Der Sportkurier im Interview mit Hoffenheims Tobias Strobl

Der Sportkurier im Interview mit Hoffenheims Tobias Strobl

Die „Trainingsgruppe 2“ steht kurz vor der Auflösung

Archiv | erstellt am Fr 20.09.2013

Die Verantwortlichen, allen voran Manager Alexander Rosen und Trainer Markus Gisdol, hatten in den zurückliegenden Tagen und Wochen intensiv verhandelt, diskutiert und nach Möglichkeiten gesucht, um für alle die letztendlich beste Lösung zu erzielen. Das bisherige Ergebnis ist jedoch alles andere als zufriedenstellend. Die Rede ist von der äußerst umstrittenen „Trainingsgruppe 2“, die Gruppe der aussortierten Profis, die den Kraichgauern ein Imageproblem und vor allem großen finanziellen Schaden zugefügt hat.

Die erhoffte Auflösung scheiterte

Die erhoffte Auflösung kam bislang noch nicht zustande, lediglich der Schweizer Eren Derdiyok konnte zum Liga-Konkurrenten Bayer 04 Leverkusen ausgeliehen werden. Derdiyok blickt enttäuscht auf seine Zeit bei der TSG zurück: „Die Zeit in Hoffenheim hat mir in mancherlei Hinsicht die Augen geöffnet und ich habe viel dazu gelernt. Ich bin überglücklich, dass diese schwierige Zeit nun vorüber ist und ich in Leverkusen wieder mit den Leuten arbeiten darf, die ich kenne.“

Foto: Tobias Weis war im Abstiegskampf noch eine der großen Stützen im Team der Kraichgauer. Mehrere Verfehlungen außerhalb des Sportplatzes manövrierten ihn ins Abseits.
Die Wechsel von Tobias Weis und Edson Braafheid in die Türkei scheiterten bekanntlich kurz vor Transfer-Ende. Da auch Tim Wiese, Matthieu Delpierre und Matthias Jaissle sich nicht zu einem Vereinswechsel bewegen konnten, werden die Fünf sich weiter mit dem außergewöhnlichen Sondertraining unter Leitung von Trainer Sascha Koch fit halten und sich dabei fürstlich entlohnen lassen.

Tobias Weis zeigte außerhalb des Platzes mehrere Entgleisungen

Weis wurde zu Beginn der Saisonvorbereitung von Trainer Markus Gisdol überraschend aus dem Spielerkader aussortiert und ihm nahegelegt, dass er keine Zukunftschancen mehr bei der TSG habe. Die Entscheidung kam überraschend, denn der kleine defensive Mittelfeldspieler, der 94 Bundesliga-Spiele für die Kraichgauer bestritt, zählte im heißen Abstiegskampf der vergangenen Saison zu den Stützen des Teams. Gründe für die Ausmusterung wurden nicht öffentlich genannt. Auslöser war eine Handgreiflichkeit während der Nichtabstiegsfeier nach dem Relegationsspiel in Kaiserslautern in der Heidelberger Print-Media-Lounge mit dem Kollegen Daniel Williams. Laut Fachblatt „Kicker“ soll Weis, der noch einen Vertrag bis 2016 hat, zunächst provoziert und dann dem Mitspieler eine Ohrfeige verpasst haben. Es war nicht die einzige Entgleisung des „Kurz-Nationalspielers“ (ein Einsatz) während seinen sechs Jahren in Hoffenheim.

Foto: Edson Braafheid spielt keinerlei Rolle in den Planungen von Trainer Markus Gisdol. Der Holländer hat noch Vertrag bis 2014 – verdient 1,7 Millionen Euro jährlich.
Bei den Ausgemusterten herrscht nach wie vor Frust-Stimmung. Der 30-jährige ehemalige holländische Nationalverteidiger Braafheid findet die ganze Situation sehr belastend. Für ihn unverständlich, dass Hoffenheim ihn unbedingt abgeben möchte und zudem noch eine Ablöse fordert. Der Vize-Weltmeister wechselte 2011 ablösefrei vom FC Bayern in den Kraichgau und soll hier vertraglich bis 2014 jährlich 1,7 Millionen Euro kassieren.

