Spieler vom SV Sandhausen (SVS), schwören sich mit einem Mannschaftskreis vor dem Anpfiff ein. Fussball, 3. Liga, SV Sandhausen - VfB Stuttgart II, 22.10.2024. Bild: IMAGO/foto2press.
Hat der SV Sandhausen das Zeug zum Aufstieg?
3. Liga | erstellt am Do 24.10.2024
sport-kurier. Beim SV Sandhausen hätte man zum aktuellen Zeitpunkt sicher nichts dagegen, wenn die Saison bereits beendet wäre. Denn die Hardtwälder stehen nach 11 Spieltagen dort, wo jeder gerne stehen würde. Die Mannschaft von Trainer Sreto Ristic führt das Tableau an.
Nur ein Ausrutscher, also eine Momentaufnahme oder hat der SVW tatsächlich das Zeug, sich wieder in die 2.Liga zu verabschieden? Nimmt man die ersten Wochen und Monate als Maßstab, so ist ihnen die Rückkehr ins Unterhaus alle mal zuzutrauen. Matthias Imhof, der im zweiten Jahr als Sportlicher Leiter das Sagen hat, ist im Gegensatz zur Vorsaison etwas von seiner Marschroute abgerückt. Im Sommer 2023 heuerten vor allem große Namen für Drittliga-Verhältnisse in Sandhausen an. Auch aus Österreich, wo Imhof zuvor erfolgreich gearbeitet hat, wurden Fußballer verpflichtet, die ohne Zweifel alles herausragende Fußballer waren.
Doch alleine das ist in der 3.Liga noch kein Garant für Erfolg. Dort wird ein anderer Fußball gespielt als beispielsweise auch in der 2.Liga. Es ist mehr Körperlichkeit gefragt. Gegner werden nicht an die Wand gespielt, sondern eher niedergerungen. Was sich aktuell auch mal wieder am Tabellenbild nach 11 Spielen ablesen lässt. So liegen beispielsweise zwischen dem Tabellenletzten Osnabrück (Platz 20), in dem viele eigentlich ganz nebenbei einen der Topfavoriten auf den Aufstieg gesehen haben, und dem SV Waldhof als Zehnter nur 6 Punkte. Auch der SVS hat als Spitzenreiter auf den Fünften aus Wiesbaden nur 2 Punkte Vorsprung. Alles ist extrem eng beisammen. Es klingt abgedroschen, aber in der 3. Liga ist es wirklich so, dass jeder jeden schlagen kann. Wer nicht in jedem Spiel an seine Leistungsgrenze geht, wird bestraft. Die 3.Liga gleicht deshalb einem Marathon, was die 38. Pflichtspiele noch zusätzlich unterstreichen.
Die Ristic-Elf braucht sich vor keinem Kontrahenten zu verstecken, schon einige Topteams haben sich an der klug zusammengestellten Mannschaft die Zähne ausgebissen. Dennoch ist da etwas, das durchaus beunruhigt und gewissermaßen auch an die letzte Saison, in der auch nicht alles schlecht war, erinnert. Und zwar, dass die Bilanz gegen die vermeintlich Kleinen der Liga. Bislang ging es gegen drei Aufsteiger, zwei Mal durfte man zuhause gegen sie ran und holte insgesamt dennoch nur 2 von möglichen 9 Punkten. Gegen Hannover 96 II setzte es in einem sehr schwachen Spiel eine 0:1-Pleite, bei Energie Cottbus trennte man sich 1:1 und zuletzt zuhause gegen den VfB Stuttgart II mit demselben Ergebnis. Allerdings ist Cottbus natürlich auch kein normaler Aufsteiger. Der Traditionsverein mischt oben mit und hat schon einige andere Gegner geärgert.
Positiv ist für Sandhausen außerdem hervorzuheben, dass sie es auch an Tagen, an denen sie vielleicht nicht ihr Optimum ausschöpfen können, immerhin nicht verlieren. So war die letzte Pleite, die bereits erwähnte gegen Hannovers Reserve am 24. August.
Clever besetzt ist die Trainersparte. Mit Ristic kam Roberto Pinto als Co-Trainer, die beide auch schon als Spieler für den SVS aufgelaufen sind. Außerdem wirbelt auch Dennis Diekmeier, der seine Karriere im Sommer beendet hat, im Trainerteam mit. Viel mehr Identifikation geht nicht. Auch Präsident Jürgen Machmeier hält sich bislang zurück, anders als im Vorjahr, als man den Aufstieg als klares Ziel ausgegeben hatte, hält man dieses Mal den Ball flach. Natürlich wird man Richtung Aufstiegsplätze schielen, aber behält das eher für sich und nimmt somit auch den Druck von der Mannschaft.
Nach 11 Spieltagen lässt sich jedenfalls konstatieren, dass es am Ende nicht überraschen würde, wenn der SVS am Saisonende die Flucht nach oben antritt. Klappt das nicht, dürfte es auf Dauer aber schwierig in der 3.Liga werden. Denn nicht wegdiskutieren lässt sich auch, dass man bezüglich des Zuschaueraufkommens nicht zufrieden sein kann. Unter der Woche im Abendspiel gegen den VfB Stuttgart II pilgerten gerade einmal knapp über 3000 Zuschauer ins Stadion. Man hätte deutlich mehr verdient als Spitzenreiter. Voller wird es am Hardtwald bislang nur, wenn die Gegner viele Anhänger im Schlepptau haben. Und wenige Zuschauer sind nicht nur aus finanzieller Sicht schlecht, sie sorgen sicher auch nicht dafür, sich dauerhaft interessant bei Sponsoren zu machen.
Für den SVS muss die 2.Liga deshalb das Ziel bleiben – schon alleine auch wegen der deutlich höheren Fernsehgelder.
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