Revanche geglückt
Revanche geglückt
Archiv Handball | erstellt am So 15.04.2012
… Durchgang starke Defensivleistung der Badener, die nach der Niederlage unter der Woche in Hamburg schnell wieder in die Spur fanden.
Zuerst die schlechte Nachricht: Im Kampf um die direkte Champions-League-Qualifikation müssen die Löwen bis zum Saisonende auf Patrick Groetzki und Børge Lund verzichten. Rechtsaußen Groetzki musste sich nach einem Riss des Außenmeniskus im rechten Knie in Heidelberg einer Operation unterziehen, Spielmacher Lund begab sich aufgrund von Leistenbeschwerden in seiner norwegischen Heimat ebenfalls unters Messer. Und jetzt die gute: Im Heimspiel gegen den TuS N-Lübbecke zeigte sich das Team von Trainer Guðmundur Guðmundsson weder vom sportlichen Rückschlag am Dienstag (24:28 beim HSV Hamburg) noch von der personellen Hiobsbotschaft beeindruckt. Ganz im Gegenteil: Die Gelbhemden legten im ersten Durchgang eine bärenstarke Defensivleistung aufs Parkett, die den ein oder anderen Fehler im Angriffsspiel nicht weiter ins Gewicht fallen ließ.
Es dauerte eine Weile, bis die fast 8.000 Zuschauer in der SAP Arena die ersten Tore zu sehen bekamen, in den ersten zweieinhalb Minuten herrschte auf dem Feld noch reichlich Unordnung. Löwen-Keeper Goran Stojanovic‘ deutete mit einer Parade im Eins gegen Eins mit Tomasz T?uczyn’ski an, dass er einen guten Tag erwischt hatte – am Ende der ersten 30 Minuten standen bereits elf Paraden auf seinem Konto. Die
Ostwestfalen, die sogar einen Spieler weniger auf der Bank hatten als die Hausherren, gingen zwar nach zweieinhalb Minuten 1:0 in Führung, kassierten dann aber fünf Tore hintereinander und brachten es in den folgenden 18 Minuten nur noch auf zwei weitere Törchen.
Der Mittelblock mit Oliver Roggisch und einem starken Žarko Šešum griff alles ab, viele Würfe fanden erst gar nicht den Weg in Richtung Stojanovic‘. Vor allem Guðmundsson war es anzumerken, dass die Niederlage aus der Hinserie noch nicht vergessen war. Oder dass er auch einem beruhigenden Vorsprung nicht traute. Denn als Bjarte Myrhol auf 13:6 erhöhte (23.), setzte sich der Isländer nicht etwa entspannt auf die Bank, sondern schrie lauthals „Weiter, weiter!“. Und seine Jungs brannten. Als TuS-Keeper Dario Quenstedt einen „Strahl“ Andy Schmids bravourös abwehrte, fischte sich Ivan C(upic‘ die Harzkugel, bediente Myrhol in der Mitte und der ließ es wie gewohnt krachen. Es passte viel, wenn auch nicht alles. Symptomatisch waren die Schlusssekunden des ersten Abschnitts, als Šešum zunächst einer seiner vielen Ballgewinne gelang und Schmid mit der Sirene den Ball unter die Latte nagelte. 16:8, acht Gegentore in einer Halbzeit – das war stark.
