Der Löwen-Rubel rollt nicht wie gewünscht
Der Löwen-Rubel rollt nicht wie gewünscht
Archiv Handball | erstellt am Mi 22.02.2012
In den Vorjahren wurden dann stets große Ziele ausgegeben. Die Macher sprachen von Titeln, beschworen eine gigantische Restrückrunde herauf.In diesem Jahr ist das anders. Gezwungenermaßen. Es hängt mit der Ausgangslage zusammen.
Die ist nämlich – vorsichtig ausgedrückt – bescheiden: In der Meisterschaft hängen die Gelbhemden irgendwo zwischen Gut und Böse fest, müssen sogar erneut um die Champions-League-Qualifikation bangen.
Im DHB-Pokal, wo man jahrelang Dauergast beim Final Four in Hamburg war, kam das Aus bereits im Achtelfinale gegen den HSV Hamburg. Übrig bleibt der EHF-Pokal als letzter Strohhalm. Doch der macht auch niemanden so richtig froh. In Handballkreisen gilt er als Cup der Verlierer, als Auffangbecken für die Gescheiterten, für die Vereine, die zu schlecht für die Champions League waren.
Langweilig wird es trotzdem nicht, denn da gibt es ein anderes Thema, über das gesprochen wird: die finanzielle Lage. Aus dem einstigen Krösus scheint mittlerweile nämlich ein Pflegefall geworden zu sein. Der Löwen-Rubel rollt nicht mehr.
Viele schieben das auf Hauptsponsor Jesper Nielsen, der mittlerweile als Aufsichtsratsboss zurückgetreten ist: Er wollte einfach nicht mehr, würde sein Geld lieber bei der AG Kopenhagen investieren, sagt man. Doch offenbar steckt mehr hinter dem Sparprogramm des Dänen: Sein Börsengang soll ihn schwer getroffen haben, mehrere Millionen dänische Kronen hat er dabei angeblich verloren. Wie auch immer, man merkt einfach, dass bei den Löwen etwas nicht stimmt:
Diverse Spieler, die Topverdiener, stehen auf der Abschussliste. Für sie werden neue Vereine gesucht. Zwei
wurden nun bereits aussortiert: Karol Bielecki (Foto rechts) und Krzystof Lijewski, die beiden polnischen Rückraum-Kunstschützen. Beide wechseln in ihre Heimat, heuern beim Champions-League-Teilnehmer Vive Kielce an. Weitere Abgänge könnten laut Storm noch folgen.
Als heißer Kandidat gilt Spielmacher und Defensivspezialist Börge Lund. Sinn machen würde insbesondere der Abgang von Lund.
Der Norweger, der einst als Hoffnungsträger aus Kiel kam, konnte sich bei den Badenern nie richtig durchsetzen. Sein Vertag läuft noch bis 2013. Ersatz für den Rückraum ist bereits gefunden: Ekdahl du Rietz. Ein 22-jähriger Schwede, der schon jetzt einer der besten Halblinken der Welt ist.
Weitere Neuzugänge sind Niklas Landin, der künftig im Löwentor stehen wird, und Alexander Petersson, der von den Füchsen Berlin ins Badische wechselt. Richtig: Allesamt Topstars. Was bleibt ist die Frage wie ist das möglich, wenn das Geld derart knapp ist?
Ganz einfach: die Verträge wurden ausgehandelt als es den Löwen noch besser ging. Trotzdem besteht kein Grund zu Panikattacken. Denn noch ist es nicht zu spät. Nun liegt es an Manager Thorsten Storm neue Lösungen und Wege zu finden.
Klar ist: Die Zeiten, in denen die Löwen zwei Weltstars für jede Position hatten, sind vorbei. Nach Informationen des Sportkuriers dürfte es über kurz oder lang so aussehen, dass ein Topmann und ein aufstrebender Nachwuchsmann ein Tandem bilden.
Eine Lösung, die auch etwas Positives hätte. Gerade dann, wenn die Talente aus der Kurpfalz stammen. Somit wäre ein hohes Maß an Identifikation gegeben.
Doch ein anderes Problem wird man auch damit nicht lösen können: den starken Zuschauerschwund. Kein Verein aus der Bundesliga hat in der laufenden Saison derart viele Zuschauer verloren wie die Löwen. Momentan erscheint es gar als fraglich, ob die Löwen auch in der kommenden Saison noch in der SAP Arena spielen können.Schon jetzt sprechen manche Insider von einem Minusgeschäft, sprich man muss teilweise sogar drauflegen, um die Kosten zu decken. Aber wohin, wenn nicht in der SAP Arena spielen?
Im Umkreis von 50, 60 Kilometern gibt es keine Halle, die den Ansprüchen der Löwen genügt. Vor allem die Sponsoren, die auch wegen der gigantischen Werbefläche, die das Ufo bietet, bei den Löwen eingestiegen sind, wären sicher „not amused“. Es bleibt also spannend im Löwen-Gehege.
Fotos: Rhein-Neckar Picture
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