen, Mainz, Stuttgart und Wolfsburg.

Ein leidenschaftlicher, herzerfrischender Offensivfußball war jeweils höchstens eine Halbzeit erkennbar. In der restlichen Spielzeit prägten Unsicherheiten, fehlendes Verständnis, Abspielfehler und wenig Torgefahr das TSG-Spiel. Ein ständiges Auf und Ab mit fehlender Konstanz über die gesamten 90 Minuten plus Nachspielzeit brachte die Mannschaft oftmals um den Ertrag.

Erschreckend die Bilanz der späten Gegentore in den Schlussminuten, die in drei Heimspiele bereits vier Punkte kosteten. Die nächsten Partien gegen Hamburg, Köln und Frankfurt werden zur Standortbestimmung.

Gelingt es mit einer Serie sich ins Mittelfeld hochzuarbeiten oder wird das Thema Abstiegskampf zum Dauerthema?

Gisdol und sein Trainerteam werden weiter am Gesamtgebilde basteln und an einzelnen Stellschrauben nachjustieren, damit die Mannschaft als funktionierende Einheit wieder auf die Erfolgsspur zurückkehrt. Das achte Erstligajahr kann zu einer sehr richtungsweisenden Saison für Spieler und Verantwortliche werden.

 

Erschienen in unserer aktuellen PRINT-AUSGABE.

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