Topleute durch Topleute ersetzen?

Topleute durch Topleute ersetzen?

Topleute durch Topleute ersetzen?

Archiv Handball | erstellt am Mi 02.05.2012

Auch in diesem Sommer heißt es somit mal wieder Abschied nehmen: Henning Fritz (höchst wahrscheinlich Karriereende), Karol Bielecki, Krzysztof Lijewski, Ivan Cupic (alle zieht es zu Vive Kielce nach Polen), Michael Müller (HSG Wetzlar), Robert Gunnarsson (Ziel unbekannt) werden den Verein definitiv verlassen. Topleute, die durch Topleute ersetzt werden? Nicht in diesem Jahr. Diesmal ist alles anders.

Rings um das Löwengehege hat ein Umdenken eingesetzt. Gezwungenermaßen! Seit sich Jesper Nielsen, der große Macher im Hintergrund, Stück für Stück zurückzieht, rollt der Löwen-Rubel nicht mehr so, wie 15kurier 28594
man das gerne hätte – der Sportkurier berichtete bereits mehrfach.

Also macht man aus der Not eine Tugend

Die Gelben setzen auf die Jugend, auf Talente mit vornehmlich regionalem Bezug. Das Konzept ist schnell erklärt:  Auf jeder Position wirbeln ab der kommenden Saison ein Nachwuchsmann, der das Zeug zum Durchbruch hat, und ein bereits fertiger, verdienter Star. Die Talente sollen von dieser Konstellation profitieren, sukzessive ebenfalls zu Stars aufgebaut werden.

Will heißen: Die erste Sieben der Löwen genügt weiterhin allerhöchsten Ansprüchen, die zweite momentan noch nicht. Oder weiter gedacht: Verletzt sich ein Topstar, ist die jeweilige Position – zumindest vorerst –  nicht optimal besetzt. Doch ein Ausfall ist zu verschmerzen, was aber, wenn sich gleich mehrere Topverdiener verletzen?

Dann kann aus dem Spitzenklub ganz schnell eine graue Maus werden. Ein Risiko, dessen sich die Macher um Manager Thorsten Storm und Trainer Gudmundur Gudmundsson bewusst sind. Ändern können sie aber nichts. Zu den Neuen: Mit Torhüter Niklas Landin, 23, und Rückraum-Granate Kim Ekdahl du Rietz, 22, haben sich die Löwen zwei Spieler geangelt, die wohl in jeder anderen Handball-Mannschaft der Welt gesetzt wären. Sie sind jung und dennoch schon extrem weit in ihrer Entwicklung. Keine Frage: An ihnen werden die Fans ihre Freude haben.

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Marius Steinhauser ist in der großen weiten Handball-Welt bislang hingegen noch kein Begriff. In der Kurpfalz dagegen schon: Der rechte Flügelmann wechselt von der HG Oftersheim/Schwetzingen ins Löwengehege.  Dort bewies er in der A-Jugend-Bundesliga, was in ihm steckt.

Über 200 Treffer hat er in der höchsten deutschen Nachwuchsklasse in dieser Saison bereits erzielt. Besser ist keiner. Matthias Gerlich ist ebenfalls neu im Rudel. Der halblinke Rückraumspieler kommt vom TV Hüttenberg, ist 24 Jahre alt und studiert nebenbei noch Sport und Englisch auf Lehramt. Mit seinen 2,04 Metern wird er der größte Schlaks im Löwen-Kader sein. Klar ist zudem, dass die Badenern noch auf zwei Positionen nachlegen werden/müssen. Für Kapitän Uwe Gensheimer muss noch ein Backup auf der linken Flanke gefunden werden, und auch ein weiterer Kreisläufer muss noch her.

Entgegen der ganzen Wechselflut verhält sich das Ganze bei Abwehr-Chef Oliver Roggisch. Mit dem langen Blonden wurde verlängert. Bis 2013. Er ist eine zentrale Figur im neuen Löwenpuzzle. Roggisch soll die Jungen aufbauen, sie führen. Seine Leader-Qualitäten gaben den Ausschlag für die Vertragsverlängerung. Wobei der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft fortan für weniger Geld die Knochen hinhalten wird. Dass es überhaupt zu einer Einigung kam, hat viele Experten überrascht. Schließlich hat Roggisch einen großen Nachteil:

Er ist ein reiner Defensivspezialist, steht nur auf der Platte, wenn Tore verhindert werden sollen, sprich es muss ständig zwischen Angriff und Abwehr gewechselt werden, was das eigene Spiel langsam macht. Überfallartige Angriffe sind so kaum durchführbar. Doch Roggisch gleicht dieses Manko aus. Durch Kampf, durch Leidenschaft, durch unbändigen Willen. Ein echter Löwe eben.

Erschienen im Sportkurier-Magazin Ausgabe 27. April 2012 / Fotos: Rhein-Neckar Picture

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