Archivbild: Christian Deibert (grünes Dress) gelang das Kunststück, als Torhüter in der Schlussminute ein Tor aus dem Spiel heraus zu erzielen. Bild: Berno Nix
„Keeper vor, mach ein Tor“ – Ilvesheims Torwart Christian Deibert trifft in Schlussminute zum 2:2 beim FV 03 Ladenburg II
Kreisklassen | erstellt am Mi. 30.03.2016
Wenn es brennt, sollen die Männer mit den Handschuhen da sein. Der eigene Sechzehner ist ihr Revier. Doch ab und an kommt es eben auch mal vor, dass sie die Rollen tauschen. Aus dem Goalie wird dann der Stürmer.
Nämlich genau dann, wenn es kurz vor knapp ist und die eigene Mannschaft hinten liegt. Dann ergreift manch ein Torhüter die Flucht nach vorne und lauert plötzlich im gegnerischen Strafraum auf den Ball. Bei der letzten Ecke oder dem finalen Freistoß ist das so – irgendwann in der Nachspielzeit.
Einst war es Jens Lehmann, der gegen Borussia Dortmund traf
Meist bleibt es brotlose Kunst, aber Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regel. Legendär ist beispielsweise der Betriebsausflug von Ex-Nationalkeeper Jens Lehmann, der einst in jungen Jahren auszog, um den Ball per Kopf zu versenken. Das war für Schalke und gegen Dortmund. Lehmann sorgte 1997 somit für den umjubelten Ausgleich im Revierderby.
Christian Deibert gelang am Wochenende ähnliches – und zwar ebenfalls in einem Derby. Seine Ilvesheimer Reserve war beim FV Ladenburg II in der Kreisklasse B Staffel II zu Gast. Und da sah es schlecht aus für die Insulaner: Die Römerstädter führten mit 2:1 und waren auf dem besten Weg die Führung über die Zeit zu schaukeln. Doch sie hatten letztlich die Rechnung ohne Deibert gemacht.
Der schmiss sich in der 90. Minute nämlich ins Getümmel und stand wenig später goldrichtig: „Der Eckball kam in den Strafraum und ich habe dann gleich gemerkt, dass ich sehr viel Platz habe und da habe ich einfach mal den Fuß reingehalten. Und dann war der Ball drin“, berichtet der Torhüter mit den Knipser-Qualitäten lachend.
Eigentlich wusste der 21-Jährige schon gar nicht mehr, wie es sich anfühlt, Tore zu erzielen
Sein letztes hat er in der Jugend für Ilvesheim erzielt. „Ich bin nun ja schon seit der C-Jugend im Tor und da hat man eben andere Aufgaben. Also als Keeper habe ich noch nie getroffen.“ Und wie hat es ihm gefallen, der umjubelte Held zu sein? „Sehr gut natürlich, das ist schon ein tolles Gefühl gewesen“, berichtet Deibert. Demnach wird Ilvesheim sich wohl einen neuen Torhüter suchen müssen, weil der Last-Minute-Torschütze nun lieber wieder im gegnerischen Strafraum wirbeln will… „Nein, nein“, lacht Deibert, „ich habe mich mit der Position im Tor abgefunden und da gefällt es mir auch wirklich gut.“
Das glauben wir ihm gerne, allerdings wird sich die Reserve der SpVgg tatsächlich einen neuen Schlussmann suchen müssen. Es war nämlich Deiberts vorerst letztes Spiel für eine längere Zeit. Er erklärt: „Ab dem 4. April werde ich als Zeitsoldat bei der Bundeswehr in Bremerhaven sein. Dann kann ich leider nicht mehr für Ilvesheim spielen.“
Folglich war das Duell gegen Ladenburg II sein letztes Spiel – und ausgerechnet in dieser Partie gelingt ihm dieses Kunststück! „Ja, das ist wirklich eine verrückte Sache.“ Künftig wird er aus der Ferne die Daumen drücken. Aber er ist zuversichtlich: „Ich denke, dass wir die B-Klasse halten werden. Es fehlen noch ein paar Punkte, aber die werden sie schon noch holen.“
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