Wo befindet sich der Mannheimer Fußball wirklich?

Wo befindet sich der Mannheimer Fußball wirklich?

Wo befindet sich der Mannheimer Fußball wirklich?

Archiv Regionalliga (Fußball) | erstellt am Mo 26.03.2012

… immer wieder konfrontiert. Die Adler bestimmen das sportliche Erscheinungsbild zwischen Wasserturm und Paradeplatz, zwischen Großkraftwerk und den Siedlerheimen im Norden. Und der Fußball, eigentlich des „Deutschen liebstes Kind“, kommt nicht richtig auf die Beine.

Im Gegenteil: Es sinkt immer weiter zusammen und droht bald völlig am Boden zu liegen.

Tristes Dasein

Die beiden größten Mannheimer Vereine mit ruhmreicher Vergangenheit tristen augenblicklich ein bescheidenes bzw. kritisch zu betrachtendes Dasein. Weder der Regionalligist SV Waldhof Mannheim, noch der VfR Mannheim vermitteln trotz Oberliga-Tabellenführung eine spürbare Aufbruchstimmung.

Lange ist es her / Eine 2. Liga realistisch für Mannheim?waldhof stadion

Nehmen wir zunächst den SV Waldhof Mannheim. 2002/2003 stieg der Traditionsverein aus der 2. Bundesliga ab, in der 1. Bundesliga, da war 1989/1990 Schluss. Betrachtet man die Vita des SV Waldhof Mannheim realistisch, so war die Zugehörigkeit zur 1. Bundesliga seinerzeit eine Sensation. Man stieg 1982/1983 mit einer Mannschaft auf, die zu 50% aus talentierten Eigengewächsen bestückt war.

Man musste Jahr für Jahr hervorragende Fußballspieler transferieren, um wirtschaftlich überhaupt überleben zu können. Als Beispiele dienen hier Maurizio Gaudino, Jürgen Kohler oder Fritz Walter, die für gutes Geld verkauft wurden, was auch wirtschaftlich gesehen, unabdingbar war.

Nach dem Zweitligaabstieg nur noch in den Niederungen der 4. und 5. Liga

Nach dem Abstieg aus der Bundesliga konnten sich die Blauschwarzen mit kurzer Unterbrechung (1997-1999 Regionalliga) in der 2. Bundesliga halten. 2002/2003 war man dann wegen Misswirtschaft so pleite, sodass man wegen Nichterfüllung der Lizenzauflagen sogar von der 2. Bundesliga direkt in die Oberliga absteigen musste.

Nach kurzem Aufwind 2008/2009 (Regionalliga) erhielt man 2010/2011 wegen Nichterfüllung der Auflagen keine Regionalligalizenz und es erfolgte der erneute Abstieg in die Niederungen der Oberliga. Ein trauriges Kapitel Vereinsgeschichte, dass hier geschrieben wurde. Wäre Dietmar Hopp seinerzeit nicht mit einer Finanzspritze von 500.000 Euro eingestiegen, hätte der Verein eine Insolvenz anmelden müssen. Ob diese mangels Konkursmasse nicht sogar in eine Vereinsauflösung hätte münden können, sei dahingestellt.

Retter in der Not

Mit dem neu gewählten Präsidium Ende 2010 unter dem Vorsitz des Präsidenten Steffen Künster kam Aufbruchstimmung und zunächst Erfolg. Der Aufstieg von der Oberliga in die Regionalliga Süd und der Aufstellung eines 5- Jahresplan, der bis dahin den Aufstieg in die 3. Bundesliga mit sich bringen soll.

2011/2012 für die Fans kein gutes Jahr / Mehr Fust, anstatt Lust

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2011/2012 brachte leider auf der ganzen Linie Stagnation. Sinkende Zuschauerzahlen (unterhalb des verschriebenen Durchschnittes), unattraktiver Fußball, im Niemandsland der Tabelle, keine steigenden, signifikanten Werbeeinnahmen, keine innovativen Maßnahmen – keine Aufbruchstimmung rund um die Blauzschwarzen.
Dazu kommen: Eine schlecht gepflegte Homepage und zuletzt noch nicht einmal Spielankündigungsplakate.

