Der FSV Bissingen hat den Aufstieg verdient / Weinheims Coach nach dem Aufstiegs-Aus im Gespräch mit dem Sportkurier

Archiv Verbandsliga (Fußball) | erstellt am So 17.06.2012

Denn just in dieser Spielminute traf Mario Di Biccari mit einem 25- Meter Distanzschuss zur 0:2 Führung für den württembergischen Verbandsligisten und die Gäste gingen in der Gesamtwertung mit 5:1 in Führung – ein uneinholbarer Rückstand.

Am Ende ging die Partie aus Sicht der Weinheimer mit 1:3 Toren verloren. Der FSV 08 Bissingen konnte ausgelassen den Oberligaaufstieg feiern, die Weinheimer müssen ein weiteres Jahr in der Verbandsliga Nordbaden spielen.

Foto: Jubelnde Bissinger nach der 2:0 Führung

Wir haben uns einen Tag nach dem Aufstiegs-Aus mit TSG-Chefcoach Michael Köpper unterhalten.

Sportkurier: Herr Köpper, nach der 1:3 Niederlage und der Gewissheit es nicht geschafft zu haben, sehr enttäuscht?

Köpper: Natürlich bin ich, sind wir enttäuscht. Wir hatten uns nach der 3:1 Hinspielniederlage viel vorgenommen und haben auch gut begonnen. Michael Bitz und Christoph Jüllich hatten bis zur 11. Minute zwei gute Gelegenheiten uns in Führung zu schießen, scheiterten aber knapp. Im Gegenzug fällt das 0:1, da wurde nicht schnell genug zur Ballseite verschoben – was Aufgabe unserer beiden 6er gewesen wäre in diesem Fall. So kannst du niemanden frei zum Schuss kommen lassen.

Sportkurier. Nach dem 0:1 Rückstand war kein „Feuer“ im Team erkennbar. So hat es nicht viele verwundert, als das 0:2 fiel.

Köpper: Ja, das war ganz schwach was wir bis zum 0:2 gezeigt haben. Das Team war nach den beiden Auftaktchancen – und dem anschließenden 0:1 aus dem Nichts heraus, zeitweise konsterniert. Wir haben uns dann aber gefangen und bis zur Pause gut dagegen gehalten. Respekt an meine Mannschaft – wir haben uns nach dem uneinholbaren Rückstand nicht aufgegeben, aber mehr war nicht drin am gestrigen Tage. Als eine Unverschämtheit empfand ich das Verhalten des Herrn Scheuermann (Gönner des VfR Mannheim), der einem unserer Spieler auf dem Gange zur Halbzeitpause eine Visitenkarte in die Hand drückte. Wie man lesen konnte, hatte der VfR ja riesengroße interne Finanzprobleme während der Runde – dann so respektlos aufzutreten, da gehört schon viel dazu. Es hat niemand etwas dagegen, wenn man so etwas nach dem Spiel macht – aber während der Halbzeit? Unglaublich!

Foto: Da halfen auch Zurufe von Michael Köpper nichts mehr – der FSV Bissingen war zu stark

Sportkurier: Ja, mit solchen Aktionen schießt sich der Oberligist selbst ein Eigentor und macht sich nicht unbedingt sympathisch – aber wieder zum Spiel: Der FSV Bissingen war immer einen Schritt schneller, agiler, präsenter. Ein verdienter Sieger?

Köpper: Ja, der FSV Bissingen hat sich den Aufstieg verdient. Und sie waren in den beiden Spielen das stärkere Team, aber man darf nicht vergessen, welche Personalprobleme wir hatten. Und ich bin sicher, diese Spiele gegen Bissingen wären viel enger gewesen, wenn wir nicht so viele Ausfälle gehabt hätten.

Sportkurier: Wie sah die personelle Situation aus vor dem Spiel?

Köpper: Tim Krohne hatte sich Montag verletzt (Bänderverletzung), Marc Bisch zog sich eine Kopfplatzwunde im Training zu. Uwe Rebholz hatte sich vor den Relegationsspielen einen Bänderriss zugezogen. Attila Laskai hatte eine Zahnwurzelentzündung und musste starke Tabletten nehmen. Christoph Jüllich und Hanno Antoni waren lange Zeit verletzt, mussten aber wegen unser Personalprobleme von Beginn an eingesetzt werden. Das alles waren keine optimalen Umstände für uns. Ich hatte den Verein schon in der Winterpause wegen etwaiger Engpässe gewarnt.

Sportkurier: Ja, es hatte schon verwundert, als sich Yasar Acic in der Winterpause schwer verletzte und Sie auch noch Melvin Schmitt nach Schwetzingen abgaben, dass hier nicht für Ersatz gesorgt wurde.

Köpper: Genau davor hatte ich gewarnt. Wenn wir am Ende den 2. Platz belegen würden und in die Aufstiegsspiele gehen – müsste man den Kader in der Breite verstärken. Das hat man nicht getan, weil man der Meinung war – es liefe ja alles wunderbar. Grunbach hat sich in der Winterpause gleich mit zwei starken Spielern verstärkt – das war deren Plus.

Foto: Der FSV 08 Bissingen hatte ein eindeutiges Zweikampf-Plus

Sportkurier. Jetzt hat man ja die Gewissheit, auch in der kommenden Spielzeit in der Verbandsliga zu spielen. Wie sehen die Personalplanungen aus?

Köpper: Wir haben schon nach dem Spiel mit dem einen und anderen ein Gespräch geführt. Wir haben bisher zwei Neuzugänge fest, mit weiteren stehen wir jetzt in finalen Gesprächen. Die nächste Woche können wir mehr dazu sagen.

Sportkurier: Cihad Ilhan vom SV Waldhof U 23 wurde mit der TSG Weinheim in Verbindung gebracht, dann hat er beim VfR Mannheim unterschrieben. War da was dran an dem Gerücht?

Köpper: Ja, Ilhan Cihad hatte uns eine mündliche Zusage für die kommende Spielzeit gegeben. Er hat sein Wort dann doch nicht gehalten und wir waren überrascht, als wir seinen Wechsel zum VfR Mannheim aus der Presse erfuhren. Aber mit einem solchen Verhalten von Spielern ist heutzutage immer öfters zu rechnen, leider.

Foto: Niedergeschlagene Spieler bei der TSG 62/09 Weinheim / Im Hintergrund jubelnde Bissinger

Sportkurier: Überwiegt die Enttäuschung oder die Zufriedenheit über eine ganz gute Saison, an deren Ende man mit leeren Händen da steht.

Köpper: Im Moment natürlich die Enttäuschung, denn wenn man so nahe dran ist, dann will man auch aufsteigen. Nimmt man aber die gesamte Spielzeit, so können wir sehr zufrieden sein. Wir haben einen Umbruch gehabt, das Team verjüngt – und halten es jetzt im Kern zusammen. So dürfte auch in der kommenden Spielzeit mit uns zu rechnen sein.

Sportkurier: Vielen Dank für das Gespräch und Ihnen jetzt eine erholsame Sommerpause, die doch recht kurz ist.

Köpper: Ja, sie ist kurz, aber es ist wichtig jetzt wieder den „Akku“ aufzuladen.

Fotos: Rhein-Neckar Picture