Waldhof-Präsident Steffen Künster im Gespräch mit dem Sportkurier
Waldhof-Präsident Steffen Künster im Gespräch mit dem Sportkurier
Archiv Regionalliga (Fußball) | erstellt am Mo 12.03.2012
Die sportliche Zielsetzung des Clubs war zu Saisonbeginn 2011/2012 auf einen einstelligen Tabellenplatz ausgerichtet, insgeheim hatten sich viele Anhänger aufgrund der guten Vorbereitung und den Neuverpflichtungen mehr ausgerechnet. Nach 23 von 34 Spieltagen liegt der SV Waldhof Mannheim im Mittelfeld der Tabelle. Dabei ist die Blickrichtung gleichermaßen in Richtung unteres, als auch oberes Mittelfeld gerichtet.
Nach der 0:2 Viertelfinalpleite im Badischen Krombacher Pokal gegen den Oberligisten SpVgg. Neckarelz ist für viele die Saison gelaufen. Aufsteigen kann man nicht mehr und absteigen auch nicht. Solch dürftige Leistungen wie gegen Neckarelz und so leichtfertig vergebene Punkte wie in Memmingen – verärgern die Fans und rufen mit Sicherheit kein gesteigertes Zuschauerinteresse hervor.
Dabei sind doch für das bisher erfolgreich arbeitende Präsidium des SV Waldhof Mannheim 07 der sportliche Erfolg, einhergehend mit einem guten Zuschaueraufkommen entscheidend für die Zukunftsplanung des Vereins.
Den Fans des SV Waldhof Mannheim brennen dieser Tage viele Fragen auf den Lippen. Wie steht es um den Traditionsverein, welche Planungen nimmt man in Anlauf und welche Weichen müssen gestellt werden? Diese Fragen kann niemand besser beantworten, als der Präsident des SV Waldhof Mannheim 07, Steffen Künster.
Der Sportkurier hat Steffen Künster mit etlichen Fragen konfrontiert.
Sportkurier: Herr Künster, wie sieht ihr persönliches Statement zur aktuellen, sportlichen Situation aus?
Steffen Künster (Foto links): Das muss man etwas differenziert betrachten. Das Pokal-Aus gegen Neckarelz hat uns alle schwer getroffen. In der 2. Halbzeit war das nach dem 2:0 Rückstand eine desaströse Leistung, die so nicht zu akzeptieren ist. In der Liga war der Auftakt zur Restrückserie gegen den Karlsruher SC doch ganz in Ordnung, aber in Memmingen hat sich wieder einmal unser Offensivproblem gezeigt. Uns fehlt es insbesondere in diesem Mannschaftsteil an Qualität. Was die Saison im Allgemeinen betrifft, da sind wir nicht weit von der sportlichen Zielsetzung entfernt. Das sind nur wenige Punkte zu einem einstelligen Tabellenplatz.
Sportkurier: Dennoch hat man von einigen Spielern (Neuzugängen) mehr erwarten können.
Steffen Künster: Das sehen wir auch so, deshalb werden wir in den nächsten Wochen hinsichtlich der neuen Spielzeit, so einiges auf den Prüfstand nehmen. Die Spieler stehen unter ständiger Beobachtung. Einigen scheint hier auch die Regionalliga-Qualität zu fehlen. Unser Vorstandsmitglied für Sport, Klaus Hafner, hat einen ganz engen Kontakt zur sportlichen Leitung. Er ist auch oft beim Training dabei und wir werden sehen, wer am Ende der Saison weiter verpflichtet wird.
Sportkurier: Gilt das auch für den Trainer Reiner Hollich und den sportlichen Leiter Günther Sebert? (Rechts im Bild)
Steffen Künster: Es geht doch dabei immer um das gesamte Konstrukt, da zählen natürlich auch diese
Personalien dazu. Wir sehen aktuell überhaupt keinen Handlungsbedarf in der Trainerfrage, oder der des sportlichen Leiters. Reiner Hollich hat mit der Mannschaft den Aufstieg geschafft und er bleibt auf alle Fälle auch unser Trainer bis Saisonende, so viel ist klar. Wir analysieren sehr genau diese Spielzeit und werden natürlich dann auch Gespräche mit Reiner Hollich und Günther Sebert führen, was die Zukunft betrifft.
Sportkurier: Wie bewerten Sie den Zuschauerrückgang bzw. den aktuellen Zuschauerschnitt? Im Plan waren durchschnittlich 3.500 Besucher angesetzt.
Steffen Künster: Wir liegen knapp unterhalb des Plans und eine weitere, rückläufige Zuschauerzahl würde uns natürlich nicht erfreuen. Daher ist es auch wichtig, in den nächsten Wochen sportlich erfolgreich zu spielen. Dann sind wir uns sicher auch in den restlichen 5 Heimspielen eine ansprechende Zuschauerkulisse zu haben.
Sportkurier: Konnte der SV Waldhof Mannheim in der aktuellen Spielzeit Zuwächse in der Werbung und sonstigen Einnahmen generieren? Wie hat die Industrie auf Anfragen des Vereins im Allgemeinen reagiert und hielt man Budgettreue?
