Die Sportkurier-Serie Heute: Günther Sebert, lebende Waldhof-Legende
Die Sportkurier-Serie Heute: Günther Sebert, lebende Waldhof-Legende
Archiv Regionalliga (Fußball) | erstellt am Di 01.05.2012
Der auf dem Waldhof geborene Günter Sebert ist in Mannheim eine Institution. 592 Spiele bestritt er für den SV Waldhof Mannheim 07 und erzielte dabei 110 Tore. Als Kapitän führte er die so genannten „Waldhof-Buben“. Günter Sebert wuchs im direkt am Seppl-Herberger-Stadion (früher Stadion am Alsenweg) gelegenen Rindenweg auf und besuchte die Luzenbergschule.
1957 dem SV Waldhof beigetreten
Er trat im Sommer 1957 als Neunjähriger dem SV Waldhof bei wo, er in der Mannschaft der D2-Jugend begann. Als gelernter Schlosser arbeitete Günter Sebert zunächst bei „Bopp & Reuter“, später längere Zeit als Angestellter bei der Stadt Mannheim, ehe er sich 1974 ganz dem Spiel mit dem runden Leder verschrieb.
Angebote mehrerer Bundesligisten ausgeschlagen
In seiner aktiven Zeit schlug er lukrative Angebote – unter anderem von Borussia Dortmund, 1860 München und dem KSC aus, wechselte nie den Verein und krönte im Mai 1983 mit dem „Wunder Waldhof“, dem Aufstieg in die Bundesliga, seine großartige Karriere. (Siehe Foto links)
„Ich war sehr früh schon Kapitän der Mannschaft. Immer wenn ich andere Angebote hatte, rannten mir Verantwortliche des Präsidiums die Haustür ein, baten mich zu bleiben. Wir waren damals als Team fast alles Spieler aus Mannheim und Umgebung, deshalb auch privat gut befreundet. Ich habe nichts bereut“, bestätigt der Mann, der zuletzt stets die Nummer „5“ auf dem Rücken trug.
Gefürchteter Frei- und Strafstoßspezialist
Trainer Klaus Schlappner sagte einmal, er sei „schlichtweg eine Persönlichkeit“, galt als Leitfigur, Idol und Vorbild, war auf dem Spielfeld der verlängerte Arm des Trainers und als Spielführer anerkannter Mittler zwischen Mannschaft, Trainer und Präsidium. Der gefürchtete Frei- und Strafstoßspezialist zeigte stets beständige Leistungen und konnte im Spiel seine Mannschaft motivieren und mitreißen. „Sam“ (wie er noch heute gerufen wird) war zudem überaus ehrgeizig und konnte selbst im Training nicht verlieren.
Nach Beckenbauer der beste Libero der Liga
Nach „Kaiser“ Franz Beckenbauer sahen viele Experten in ihm sogar den „Kronprinz“ auf der Libero-Position im DFB-Trikot. Ein Anruf von Helmut Schön, später Jupp Derwall, blieb jedoch aus:
„Dass das mit der Nationalmannschaft nicht geklappt hat lag daran, dass wir zu dieser Zeit noch zweite Liga gespielt haben. Als wir aufstiegen, war ich bereits 34 Jahre und damit eben zu alt“, trauert der jetzige Hobby-Tennisspieler jedoch nichts nach.
Neben dem Erstliga-Aufstieg sieht Sebert die sportlich erfolgreichste Zeit Anfang der 70er Jahre in der Amateur-Oberliga: „Es gab viele Derbys. Unter Trainer Klaus Sinn habe ich mich weiter entwickelt. Waldhof wurde für mich ein Teil meines Lebens.“ Mit 39 Jahren beendete Günter Sebert zum Saisonschluss 1986/87 seine aktive Laufbahn beim Bundesligisten SV Waldhof Mannheim und übernahm das Amt des Co-Trainers.
1988 als Trainer den SV Waldhof vor dem Abstieg aus der 1. Liga bewahrt
Er wurde vom Präsidium zum Ehrenspielführer ernannt (eine Ehre, die er mit nur fünf weiteren Waldhöfern teilt). Ab Sommer 1988 übernahm Sebert das Amt des Chef-Trainers beim SVW und schaffte es aus fast aussichtsloser Position im Jahre 1989 mit dem SVW die Klasse in der Elite-Liga zu halten. Danach durchlief Sebert einige Trainerstationen bei Hertha BSC, den Stuttgarter Kickers und dem 1. FC Nürnberg – ehe er
1996 für ein Jahr zum SV Waldhof Mannheim zurückkehrte.
Mit Jahn Regensburg in 2. Liga aufgestiegen
Von 1997 bis 2001 trainierte Sebert den Lokalrivalen VfR Mannheim. Einer seiner größten Erfolge als Trainer war mit dem Regionalligisten SSV Jahn Regensburg der Aufstieg in die 2. Bundesliga im Jahr 2003.
Darauf folgte von 2003 bis 2005 seine bisher letzte Trainerstation beim SV Sandhausen. Im Januar 2009 verpflichtete der Fußball-Regionalligist SV Waldhof Mannheim Günter Sebert als sportlichen Leiter. Der inzwischen 63 Jahre alte Kurpfälzer steht seitdem, seinem Verein „in dieser schwierigen Zeit mit seinen Erfahrungen zur Seite“.
Federführend beim Neuaufbau 2010/2011 / Aufstieg in die Regionalliga
Günter Sebert hatte nach dem Zwangsabstieg aus der Regionalliga (2009/2010), als der Club keine Regionalliga-Lizenz erteilt bekam – die Aufgabe einen Neuaufbau in Gang zu setzen. 2010/2011 gelang es ihm in Rekordzeit und mit viel Umsicht aus dem „Nichts“ eine schlagkräftige Oberligatruppe zu stellen. Als Trainer wurde Reiner Hollich verpflichtet.
Mit Sebert und Hollich, also echten Urgesteinen des SV Waldhof, und mit wenig finanziellen Mitteln, wurde dieser Neuanfang in der Oberliga gestartet. Was dann kam, ist bekannt.
Das Ziel ist 3. Liga
Es kam ein neues Präsidium Ende 2010 und es kam eine Erfolgsserie in der Rückrunde, die am Ende der Saison 2010/11 mit dem Aufstieg in die Regionalliga belohnt wurde. Im März 2012 wurde der Vertrag von Günter Sebert in vollem Vertrauen um ein weiteres Jahr verlängert (Links mit Präsident Steffen Künster).
Seine kommende Aufgabe wird es sein, die Schwächen der jetzigen Regionalligamannschaft mit deutlichen personellen Veränderungen auszumerzen, damit das Ziel – spätestens 2015 wieder drittklassig zu sein, erreicht werden kann.
Fotos: Stefan Reiser, Marco Bschirrer, wikiwaldhof
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