Tim Wiese kassiert bis 2016 um die 10 Millionen Euro!

Torhüter Wiese macht unmissverständlich keine Anzeichen, dass er sich mit Abschiedsgedanken beschäftigt. Mit einem garantierten jährlichen Gehalt von 3,5 Millionen Euro lässt es sich für den 31-jährigen ehemaligen Nationaltorhüter auch in Rauenberg sehr gut leben. Der Ex-Werderaner lehnt eine Auflösung seines Vierjahresvertrages ab. „Ich habe kein Interesse meinen Vertrag aufzulösen. Ich habe nicht für vier Jahre unterschrieben, um meinen Vertrag nach einem Jahr wieder aufzulösen“. Immerhin würde er bis 2016 noch rund zehn Millionen Euro verdienen. Und mit 31 Jahren muss er natürlich abwägen, ob er für eine neue sportliche Herausforderung noch einmal finanzielle Einbußen in Kauf nehmen würde. Mäzen Dietmar Hopp hat bereits angekündigt, persönlich mit Wiese über eine Vertragsauflösung sprechen zu wollen

Auch der 32-jährige französische Innenverteidiger Matthieu Delpierre, ausgestattet mit einem gut dotierten Vertrag bis 2014, fühlt sich mit seiner Familie in Stuttgart sehr wohl und denkt gar nicht daran, dies zu ändern.

Foto: Matthias Jaissle (hier im Zweikampf mit Firmino) ist seit der Ausftiegssaison 2008/2009 ständig verletzt gewesen. Trotzdem wurde der Verteidiger bis 2015 vertraglich gebunden. Nun sitzt Jaissle seinen gut dotierten Vertrag weiter aus.
Matthias Jaissle, ehemaliger U21- Nationalspieler und seit Januar 2007 unter Vertrag, hat sein Jahren mit Verletzungen zu kämpfen. Die Rückkehr in den Profifußball scheint für den 25-jährigen, trotz bestehenden Vertrags bis 2015, vor allem gesundheitlich unwahrscheinlich. Eine zunächst angedachte Integration ins erweiterte Geschäftsstellen-Team scheiterte.

1899 Hoffenheim und seine ungeliebten Aussortierten, ein langwieriges und kostspieliges Unterfangen. Offiziell scheitert es an organisatorischen Dingen und der sportlichen Einschätzung. Die vergangene Negativ-Saison sowie diversen menschliche Verfehlungen und Enttäuschungen sind sicherlich weitere Beweggründe. Ein Wiedersehen vor dem Arbeitsgericht würde für den Verein nicht gut ausgehen, daher wird man bemüht sein, andere Lösungen zu finden.

Delpierre, Braafheid und Jaissle sollen in die U 23 / Mit Wiese und Weis wird kostspielige Abfindung in Erwägung gezogen

Laut aktuellen Informationen des Sport-Kuriers sollen Delpierre, Braafheid und Jaissle zur U23 abgestellt werden, mit Wiese und Weis eine Vertragsauflösung, verbunden mit einer kostspieligen Abfindung, angestrebt werden. Das Ende der ungeliebten „Trainingsgruppe 2“ stünde demnach unmittelbar bevor.

Das Ganze wird sich also noch etwas hinziehen, bis letztendlich für alle eine vertretbare Lösung gefunden wird. Einen Gewinner wird es in diesem Vertragshickhack jedoch nicht geben, dafür sind schon viel zu viele Negativschlagzeilen produziert worden.

Fotos: Rhein-Neckar Picture

zurück
Das könnte Dich auch interessieren:

Archiv 2. Bundesliga (Fußball)

erstellt am Fr 15.01.2016

Mehr lesen