Woran liegt es?

Der SV Waldhof Mannheim 2012 – ein stagnierender, weiterhin schlafender Riese … und wenn er nicht erwacht ist, dann schläft er auch noch Morgen?!

Fehlt es an Sponsoren?

Da kommen unverhoffte Hiobsbotschaften, wie die des Trikot-Hauptsponsors Eichbaum: „Wir werben nicht mehr auf Brust“ – aber vom Verein kommt keine Aufklärungsarbeit an die Fans. Stattdessen muss Eichbaum in die Bresche springen. „Wir wollten die Brust freimachen, um dem SV Waldhof die Möglichkeit zu bieten – einen zusätzlichen Sponsoren für die Brust zu gewinnen. Vom Verein selbst? Kein Statement auf diese Unruhe hin. Nur, wo ist der neue Sponsor für die neue Runde, man hatte doch 12 Monate Zeit einen neuen zu finden? Wie steht man zukünftig zur Eichbaum, nachdem schon von selbiger darauf hingewiesen wurde, dass vorliegende Angebote/Verträge noch nicht unterzeichnet sind?

Wie sieht die kommende Spielzeit aus?

Viele Fragen werfen sich für den Waldhof-Fan dieser Tage auf: Ging der geplante Jahresetat auf oder schreibt man schon wieder „Rote Zahlen“? Wird man nächste Saison die Mannschaft qualitativ verbessern und eine neue, sportliche Zielsetzung vorgeben – oder wird man deshalb so nachdrücklich auf die eigene Jugend bauen, weil es die Kassen nicht hergeben?

Tatsache ist: Der Regionalligist SV Waldhof Mannheim versprüht derzeit keinerlei Aufbruchstimmung.
Spieler, deren Verträge am 30.06.2012 auslaufen, könnten ablösefrei den Verein wechseln. Neue Spieler kosten Geld, wenn man Sie aus laufenden Verträgen herausholt. Qualität kostet Geld und Quantität wird gleichermaßen benötigt, weil die neue Regionalliga zwischen 19 und 22 Mannschaften mit sich bringen wird. Schon alleine deshalb wird ein breiterer Kader notwendig sein, oder man wird 12 Monate die gleichen Aussagen wie diese Saison hören, wenn mal 3-4 Spieler ausfallen, was eigentlich bei jedem Verein einzuplanen ist.

Die Mannheimer Wirtschaft ignoriert den Fußball weitesgehendst

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Die Geschichte wiederholt sich immer wieder – die Mannheimer Wirtschaft nimmt nur bedingt an dem Thema SV Waldhof Mannheim oder VfR Mannheim teil.

Das war vor 10 Jahren nicht anders. Es sind zu wenige Wirtschaftsunternehmen, die die Traditionsvereine unterstützen und viele Türen öffnen sich nicht mehr bei Anfragen der Clubs. Da kann man die Ex-Präsidenten Bremme (Foto links) oder Nöll nehmen, auch die sprachen immer von neuen Sponsoren, getan hatte sich kaum etwas im letzten Jahrzehnt.

Ehrgeizige, sportliche Zielsetzungen lassen sich nur verwirklichen, wenn Zuwächse aus der Werbung, dem Sponsoring entstehen, man neue Partner gewinnen kann.

Der VfR Mannheim hat es auch nicht einfacher – arbeitet im noch kleineren Stil

Man muss dabei nicht weit in die Ferne schweifen, nur 200 Meter Luftlinie in Kauf nehmen – dann befindet man sich beim Nachbarn VfR Mannheim.

Der „Deutsche Meister aus 1949“ hat diese Saison als Aufsteiger einen erfolgreichen Lauf. Als Tabellenführer der Oberliga Baden-Württemberg hat das Team um Trainer Kenan Kocak bisher für Furore gesorgt, auch wenn die Mannschaft derzeit etwas schwächelt.

erdogdu75Nur sieht man es Heimspiel für Heimspiel. Da zeigt eine Mannschaft hervorragenden Fußball und mischt die
Liga auf, aber nur wenige interessiert es. Gegen Normannia Gmünd wollten ganze 400 Zuschauer die Mannschaft in einer entscheidenden Phase der Oberliga-Meisterschaft sehen. Am selben Spieltag verfolgten beim Spiel des Kreisklassenvereins FV Leutershausen gegen SV Schriesheim 330 Besucher diese Partie.

