Vor dem Saisonstart: Kenan Kocak im Gespräch mit dem SPORTKURIER
Vor dem Saisonstart: Kenan Kocak im Gespräch mit dem SPORTKURIER
Archiv Regionalliga (Fußball) | erstellt am Mi 23.07.2014
Foto oben: Waldhof-Coach Kenan Kocak hat unermüdlich am neuen Kader gearbeitet.
Mit fast genau so vielen Spielerabgängen, kann man die Fluktuation im Kader des Regionalligisten als erheblich bewerten. Mit jungen, talentierten und entwicklungsfähigen Spielern, die in das etwas begrenzte Budget des Traditionsvereins passen, soll es in der kommenden Saison gerichtet werden.
Die bisherigen Vorbereitungsergebnisse waren sehr positiv, denn außer dem ersten Testspiel (0:1 gegen Wormatia Worms) blieb man in allen weiteren Paarungen ungeschlagen. Beeindruckend der 5:2 Sieg über den Bundesligisten Eintracht Frankfurt, als auch die Siege über den Zweitligisten SV Sandhausen (2:0) und Drittligisten SG Sonnenhof-Großaspach (1:0).
Foto: Die einzige Testspielniederlage mussten die Waldhöfer gegen Worms hinnehmen. Hier der Wormser Sascha Wollfett bei seinem 0:1 gegen Mannheims Dennis Broll beim Spiel SV Waldhof Mannheim – Wormatia Worms.
Gegen das Zweitligateam FSV Frankfurt gelang ein hochverdientes 2:2 Remis und gegen den Drittligaaufsteiger U23 FSV Mainz 05 ein 0:0 Unentschieden. Kenan Kocak hat es sichtlich geschafft, ein komplett neues Team zusammenzustellen und zu einer schlagkräftigen Einheit zu formen.
Am Samstag, den 02.08.2014 bestreiten die Waldhöfer ihr erstes Punktspiel in der Regionalliga Südwest bei der U23 des SC Freiburg. Immerhin waren die Vizemeister in der letzten Saison, also wartet gleich ein schwerer Brocken auf die Mannschaft von Trainer Kenan Kocak.
Foto: Waldhofs Dennis Kopf (Nr.2) gegen Sandhausens Marco Thiede (Nr.7) beim Kopfball beim Testspiel, SV Waldhof – SV Sandhausen.
Wir haben uns 10 Tage vor dem Saisonstart mit dem Chefcoach der Blauschwarzen getroffen und ihm einige interessante Antworten entlocken können.
Sportkurier: Die Fluktuation im Kader ihres Teams war sehr groß und das trotz einer guten Tabellenplatzierung der Vorsaison. Woran lag das?
KENAN KOCAK: Ich möchte es nicht immer wieder groß erwähnen, aber Tatsache ist, dass wir aus finanziellen Gründen einige Leistungsträger nicht halten konnten bzw. keine Einigung mit den entsprechenden Spielern erzielten. Ich hätte gerne den einen und anderen Spieler behalten. Einem anderen Teil wurde aus sportlichen und/oder charakterlichen Gründen kein neues Angebot unterbreitet. Gerade ab dem Pokal-Aus in Nöttingen und als es sportlich um nicht mehr viel ging, hat sich so mancher von einer anderen Seite gezeigt. Zu guter Letzt waren auch noch Akteure dabei, die eine neue Herausforderung bei einem anderen Verein gesucht haben.
Foto: Eine lange und harte Vorbereitung mit vielen Testspielen, haben Kenan Kocak die erforderliche Erkenntnis über die Leistungsfähigkeit seines Kaders vermittelt.
Sportkurier: Bei ihrer Transferpolitik fiel auf, dass Sie überwiegend junge Spieler mit einer sehr guten fußballerischen Ausbildung verpflichtet haben. Nach welchen Kriterien sind Sie hier als sportlicher Leiter und als Cheftrainer vorgegangen?
KENAN KOCAK: Nach dem TEPS-Modell. T= Technik, E=Einsicht, P=Persönlichkeit und S=Schnelligkeit. Darüber hinaus haben wir verstärkt auf die Altersstruktur geachtet und natürlich auf die Entwicklungsmöglichkeiten der Spieler. Wir begannen schon sehr früh mit Transfergesprächen und haben uns auch in persönlichen Gesprächen ein sehr genaues Bild von allen Neuzugängen gemacht. Da wurde kein Akteur „blind“ verpflichtet.
Foto: Mannheims Lutz Radojewski gegen Frankfurts Bastian Oczipka beim Testspiel SV Waldhof Mannheim – Eintracht Frankfurt.
Sportkurier. Mit Yanick Haag und Morris Nag haben Sie erneut zwei Spieler aus der eigenen Jugend in den Kader mit hochgezogen. Nag kann sogar noch ein Jahr A-Jugend spielen. Wo wird er eingesetzt werden? Und ist das der Weg, den der SV Waldhof verstärkt beschreiten will?
KENAN KOCAK: Es freut mich, wenn sich Spieler aus der U19 anbieten, das ist bei Haag und Nag der Fall. Beide sind ehrgeizig und talentiert, können jetzt den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung gehen. Morris hat als „junger Jahrgang U19“ die Qualität schon jetzt im Regionalligakader stehen zu können, insofern gehört er zur 1. Mannschaft. Das schließt nicht aus, dass er auch U19 spielen könnte, wenn erforderlich. Die Zusammenarbeit mit den Trainern der Jugend ist gut und es findet ein regelmäßiger Austausch statt. Es ist da natürlich unser erklärtes Ziel, jedes Jahr talentierte Spieler aus der Jugend in den Kader der Aktiven zu übernehmen.
