Kenan Kocak hat beim SV Sandhausen frischen Wind reingebracht. Bild: S. Lörz
Hinrunden-Fazit: Kenan Kocak ein Glücksgriff für den SV Sandhausen / Hardtwälder überzeugen ihre Fans
SV Sandhausen | erstellt am Mi. 28.12.2016
Denn Kenan Kocak hat beim SV Sandhausen frischen Wind reingebracht. Der ehemalige Trainer des SV Waldhof Mannheim hat dem Zweitligisten neues Leben eingehaucht. Aus Sicherheits-Fanatikern wurden Erlebnis-Fußballer, bei denen es Spaß macht, zu zuschauen.
Und auch der Tabellenplatz kann sich sehen lassen. Unter dem Ilvesheimer überwintern die Hardtwälder als Zehnter mit 24 Punkten auf dem Konto. Die offensivere Ausrichtung macht sich also auch tabellarisch bemerkbar.
Auffällig ist auch, dass es immer besser läuft. Zuletzt brachte die Kocak-Elf selbst die Startruppe von Hannover 96 in arge Bedrängnis. Auswärts erkämpfte man sich ein 0:0 – und es wäre sogar ein Sieg drin gewesen.
Überraschend ist der stetige Anstieg der Leistungskurve nicht, es dauert eben seine Zeit, bis eine Mannschaft, die noch in der Vorsaison unter Alois Schwartz eher auf die „Maurertaktik“ gesetzt hat, sich an die neue Philosophie gewöhnt, sie verinnerlicht hat. Demnach ist also noch einiges von den Schwarz-Weißen zu erwarten.

Karlsruher SC vs. SV Sandhausen 2016 / Nr. 8 Andrew Wooten jubelt über seinen Treffer zur 1:2 Führung. Wooten kam bislang auf 8 Saisontreffer. Bild: AS Sportfotos
In der Endabrechnung vielleicht sogar ein einstelliger Tabellenplatz?
Gut möglich. Das wäre dann auch der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Denn über die Plätze 12 (2013/2014 sowie 2014/2015) und 13 (2015/2016) kamen die Hardtwälder bislang nicht hinaus. Doch bei all der Euphorie: Wer die Gegebenheiten in Sandhausen kennt, weiß, dass Vorsicht geboten ist. Denn bislang folgte einer famosen Hinrunde immer ein Seuchen-Rückrunde, in der mitunter trotz eines famosen Polsters doch nochmals gezittert werden musste.
In Sachen Knipser-Qualitäten hat bislang einer die Nase vorne, von dem das zu erwarten war: Andrew Wooten, der bislang acht Mal getroffen hat. Die Nummer zwei der Torjäger am Hardtwald ist Lukas Höler mit vier Kisten.
Die Fans wurden insgesamt mit sechs Siegen beschenkt. Schön waren sie alle, aber einer überstrahlte alle – weil er so prestigeträchtig war:

SV Sandhausen vs. Dynamo Dresden 2016 / Nr. 5 Daniel Gordon (SVS) köpft auf das Dresdner Tor. AS Sportfotos
Nürnberger Fans: „Nehmt Alois Schwartz wieder mit und lasst Kenan Kocak da.“
So gelang am 19. November ausgerechnet beim „großen“ Karlsruher SC, dem badischen Nachbarn, mit dem 3:1 der erste Auswärtscoup der Saison. Und das, obwohl die Vorzeichen völlig andere sind. Sandhausen muss mit einem deutlich geringeren Etat als die Fächerstädter auskommen. Doch wie heißt es, doch so schön: Geld schießt keine Tore – und auch Punkte lassen sich nicht kaufen. So überwintert der SVS mit zehn Punkten Vorsprung auf Karlsruhe (15. Platz).
Einen weiteren Knaller ließen die Schwarz-Weißen in Nürnberg los. Beim Traditionsverein feierten Wooten und seine Kollegen einen beeindruckenden 3:1-Erfolg. Und das gegen ihren Ex-Trainer Alois Schwartz. Dass der bei den Franken nicht sonderlich beliebt zu sein scheint, zeigte sich an einem Plakat, das die Fans der Nürnberger während der Partie kurz gehisst hatten. „Nehmt Alois Schwartz wieder mit und lasst Kenan Kocak da“, war auf ihm zu lesen.
Ein lustiger Spruch, in dem ein Stückchen Wahrheit liegt – und schon bald zur bitteren Realität für Sandhausen werden könnte. Denn momentan ist es irgendwie nur schwer vorstellbar, dass Kocak noch ewig beim SVS bleiben wird. Erfolg macht bekanntlich begehrt. Und so dürfte der SV Sandhausen wohl auch nur eine Durchgangsstation für den Trainer auf dem Weg nach oben werden.
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