Sonja Kuttelwascher - mit Leidenschaft Schiedsrichterin
Sonja Kuttelwascher – mit Leidenschaft Schiedsrichterin
Archiv Verbandsliga (Fußball) | erstellt am Di 08.01.2013
Foto: Sonja Kuttelwascher (Mitte) mit ihren Assistentinnen Evelyn Holtkamp und Nina Schneider. Bild: BFV
Woche für Woche beweist sich die gebürtige Mannheimerin Sonja Kuttelwascher auf Deutschlands Sportplätzen.
2011 wurde die 26-jährige Industriemeisterin – Fachrichtung Chemie bei der Aktion „Danke Schiri“, welche der DFB in Kooperation mit der DEKRA ins Leben rief, zur „Besten Schiedsrichterin“ des Badischen Fußballverbandes gekürt.
Foto: Ehrung bei der „Danke Schiri“ Aktion. Sonja Kuttelwascher wurde ausgezeichnet. Bild: BFV
Der Sportkurier hat den Werdegang der talentierten Schiedsrichterin beleuchtet und einige interessante Fragen gestellt.
Sportkurier: Frau Kuttelwascher, natürlich interessiert es unsere Leser/innen – wie und wann kamen Sie zur Schiedsrichterei?
SONJA KUTTELWASCHER: Ich hatte beim TSV Neckarau mit 12 Jahren begonnen Fußball zu spielen. Im November 2003, also mit 17 Jahren – begann ich mich für die Schiedsrichterei zu interessieren und so habe ich dann einen Schiedsrichterlehrgang besucht, kurze Zeit danach die Prüfung abgelegt.
Sportkurier: Was begeisterte Sie damals, natürlich auch noch heute, am „Pfeifen“?
SONJA KUTTELWASCHER: Es war eine neue, interessante Herausforderung. Ein Spiel zu leiten, schnelle und natürlich möglichst richtige Entscheidungen zu treffen – im Interesse aller Beteiligten für eine ordnungsgemäße Durchführung des Spiels zu sorgen. Es ist ein sehr schönes, empfehlenswertes Hobby, bei dem man die Kameradschaft pflegen kann, viel herum kommt und natürlich auch geistig und körperlich gefordert wird. Es beeinflusst auch die Persönlichkeitsentwicklung positiv, stärkt das Selbstbewusstsein.
Foto: Sonja Kuttelwascher bei einem Frauen-Hallenturnier in Aktion – Bild: T. Schlimme
Sportkurier: Wie war ihre Entwicklung als Schiedsrichterin?
SONJA KUTTELWASCHER: Die ersten beiden Jahre pfiff ich überwiegend Jugendspiele. Ab 2005 dann auch bei den Herren die C-Klasse bis hoch zur Kreisklasse A. In der Saison 2007/2008 war es die Kreisliga und die nächsten beiden Jahre durfte ich bis zur Verbandsliga Spiele leiten. Bei den Frauen darf ich bis zur Regionalliga pfeifen und in der 1. Frauen-Bundesliga an der Linie assistieren.
Sportkurier: Das liest sich nach atemberaubendem Aufstieg. Innerhalb drei Spielzeiten sind Sie von der Kreisklasse bis in die Verbandsliga aufgestiegen. 2011 wurden Sie sogar zur „Besten Schiedsrichterin“ beim Badischen Fußballverband gekürt. Wie definieren Sie denn ihre weiteren Ziele?
SONJA KUTTELWASCHER: Natürlich freue ich mich über meine persönliche, sportliche Entwicklung – auch über diese Ehrung. Aber darauf kann man sich nicht ausruhen, sondern man muss sich Spiel für Spiel und Spielzeit für Spielzeit neu beweisen. In erster Linie möchte ich natürlich die Verbandsliga halten und irgendwann in der Herren-Oberliga Spiele leiten. Bei den Frauen ist mein Ziel auf den Einsatz als Schiedsrichterin in der 1. Bundesliga fokussiert.
Foto: Einsatz in der Verbandsliga Nordbaden – hier bei einem Spiel in der Saison 2010/2011. Bild: SVS
Sportkurier: Der Zeitaufwand, gerade bei Spielen des DFB ist doch enorm. Beschreiben Sie mal den Ablauf eines Spiels der 1. Frauen-Bundesliga.
SONJA KUTTELWASCHER: Wenn das Spiel sonntags um 11:00 Uhr angepfiffen wird, dann erfolgt die Anreise mit dem Zug schon am Vortag, wird im Hotel übernachtet. Am nächsten Morgen Frühstück – 1,5 Stunden vor Spielbeginn im Stadion sein und die üblichen Checks durchführen, natürlich auch Warmmachen. Nach dem Spiel findet eine Besprechung mit dem Schiedsrichterbeobachter statt. Nach dem Essen geht es auf die Heimreise und je nachdem wo das Spiel stattfand, kann diese auch mal 5-6 Stunden dauern.
Sportkurier: Da bedeutet ja teilweise mehr als 24 Stunden Zeitaufwand. Ist das mit dem Privatleben zu vereinbaren?
SONJA KUTTELWASCHER: Ja, der Zeitaufwand ist enorm, da ich ja generell an Wochenenden meist zwei Mal im Einsatz bin, auch samstags. Mein Partner kommt damit klar, da er selbst Schiedsrichter ist und das entsprechende Verständnis aufbringt.
Foto: Links im Bild – Einsatz als SR-Assistentin bei einem Spiel der 1. Frauen-Bundesliga. Bild: S.K.
Sportkurier: Welche Sprüche muss man sich denn von Zuschauern als Schiedsrichterin am häufigsten anhören?
SONJA KUTTELWASCHER: (lacht). Na ja, „Frauen gehören hinter den Herd“ usw. Da sind schon noch Vorurteile gegenüber Schiedsrichterinnen vorhanden. Aber oft genug kann man mit einer guten Spielleitung auch die Kritiker überzeugen.
Sportkurier: An welches Spiel würden Sie sich da spontan erinnern?
SONJA KUTTELWASCHER: Da war ein Spitzenspiel in der Landesliga Mittelbaden. Ich konnte sehr gut Sprüche von Vereinsverantwortlichen vor dem Spiel vernehmen – U.a. „Wie kann man zu einem Spitzenspiel eine Frau als Schiedsrichterin schicken?“ Nach dem Spiel kam genau diese Person auf mich zu und bestätigte eine sehr gute Spielleitung, er wäre sehr überrascht gewesen. So viel zu Vorurteilen.
Sportkurier: Das Problem ist bekannt. Das Verhalten gegenüber Schiedsrichter- und SR-Assistenten, von Spielern, Trainern und Zuschauern lässt öfters zu wünschen übrig. Hatten Sie schon sehr kritische Situationen bzw. vll. sogar Angst bei einem Spiel?
SONJA KUTTELWASCHER: Ich persönlich hatte zum Glück noch keine Situation, bei der ich eine Angst verspürt hätte. Die Schiedsrichter/innen werden da in Lehrgängen auch öfters in Punkto Deeskalation, Verhalten, Körperhaltung, Ausstrahlung usw. geschult, sodass man auch kritische Situationen zumeist doch lösen kann.
Sportkurier: Wir bedanken uns für das Interview und wünschen Ihnen weiterhin viel Spaß und natürlich auch viel Erfolg bei ihrer sportlichen Laufbahn.
SONJA KUTTELWASCHER: Vielen Dank.
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