Terrence Boyd (#13, SV Waldhof Mannheim) jubelt nach dem Tor zum 1:0. Bild: Lukas Adler

Terrence Boyd (#13, SV Waldhof Mannheim) jubelt nach dem Tor zum 1:0. Bild: Lukas Adler

Ein Knipser wie er im Buche steht – Die Auferstehung des Terrence Boyd

3. Liga | erstellt am Di. 25.11.2025

sport-kurier. Im Sommer 2025 schien die Uhr für zwei verdiente Fußballer beim SV Waldhof Mannheim abgelaufen zu sein: Urgestein Marcel Seegert und Stürmer Terrence Boyd, die längst eine innige Freundschaft verbindet, taugten unter Ex-Trainer Dominik Glawogger nicht einmal mehr für die Ersatzbank. Der 35- jährige Österreicher setzte sie auf die Tribüne.

Und Glawogger widersprach damals niemand oder zweifelte diese Entscheidungen mit Nachdruck an, denn der Coach, der kaum älter als die beiden Routiniers ist, hatte etwas vorzuweisen. Im Endspurt der letzten Drittligarunde beerbte er Bernhard Trares und schaffte für viele das fast schon unmöglich erscheinende, Glawogger leitete tatsächlich die Wende ein und bewahrte die Blau-Schwarzen vor dem Absturz in die Regionalliga Südwest. Doch auch sein „Denkmal“ bröckelte sehr schnell. Nach nur 2 Spieltagen, einem 2:2 gegen den SC Verl und einer 0:1 Niederlage bei Hansa Rostock, wurde er gefeuert. Das Problem sollen dabei offenbar nicht die Ergebnisse an sich gewesen sein, sondern dagegen sein Umgang mit den Neuzugängen. Glawogger setzte sie einfach nicht ein, was ein klarer Seitenhieb in die Richtung von Sportgeschäftsführer Gerhard Zuber war.

Auf Glawogger folgte Luc Holtz. Seegert war da aber schon nicht mehr da. Der Mannheimer flüchtete zum Ligakonkurrenten SSV Ulm. Auch bei Boyd befürchteten viele, dass er das Weite suchen könnte. Und wer weiß, wie es gekommen wäre, wenn Glawogger noch länger das Trainerkommando gehabt hätte beim Verein vom Alsenweg. Wobei ein Wechsel eher unwahrscheinlich gewesen wäre. Boyd lebt mit seiner Familie in der Kurpfalz und hatte sich ganz bewusst auch wegen der regionalen Nähe für den SVW entschieden, was damals einen riesen Knall auslöste, weil er direkt vom Erzrivalen 1.FC Kaiserlautern gekommen war. Nicht jeder hieß ihn deshalb sofort willkommen. Die Waldhöfer Fan Familie, die sich Heimspiel für Heimspiel auf der Otto Siffling Tribüne trifft, war schon ein wenig gespalten. Mittlerweile ist davon nichts mehr zu spüren. Wenn Boyd eingewechselt wurde in den letzten Wochen und Monaten ging nicht selten ein Raunen durch das Publikum.

Denn auch unter Holtz reichte es zunächst nicht zu Startelfeinsätzen. Der ehemalige Nationaltrainer Luxemburgs bevorzugte Fußballer, die 90 Minuten gegen den Ball arbeiten und technisch für ein gutes Passspiel stehen. Boyd ist ein anderer Typ, ein richtiger Strafraumstürmer, wie es sie heutzutage nicht mehr so häufig gibt. Im Gegensatz zu Glawogger machte Holtz aber schon bei seiner Antrittspressekonferenz klar, dass ein fitter Boyd bei ihm immer einen Kaderplatz bekommen würde. Für die Tribüne wäre er viel zu wertvoll.

Am Samstag beim 1:0 Sieg über den SV Wehen Wiesbaden schlug jetzt seine große Stunde. Sicher auch, weil einige Spieler verletzt passen mussten, durfte der Stürmer endlich mal wieder von Beginn an ran und bedankte sich mit einer Topleistung. Er warf sich 90 Minuten lang in jeden Ball und sorgte in der 71. Spielminute außerdem für das goldene Tor, das dem SVW 3 Punkte beschert hat und auch etwas Luft nach unten in der Tabelle.

Doch es ist sicher nicht übertrieben, wenn sich Boyd ab sofort insgesamt mehr Spielzeit erhofft. Denn die kalte Jahreszeit liegt ihm. Die Plätze werden schlechter und schlechter. Der Platz am Samstag im Carl-Benz-Stadion war vereist und kaum bespielbar, im Auswärtsspiel davor, wo man mit 1:2 beim MSV Duisburg verloren hatte, war es nicht anders. Im Winter ist es schwierig, mit Kurzpässen und spielerisch zum Erfolg zu kommen. Wehen, das einige starke Fußballer in seinen Reihen hat, versuchte das in Mannheim – und hatte keinen Erfolg. Holtz ließ gewissermaßen erstmals auch wirklich verstärkt mit langen Bällen agieren. Und das ist wie gemacht für Boyd, der sich als Wandspieler so perfekt einbringen kann.

Es würde deshalb kaum überraschen, wenn er noch weitere Tore beisteuern würde an den nächsten Spieltagen. Ihn ohnehin nicht, was sich nach dem Sieg gegen Wehen auch am Mikrofon von MagentaSport gezeigt hat. Dort sagte er folgenden Satz: „Der Dicke hat’s noch drauf.“ Mehr braucht man dazu nicht zu sagen.

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