v.li.: Jakob Lewald (SVS, 14), Jeremias Lorch (SVS, 6), Marco Schikora (SVS, 21) mit enttäuschter Körperhaltung. Bild: IMAGO/foto2press.

v.li.: Jakob Lewald (SVS, 14), Jeremias Lorch (SVS, 6), Marco Schikora (SVS, 21) mit enttäuschter Körperhaltung. Bild: IMAGO/foto2press.

Der bittere Absturz des SV Sandhausen

3. Liga | erstellt am Do. 08.05.2025

sport-kurier. Eine der vielleicht verrücktesten Geschichten in der 3.Liga, die in der Saison 2008/2009 als Profiliga zwischen der Regionalliga und der 2.Liga installiert wurde, ist nun tatsächlich amtlich. Der SV Sandhausen befindet sich im Tal der Tränen. Die Hardtwälder, die noch vor 2 Jahren in der 2.Liga mitgemischt haben, müssen den nächsten Abstieg verkraften. Sandhausen geht in die Regionalliga runter, besiegelt wurde das traurige Schicksal am vergangenen Wochenende, als es daheim gegen Hansa Rostock eine 0:3 Niederlage gesetzt hatte.

Verrückt ist der Abstieg insbesondere deshalb, wenn man sich den Saisonverlauf der Sandhäuser Truppe noch einmal vor Augen führt. Die Mannschaft aus der Kurpfalz war in der Hinrunde lange das Maß aller Dinge. Zwar war auch da die Leistung nicht immer top, aber es reichte, um die Liga über mehrere Spieltage anzuführen. Bis zum 14. Spieltag dachten viele, dass der SVS in dieser Runde einer der Topanwärter auf den Aufstieg ist, doch was danach folgte, war fast schon unerklärlich. Was sich bei einem Blick auf die nackten Zahlen unterstreichen lässt. Von 66 möglichen Punkten wurden nur noch 6 (!) geholt. In den letzten 9 Spielen hat man jeweils als Verlierer das Feld verlassen.

Das Schlimme an der Situation ist, dass es stets auch den Eindruck machte, dass da keine Mannschaft mehr auf dem Platz steht, die sich gegen den Abstieg wehrt. In den vergangenen Wochen hatte es vielmehr den Eindruck, als würden die Profis mit angezogener Handbremse spielen und mit dem Kopf schon beim neuen Arbeitgeber sein – und da ist es natürlich auch nicht unwichtig, sich nicht zu verletzen. Eine Mannschaft, die sich gegen den Abstieg stemmt, tritt anders auf. Und das bei einem Team, das in Sachen Etat sicherlich zu den Topvereinen in der 3.Liga zählt.

Vorwerfen kann man der Vereinsführung übrigens nicht, dass sie nicht alles probiert hätte. Gleich 3 Mal wurde in dieser Spielzeit der Trainer gewechselt. Ex-Spieler Sreto Ristic, der im Sommer 2024 als Coach kam und einen tollen Start hinlegte, musste 2 Tage vor Weihnachten gehen. Für ihn kam in Kenan Kocak ein alter Bekannter. Bei seiner Präsentation träumte man sogar noch von einer Rückkehr ins Aufstiegsrennen, doch das sollte sich bald zerschlagen. Der Absturz ging weiter, so dass man im Endspurt nochmals reagierte. Kocak trat zurück und überließ das Feld Gerhard Kleppinger und Dennis Diekmeier, die aus dem eigenen Staff aufrückten. Ein romantischer Ansatz, der aber ebenfalls keine Wende brachte. In bis dato 5 Spielen glückte dem Duo nicht einmal ein Unentschieden. Auch eine von Präsident Jürgen Machmeier ausgelobte Nichtabstiegsprämie von 300.000 Euro verpuffte.

Nun steht man vor einem Scherbenhaufen, der nur schwer beiseite zu kehren sein wird. Es gilt fortan eine neue Identität aufzubauen. In den letzten Jahren war eine gewisse Hauruck-Mentalität beim SVS nicht zu übersehen. Insbesondere die gigantische Spielerfluktuation muss sich ändern. Laut Statistik hat Sandhausen seit 2012, damals hatte Gerd Dais als Trainer den SVS sensationell in die 2.Liga geführt, 189 Spieler verpflichtet. So ist es schwer, etwas aufzubauen.

Ein wichtiger und durchaus beachtlicher Schritt, der auf ein komplettes Umdenken hindeutet, wurde jetzt allerdings bereits gegangen. In der neuen Saison wird Olaf Janßen am Hardtwald als Trainer das Sagen haben. Aktuell steht der ehemalige Profi noch bei Drittligakonkurrent Viktoria Köln unter Vertrag, wo er insbesondere in der derzeitigen Spielzeit einen sehr guten Job gemacht hat. Obwohl das Geld bei den Domstädtern knapper wurde, hat Janßen es geschafft, eine junge Mannschaft zu formen, in der viele Experten einen definitiven Abstiegskandidaten gesehen haben, doch davon war die Viktoria weit entfernt. Zwei Spieltage vor dem Saisonende rangiert man auf dem beachtlichen 6. Tabellenplatz. Fehlt jetzt nur noch ein neuer Sportlicher Leiter, den Machmeier eigentlich schon Anfang Mai präsentieren wollte.

Das Wunschziel ist sicherlich der direkte Wiederaufstieg, was in der Regionalliga – und gerade in der starken Südweststaffel – aber kein Selbstläufer ist. Zwar wurden die Relegationsspiele für den Meister mittlerweile abgeschafft. Hoch geht aber eben nur der Titelträger und es gibt auch andere Mannschaften, die oben dabei sein können. Mit dem SV Waldhof, der auch noch ums Überleben in der 3.Liga kämpft, könnte hier noch ein weiterer ambitionierter Kandidat hinzukommen.

Für Sandhausen ist deshalb jetzt vor allem Geduld gefragt. Eine Tugend, die man in den letzten Jahren eher nicht hatte.

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