Geklautes Volland-Tor kostete Hoffenheim zwei Punkte
Geklautes Volland-Tor kostete Hoffenheim zwei Punkte
Archiv 1. Bundesliga (Fußball) | erstellt am Mo 12.08.2013
Die 25.730 Zuschauer bekamen in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena beim 2:2 Unentschieden dennoch eine sehr unterhaltsame, spannende, torreiche und diskussionswürdige Partie geboten.
TSG-Chef-Trainer Markus Gisdol blickte mit einem lachenden und weinenden Auge auf die hochintensiven 92 Spielminuten zurück: „Wir haben heute über einen längeren Zeitraum Vollgas-Fußball geboten, dem Gegner gewaltig zugesetzt und am Ende, aufgrund einiger Konzentrationsschwächen, einen Zwei-Tore-Vorsprung verspielt. Dies ist bitter.“
David Abraham sorgte für die Hoffenheimer Führung
Der Saisonauftakt war wie schon das vergangene Saisonfinale hochemotional. Nach einer rund zehnminütigen Anfangsnervosität erspielten sich die Gastgeber deutliche Feldvorteile, störten die Cluberer früh in der eigenen Hälfte und gingen durch David Abraham in der 35. Minute per Kopf verdient in Führung. Hoffenheims junge Wilden verspürten den Eindruck, als ob sie nahtlos an die Leistungen der Endphase der letzten Saison anknüpfen würden und spielten sich in einen wahren Spielrausch.
Reguläres Tor nicht gegeben
Die kurioseste und diskussionswürdigste Szene spielte sich in der 45. Minute ab. Ein Lupfer von 1899-Stürmer Kevin Volland über Keeper Raphael Schäfer setzte deutlich hinter der Torlinie auf und hatte dabei soviel Drall, dass das Leder sich nichts ins Tornetz sondern wieder aus dem Tor drehte.
Foto: Hoffenheims Anthony Modeste (Nr. 27) in Aktion.
Obwohl viele im Stadion diesen Treffer sah, blieb er Schiri Thorsten Kinhöfer und vor allem seinem Assistenten an der Seitenauslinie verborgen. Anstatt auf Tor pfiff er zur Halbzeitpause, wo er auf dem Weg zur Kabine gleich seine Fehlentscheidung auf den TV-Monitoren präsentiert bekam. Diese Szene wird die Debatten über den schon lange geforderten Video-Beweise erneut anheizen und den allgemeinen Wunsch nach dem Chip im Ball forcieren. Wo Menschen am Werk sind passieren Fehler, diese könnte man durch eine einfache technische Veränderung zumindest eindämmen. Hierfür plädiert auch Trainer Gisdol: „Im oberen Leistungsbereich entscheiden oft Millimeter über Sieg oder Niederlage. Fußball ist ein Geschäft, da darf man auf solche Entscheidungen der Fairness im Interesse aller nicht verzichten.“
Hoffenheim legt nach – trifft durch Modeste zum 2:0!
Zu Beginn der zweiten Hälfte waren die Kraichgauer weiter spielbestimmend. Nach toller Vorarbeit von Polanski erhöhte Neuzugang Anthony Modeste, der aufgrund seines Erscheinungsbildes und Bewegungsablaufes an den ehemaligen 1899-Stürmer Demba Ba erinnert, in der 51. Minute mit seinem ersten Bundesligatreffer auf 2:0.
Im Gefühl des sicheren Sieges, über bis dahin harmlose Franken, wurden die Gastgeber leichtsinnig, Konzentrationsschwächen offenbarten sich und so kam der FCN nach dem Anschlusstreffer von Mike Frantz in der 54. Minute wieder zurück ins Spiel. Die TSG wirkte geschockt und orientierungslos, als nur drei Minuten später Daniel Ginczek zum überraschenden Ausgleich einschoss. Bei beiden Gegentreffern gingen Fehler in der 1899-Defensive voraus.
Das 2:2 von Nuernbergs Daniel Ginczek (Nr. 11) gegen Hoffenheims Jannik Vestergaard (Nr. 29), Hoffenheims Koen Casteels (Nr. 30) und Hoffenheims David Abraham (Nr. 19).
Leichtfertig Vorsprung verspielt
Nachdem der Club noch zwei gute Konterchancen vergab kamen die Nordbadener wieder zurück ins Spiel und erarbeiteten sich weitere gute Möglichkeiten. Doch der Siegtreffer sollte und wollte nicht mehr fallen. Am Ende wurde das große läuferische und kämpferische Engagement nicht mit den erhofften drei Auftaktpunkten belohnt. Die junge Hoffenheimer Mannschaft sollte hieraus ihre Lehren ziehen. Um letztendlich erfolgreich zu sein, darf man sich in der höchsten Deutschen Spielklasse keine Unkonzentriertheiten, Auszeiten und Schwächephasen leisten.
Pechvogel der Partie war zweifellos Kevin Volland, der in der 10. Minute freistehend vor dem Tor vergab, ein reguläres Tor aberkannt bekam, in der 75. Minute am Pfosten scheiterte und nach Abpfiff zu allem Übel auch noch zur Dopingkontrolle ausgelost wurde. Das Spiel hatte auch am ihm seine Spuren hinterlassen, mit Druckverbänden am Knie, Schienbein und Fuß stellte er sich, eine Stunde nach Abpfiff, in der Mix-Zone den Fragen des Sport-Kuriers. Auf die Frage, wie er reagiert habe, als sein Treffer in der 45. Minute seine Anerkennung verwehrt blieb, antwortete der Allgäuer: „Zunächst konnte ich aus meiner Position nicht eindeutig erkennen, ob der Ball hinter der Linie war. Als ich es von den Gegenspielern erfuhr und dann auf dem TV-Monitor auf dem Weg in die Halbzeitpause gesehen habe, war ich schon über die Entscheidung enttäuscht. Dennoch kein Vorwurf an den Schiri, auch wenn man dies hätte sehen können.“
„In Hamburg besser anstellen“
Andreas Beck: „Wir sind alle enttäuscht, dass wir gegen Nürnberg zwei Punkte liegen gelassen haben. Bei einer Zwei-Tore-Führung darf man das Spiel so nicht aus der Hand geben. Ich hoffe, dass wir daraus auch unsere Lehren ziehen und uns am kommenden Samstag in Hamburg in dieser Hinsicht besser anstellen.“
Unterm Strich können die Kraichgauer mit der gezeigten Leistung dennoch zufrieden sein. Die Gisdol-Truppe präsentierte sich über weite Strecken frisch, fröhlich, frei, auch wenn sie in einigen Momenten wieder zu alten Schwächen zurück kehrten. In dieser Form ist der TSG auch am zweiten Spieltag in Hamburg einiges zuzutrauen.
Entspannte Gesichter gab es, als die DFB-Pokalauslosung den Kraichgauer Zweitligist Energie Cottbus im Heimspiel zugelost wurde. Die zweite Pokalrunde findet am 24./25. September statt.
Fotos: Rhein-Neckar Picture
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