Macht es da wirklich Sinn, in eine Regionalliga aufsteigen zu wollen? Um dann später vor 200 oder 300 Zuschauern gegen Bayern München II zu spielen?
Wer finanziert das Ganze dann und was kostet die Geschichte am Ende?

Keine Ressonance, keine Akzeptanz  – der Mannheimer Fußball wirklich am Boden?

Die übrige Mehrheit der Mannheimer Fußball-Vereine lebt auch von der Hand in den Mund, wenn es überhaupt noch zum Überleben reicht. Leider haben fast alle Clubs im Laufe ihrer Historie über ihre Verhältnisse gewirtschaftet und müssen jetzt für die Fehler in der Vergangenheit gerade stehen.

Traditionsclubs dümpeln in den unteren Ligen

Gerade die traditionsreichen Vereine wie der VfL Kurpfalz Neckarau, MFC Phönix Mannheim oder ASV Feudenheim – aber auch der SV Seckenheim, SV Rohrhof, SV Schwetzingen, um nur einige aufzuführen – oder auf der Heidelberger Seite wäre die SG Heidelberg-Kirchheim zu nennen, sie alle haben es immer schwerer, Geldgeber zu finden und an ehemalige, bessere Zeiten anzuknüpfen.  

phoenix mannheim wappen               neckarau vfl   logo          asv feudenheim         svschwetzingen-neu

Lösungen?
Bündelung der Kräfte – Synergieeffekte erzeugen. Meist ist es aber die Engstirnigkeit der alteingesessenen Vereinsmitglieder, die solche Ideen im Ansatz verwerfen.

Ein anderer Ansatz ist die Kooperation der Vereine, das Erstellen eines gemeinsamen Profils, um den Fußball für etwaige Werbepartner interessanter zu machen.

Aktuell gehen hier der Kreisligist DJK Neckarhausen und Fortuna Edingen ab der neuen Saison eine Spielgemeinschaft ein. Das macht Sinn, denn beide Vereine gruben sich die Werbepartner bisher gegenseitig ab – nun bündelt man die Kräfte, will aus einem gemeinsamen Topf „löffeln“.  

Ohne „Moos“ nichts los. Ohne Werbepartnerzuwächse und ohne Sponsoren zum scheitern verurteilt 

Die großen Vereine kommen nicht umhin, ihre Aktivitäten auf dem Werbesektor exorbitant zu steigern. Dazu bedarf es zielgerichteter Maßnahmen mit entsprechend, qualifiziertem Personal, um eben neue Werbepartner zu generieren und somit Zuwächse zu erzielen.

Es ist eigentlich kaum nachzuvollziehen, dass aus dieser Vielzahl großer und mittelständischer Unternehmen in der Quadratestadt – keine entsprechenden Partner generiert werden können, die einen Fußball auf hohem Leistungsniveau ermöglichen. Was in Sandhausen möglich ist, muss doch im Großraum Mannheim erst recht machbar sein. 

Es sind also neue und innovative Ideen gefragt – will ein Club heute Zuschauer bewegen und Massen mobilisieren, dann muss Aufbruchstimmung erzeugt werden. Nur mit Parolen und Bestandsverwaltung hat noch kein Club sportlichen Erfolg erzielt.

Offensive Wege gehen, um an das erstrebte Ziel zu gelangen. Gelingt dies nicht, dann wird man auch im Jahre 2020 die gleichen Schlagzeilen lesen können, die wir heute aus der Presse vernehmen.

Und wenn die Kassen dann mal wieder leer sind, dann vernimmt man die Aussagen: „Wir bauen zukünftig auf unsere Jugend.“

Da bleibt die Frage: Hat Mannheims Fußball wirklich Zukunftschancen?

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