Der Start in die zweite Hälfte war es weniger. Die Löwen quittierten ein 0:3 in vier Minuten, hatten dabei allerdings auch unter einigen strittigen Schiedsrichterentscheidungen zu leiden. Aber die Badener bewahrten auch in dieser Phase die Ruhe. Drei Šešum-Tore sorgten für den alten Abstand, Stojanovic‘ bekam nun auch wieder Bälle zu fassen und der Vorsprung wuchs nach Krzysztof Lijewskis erstem Treffer auf zehn (24:14, 47.). Der Pole hatte sich nach zuvor einem Pfostentreffer warm geschossen und netzte nach Belieben ein, während Guðmundsson seinem Kapitän Uwe Gensheimer ab der 50. Minute angesichts der kommenden Aufgaben eine Verschnaufpause gönnte. Zu diesem Zeitpunkt war die Partie gelaufen. Durch die Arena schwappte „La Ola“ und der Löwen-Anhang beklatschte nun jede einzelne Aktion auf der Platte – ob gelungen oder nicht. Selbst der Lübbecker 5:0-Lauf, mit dem die Begegnung endete, trübte die Euphorie nicht. TuS-Trainer Markus Baur nahm die klare Niederlage mit Humor: „Wir haben die zweite Halbzeit gewonnen“, meinte er schmunzelnd.
„Dieses Spiel war lange nicht so intensiv wie das am Dienstag“, sagte Rückraumspieler Michael Müller. „Wir sind in der ersten Halbzeit zu vielen einfachen Toren gekommen. Dass wir dann in der Schlussphase den Gegner auf sechs rankommen lassen, anstatt ihn mit zwölf aus der Halle zu schießen, ist ein bisschen blöd.“ Keeper Stojanovic‘ blieb da etwas gelassener. „Wir müssen zufrieden sein, egal wie die zweite Halbzeit gelaufen ist. Hauptsache, wir legen jetzt wieder eine Siegesserie hin und bleiben weiter im Rennen um die Königsklasse“, beschränkte sich der Montenegriner aufs Wesentliche. Und auch Coach Guðmundsson ließ sich von den Schlussminuten nicht die Laune verderben. „Die ganze Mannschaft hat gut gespielt, die Tore waren gut verteilt und es ist schließlich eine große Herausforderung, bei einer deutlichen Führung die Konzentration hoch zu halten. Vor allem, wenn man noch so ein schwieriges Programm hat wie wir. Aus diesem Grund habe ich am Ende auch durchgewechselt, um Kräfte zu schonen, das hat unseren Spielfluss zusätzlich etwas gehemmt.“
Am kommenden Mittwoch müssen die Löwen bei HBL-Schlusslicht Eintracht Hildesheim ran, das am Samstag beim Bergischen HC seinen zweiten Saisonsieg landete. Den ersten gab es gegen Frisch Auf Göppingen. Und gegen die Göppinger geht es dann drei Tage später in der SAP Arena, wenn das Hinspiel im EHF-Pokal-Halbfinale ansteht. „6.000 Karten sind bereits verkauft“, sagte RNL-Manager Thorsten Storm. „Wir haben die Chance, den ersten Titel unserer Vereinsgeschichte zu holen und hoffen, dass uns 9.000 Zuschauer unterstützen.“
Rhein-Neckar Löwen: Stojanovic‘, Fritz (bei einem Siebenmeter) – Müller (4), Schmid (1), Bielecki (3) – C(upic‘ (5/2), Gensheimer (2/1) – Myrhol (5) – Roggisch, Šešum (4), Gunnarsson (1), Lijewski (4) , Ruß (1).
TuS N-Lübbecke: Quenstedt, Blažic(ko (ab 31.) – Vukovic‘ (4), D. Svensson (3), Niemeyer (1) – Verjans (1), T?uczyn’ski (3/1) – Løke (1) – Gustafsson (3), Siódmiak, Just (6/3), Remer (2).
Strafminuten: Bielecki (2), Roggisch (2) – Vukovic‘ (2), Niemeyer (2).
Trainer: Guðmundur Guðmundsson – Markus Baur.
Zuschauer: 7.845.
Schiedsrichter: Lars Geipel / Marcus Helbig (Steuden/Landsberg).
Spielfilm: 1:1 (5.), 5:1 (10.), 9:3 (15.), 11:4 (20.), 13:7 (25.), 16:8 (Hz.); 17:11 (35.), 20:12 (40.), 23:14 (45.), 26:17 (50.), 30:19 (55.), 30:24 (Endstand).
Quelle: Rhein-Neckar Löwen
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