Steffen Künster: Da kann ich Ihnen noch nichts Endgültiges dazu sagen. Nimmt man die laufende Spielzeit, so liegen wir in etwa im Plan. Uns fehlen noch die geplanten Einnahmen aus dem Freundschaftsspiel gegen Borussia Dortmund. Hier sind wir in intensiven Gesprächen mit der Borussia. Wir müssen jetzt einen gemeinsamen Termin finden. Das Spiel soll auf alle Fälle vor der neuen Saison stattfinden. Ansonsten haben wir die uns selbst auferlegte Budgettreue eingehalten. Was die Werbepartner betrifft, so konnten wir für die kommende Spielzeit neue Partner gewinnen, andere werden wir verlieren. Es dürfte sich in etwa die Waage halten. Insgesamt gesehen waren die Signale aus der Wirtschaft positiv, seit unserem Aufstieg. Es ist Ruhe im Verein und man hat keine negativen Schlagzeilen, und das ist ganz wichtig.
Sportkurier: In der Außendarstellung des Vereins spielt die Vereinswebseite ja keine unbedeutende Rolle. Augenscheinlich ist diese Webseite etwas verwaist, was Informationen rund um die 1. Mannschaft betrifft. Ob es Vorabinfos, Spielberichte oder aktuelle News sind – da kann man doch sicher einiges verbessern.
Steffen Künster: Das ist richtig, wir wissen um diese Problematik. Die Pflege der Homepage basiert natürlich auf einer „ehrenamtlichen Tätigkeit“. Unsere ehrenamtlichen Helfer Otto Hahn (Jugend) sowie Alex Beyer (U23) machen bis dato einen richtig guten Job. Für die Berichterstattung der 1. Mannschaft sehen wir auch großes Verbesserungspotential. Hierzu haben wir bereits die dazu notwendige Schritte eingeleitet, sodass sich dies in den nächsten Tagen verbessern wird.
Sportkurier: Der Gesamtetat für das Regionalligateam wurde vor der Saison mit ca.750.000 Euro beziffert. Mit welcher Summe kann man in der kommenden Spielzeit rechnen?
Steffen Künster: Dazu können wir jetzt überhaupt keine Aussagen treffen. Zunächst gilt es doch die jetzige Spielzeit in der Gegenüberstellung zu betrachten. Welche Einnahmen hatten und haben wir noch und welche Ausgaben sind tatsächlich entstanden? Wir haben aktuell einen der höchsten Etats in der Liga und wir sind alle davon überzeugt, dass auch mit weniger finanziellen Mitteln, sportlich mehr zu erreichen wäre. Wir hatten in der Kaderplanung nur eine kurze Übergangszeit und konnten den Markt nicht in der Form nutzen, wie wir das jetzt können. Das ist unser Vorteil für die kommende Spielzeit. Wir sind da alle zuversichtlich.
Sportkurier: Der SV Waldhof Mannheim 07 hat eine Bewerbung um die Anerkennung eines DFB-Leistungsstützpunktes abgegeben. Nun war dieser Tage eine Abordnung des DFB vor Ort und hat eine Besichtigung durchgeführt. Mit welchem Ergebnis rechnen Sie und vor allem wann?
Steffen Künster: Also wir hoffen auf ein positives Ergebnis und haben da auch ein ganz gutes Gefühl, was die Lizenzierung betrifft. Wir bekamen attestiert, dass sich vieles positiv entwickelt hätte. Das wäre natürlich ohne einen Dietmar Hopp und Anpfiff ins Leben nicht möglich gewesen, eben solche Rahmenbedingungen vorzuweisen. Mike Schüssler und Stephan Groß (Foto rechts/ links im Bild Groß-rechts im Bild Schüssler) sowie das gesamte Trainerteam der Jugend haben hier
einen phantastischen Job in den letzten Jahren abgeliefert. Es kann nun bis zu einem Bescheid noch ein gutes halbes Jahr dauern.
Sportkurier: Sind für den Verein die daraus resultierenden Kosten zu stemmen?
Steffen Künster: Das ist natürlich mit zusätzlichen Kosten verbunden, keine Frage. Alleine die medizinischen Untersuchungen aller Jugendspieler (orthopädische und internistische)sind sehr kostenintensiv. Wir sind da jetzt schon mit Ärzten in Gesprächen, um uns entsprechende Angebote einzuholen. Diese ärztlichen Untersuchungen sind vorgeschrieben und unumgänglich. Vorteil: Bei dem Lizenzierungsverfahren prüft eine ausländische Agentur, ob die Vorgaben auch eingehalten wurden. Ist dies der Fall, und davon gehen wir dann auch aus, so wird das vom Deutschen Fußballbund entsprechend bezuschusst. Insofern wäre das dann auch für uns durchaus stemmbar. Wir möchten auf jeden Fall diesen Weg gehen.
Sportkurier: Ihr unmittelbarer Nachbar, der VfR Mannheim, hat gute Chancen den Regionalligaaufstieg zu schaffen. Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Rasenspieler und ist ein zweiter Mannheimer Verein in der gleichen Liga eher ein Vor- oder Nachteil?
Steffen Künster: Der VfR Mannheim spielt eine hervorragende Saison, damit hätte niemand gerechnet. Natürlich ist mir ein Gegner VfR Mannheim lieber, als ein FC Bayern München II. Das liegt schon alleine in der Tatsache begründet, dass ein solches Derby ein Zuschauermagnet ist. Auf der anderen Seite kann sich eine Sponsorensuche durch zwei Mannheimer Vereine in einer Regionalliga auch schwieriger gestalten, insofern wäre der VfR Mannheim natürlich auch als direkte Konkurrenz zu betrachten.
Sportkurier: Wir bedanken uns bei Ihnen recht herzlich für das dann doch etwas ausführlichere Interview und hoffen damit auch dem ein oder anderen Waldhof-Anhänger gute Informationen geliefert zu haben.
Steffen Künster: Nichts zu danken, gerne geschehen und auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit.
Das Interview wurde von Manfred Jordan (Sportkurier) geführt
Fotos: Marco Bschirrer
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