Böse Überraschung

Böse Überraschung

Böse Überraschung

Archiv Handball | erstellt am Sa 05.05.2012

Das Team von Trainer Guðmundur Guðmundsson unterlag in einer nervenaufreibenden Partie dem VfL Gummersbach zu Hause mit 32:33 (16:14) und hat jetzt nur noch theoretische Chancen, den Sprung in die Königsklasse zu schaffen.

„Das ist sehr bitter für uns“, versuchte Kapitän Uwe Gensheimer unmittelbar nach Spielende seine Fassungslosigkeit zu erklären. Krzysztof Lijewski lehnte ungläubig an der Bande, Žarko Šešum saß einsam mit gesenktem Kopf auf der Bank. In allerletzter Sekunde hatte Barna Putics den Siegtreffer für den VfL Gummersbach erzielt, so dass es am Ende durch die zweite Saison-Heimniederlage noch nicht einmal für einen Zähler reichte. Der Spielverlauf hatte groteske Züge, denn nachdem die Löwen gleich zu Beginn ein 1:8 kassierten, lagen sie unmittelbar nach der Pause mit 18:14 in Front. „Es ist schwer zu erklären, wie wir das aus der Hand geben konnten“, sagte Bjarte Myrhol. „Ich kann es im Moment nicht. Platz vier können wir jetzt aber vergessen.“ Guðmundsson war nach der Partie sehr geknickt: „Wir waren selber schuld und heute einfach nicht gut genug, in den letzten 15 Sekunden waren wir sehr, sehr schwach. Das ist sehr enttäuschend.“

Die 5.976 Zuschauer in der SAP Arena trauten ihren Augen nicht. Zwei Tage nach dem starken Auftritt gegen die Füchse erwischten die Löwen im nächsten Alles-oder-Nichts-Spiel einen Katastrophenstart. Nach Šešums 1:1 blieben die Gelbhemden in einer surrealen Anfangsphase geschlagene zehn Minuten ohne rhein-neckar loewen
Torerfolg. Und obwohl Keeper Goran Stojanovic‘ viele Würfe der Gummersbacher entschärfte, zogen die Oberbergischen auf 8:1 davon (12.). Selbst die frühe Auszeit Guðmundssons beim Stand von 1:6 (8.) zeigte keine Wirkung, das Rudel war völlig von der Rolle und schoss VfL-Keeper Borko Ristovski mustergültig warm. Manche Szenen wirkten wie ein Replay, so oft wiederholten sie sich: Ristovski hält einen schwachen Wurf fest und leitet mit einem punktgenauen Pass einen Konter ein, Jörg Lützelberger (vier Tore im ersten Durchgang) vollstreckt im Eins gegen Eins.

Nach genau zehn Minuten beendete Šešum diese Flaute, der immerhin ein 4:0-Lauf der Löwen folgte. Der VfL schien sein Pulver bereits verschossen zu haben, denn auch die Aktionen des Traditionsklubs wurden nun schlampiger. Die Defensive der Löwen war bis dahin ohnehin das geringere Problem, nun begann auch endlich der Angriff zu funktionieren und nach 20 Minuten waren die Gelbhemden auf ein Tor dran (9:10, 20.).

Zwar leistete sich Krzysztof Lijewski einen Fehlversuch bei einer Drei-gegen-Eins-Situation, doch die beiden Außen Uwe Gensheimer und Ivan C(upic‘ übernahmen nun Verantwortung und erzielten wichtige Tore. Nun war VfL-Coach Emir Kurtagic‘ mit seiner Auszeit an der Reihe, aber die Löwen hatten jetzt Rückenwind. C(upic‘ nagelte die Kugel in der 27. Minute zum 14:14-Ausgleich ins Netz – gerade mal eine Viertelstunde hatte die Guðmundsson-Sieben benötigt, um den 1:8-Fehlstart zu egalisieren. 45 Sekunden vor der Pause traf Andy Schmid zur erstmaligen Führung und Šešum packte mit der Sirene noch einen drauf. Der Serbe traf auf seine unnachahmliche Art: In der Luft stehend ließ er dann Ball noch einmal prallen, zog am Gegenspieler vorbei und hatte freie Fahrt. Mit einem 15:6-Spurt gingen die Löwen in die Katakomben, Kurtagic‘ folgte ihnen fluchend.

Mit einem blitzschnellen 2:0 kamen die Hausherren aus der Kabine, das halbzeitübergreifende 6:0 sorgte nun für einen Vier-Tore-Vorsprung (18:14, 32.), der eigentlich für Ruhe hätte sorgen sollen. Tat er aber nicht. Der VfL stellte kurzzeitig auf eine lästige 4:2-Deckung um und machte die Löwen nervös (18:18, 38.). 20:18, 21:22 – ein unglaubliches Wechselbad der Gefühle. Unfassbar, dass die Gummersbacher noch einmal derart ins Spiel zurückfinden – und 26:24 in Führung gehen – konnten. C(upic‘ sorgte im Alleingang für den neuerlichen Ausgleich (26:26, 50.) und wer gedacht hatte, dass die Partie gegen den VfL deutlich einfacher als die zwei Abende zuvor gegen Berlin werden würde, wusste es spätestens jetzt besser.

Zumal der VfL nun auf äußerst abgezockte Weise eine Drei-Tore-Führung herauswarf und die Champions-League-Träume der Löwen endgültig begrub (28:31, 55.). „Wir haben keine Lösung gegen die offensive Deckung des VfL gefunden“, klagte Gensheimer. „Das was wir gegen Berlin erreicht haben, war für die Katz'“, sagte Manager Thorsten Storm. „Gummersbach hat nicht unverdient gewonnen, das ist sehr schade und stimmt micht nachdenklich.“

Einzig Lijewski stemmte sich mit drei Treffern in Folge in der Schlussphase gegen die drohende Niederlage, aber die Oberbergischen blieben eiskalt. Und doch erzielte Bjarte Myrhol auf Bieleckis Zuspiel noch einmal den Ausgleich, aber in den verbleibenden 52 Sekunden gelang es den Löwen nicht mehr, in Ballbesitz zu kommen. Und als Putics schließlich mit der Sirene traf, tönten nur noch Pfiffe durch die Arena. Pfiffe der Enttäuschung.

Rhein-Neckar Löwen: Stojanovic‘, Fritz (n.e.) – Müller, Schmid (1), Šešum (5) – C(upic‘ (10/3), Gensheimer (6/2) – Myrhol (2) – Roggisch, Bielecki, Gunnarsson, Lijewski (8), Ruß (n.e.).

VfL Gummersbach: Ristovski, Rezar (bei einem Siebenmeter) – Pfahl (4), Mahé (5), Putics (7) –Zrnic‘ (4), Lützelberger (7) – Wiencek – Schindler (3), Anic, Krause, Gaubatz, Šprem (3/1) , Dimitrijevic‘.

Strafminuten: Šešum (2), Roggisch (2) – Krause (4), Pfahl (2).
Disqualifikation: Anic (46., dritte Zeitstrafe).
Trainer: Guðmundur Guðmundsson – Emir Kurtagic‘.

Zuschauer: 5.976.

Quelle: Rhein-Neckar Löwen

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