Sportkurier: Die Vorbereitungsergebnisse waren sehr gut und auch überraschend. Rücken Sie jetzt von der sportlichen Zielsetzung „Klassenerhalt“ ab?
KENAN KOCAK: Ich habe kaum einen Spieler geholt, der vorher in seinem Verein Stammspieler gewesen wäre. Das sind jedoch alles talentierte Jungs, die recht schnell, ja, überraschend schnell zu einer sehr guten Einheit gefunden haben. Ich kenne die Qualität der Spieler und sage auch diese Saison: „Uns muss man erst schlagen können“. Wir gehen in jedes Spiel mit der Einstellung, selbiges siegreich gestalten zu wollen. Ob uns das dann gelingt steht auf einem anderen Blatt Papier. Wir haben jetzt in den Testspielen sehr gute Leistungen gezeigt, sollten uns da jedoch nicht blenden lassen. Jetzt geht es bald um Punkte in der Liga. Und das ist ein anderer Druck für die Spieler, als dies in Testspielen der Fall ist. Ich kann aus heutiger Sicht (noch) nicht sagen, wie gut oder weniger gut manche Spieler mit diesem „Druck“ umgehen können. Also werden wir uns auch ein wenig gedulden müssen.
Foto: Mannheims Robin Neupert und links Sebastian Lindner gegen den Mainzer Lucas Hoeler beim Testspiel SV Waldhof Mannheim – 1.FSV Mainz 05 U23.
Sportkurier: Da war noch die Frage der sportlichen Zielsetzung.
KENAN KOCAK: Ich halte nicht so viel von solchen Prognosen. Nimmt man unser Budget als Indikator für eine Einschätzung, dann dürfte es natürlich nur um den Klassenerhalt gehen. Aber wir haben sehr gut gearbeitet und eine sehr ansprechende Personalpolitik auf den Weg gebracht. Die Mannschaft wird mit dem Abstieg nichts zu tun haben, da bin ich sicher. Wenn alles so läuft, wie wir uns das vorstellen, werden die Zuschauer eine hoffentlich gute Saison sehen. Hier an dieser Stelle möchte ich auch die sehr gute Zusammenarbeit mit Sportvorstand Klaus Hafner und Finanzvorstand Klaus-Rüdiger Geschwill hervorheben. Auch Geschäftsführer Andreas Laib hat kräftig mit in eine Richtung gerudert. Insofern sind wir auch insgesamt noch stärker zusammengewachsen, das freut mich sehr.
Sportkurier: Stichwort Geduld. Fordern Sie die von den Fans ein?
KENAN KOCAK: Ich kann von den Fans nichts fordern, ich kann nur darum bitten, die Mannschaft zu unterstützen und auch bei einem Rückschlag weiterhin bedingungslos hinter der Mannschaft zu stehen. Viele Spieler sind auch deshalb zum SV Waldhof gewechselt, weil ich als Trainer mit dem „Pfund“ unserer Fans Pluspunkte gesammelt habe. Die Spieler wissen um diese hervorragenden Anhänger, die einen unglaublichen Support hinlegen und ihre Mannschaft zahlreich unterstützen. Dieser Vorteil war in vielen Verhandlungsgesprächen trotz eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten auch ausschlaggebend für einen erfolgreichen Transferabschluss.
Foto: Kenan Kocak will seine Mannschaft zum Rundenstart auf den Punkt in einer sehr guten Verfassung sehen.
Sportkurier: Wie sieht es mit Christoph Becker aus. Wird er beim SV Waldhof bleiben?
KENAN KOCAK: Ich gehe stark davon aus. Wir hatten gute Gespräche und eine weitere Zusammenarbeit wird wohl nächste Woche auch schriftlich besiegelt.
Sportkurier: Sind die Kaderplanungen komplett abgeschlossen?
KENAN KOCAK: Grundsätzlich ist dies mit Ja zu beantworten. Ein offensiver Allrounder und jemand der links Defensiv, als auch links Offensiv spielen kann, würde uns sicher noch gut zu Gesicht stehen. Aber das geben die Finanzen jetzt nicht her. Nachzutragen wäre noch Nauwid Amiri – er gehört nun auch noch dem Kader für die neue Saison an.
Sportkurier: Mit Frank Schwabe (U23) und Marius Todericiu (TW-Trainer) haben Sie neben Co-Trainer Klaus Heitz und Athletik-Trainer Dirk Stelly zwei neue Mitarbeiter im Trainerstab.
KENAN KOCAK: Ja, die Zusammenarbeit ist hervorragend. Das sind sehr gute und loyale Leute, worüber ich sehr froh bin.
Foto: Ein Teil des Trainerteams. Von links Frank Schwabe (U23), Kenan Kocak (Chefcoach) und Co-Trainer Klaus Heitz.
Sportkurier: Nun zu Ihnen persönlich. Ihr Vertrag beim SV Waldhof endet am 30.06.2015. Wie sieht es hier aus. Werden Sie beim SV Waldhof bleiben?
KENAN KOCAK: Der Verein möchte den Kontrakt mit mir verlängern und wir werden zeitnah die Gespräche aufnehmen. Meine Bereitschaft hier beim SVW weiterhin zu arbeiten ist absolut vorhanden. Es müssen hier aber auch für mich die Rahmenbedingungen stimmen. Wichtig auch: der Verein muss ganz klar in den nächsten zwei, drei Jahren die Blickrichtung 3.Liga aufnehmen und das auch intensiv.
Sportkurier: Wir bedanken uns für das Gespräch.
KENAN KOCAK: Nichts zu danken.
Alle Fotos Copyright: Rhein-Neckar Picture
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