"Das hat mit Fußball nichts zu tun"
„Das hat mit Fußball nichts zu tun“
Archiv Regionalliga (Fußball) | erstellt am So 19.08.2012
Positiver nahmen sie hingegen eine Aktion des Vereins auf, der sich vor der Partie deutlich gegen Extremismus im Stadion positioniert hatte. „Das hat mit Fußball nichts zu tun“, lautete der Slogan, der mit Flugblättern und auf Plakaten kommuniziert wurde.
„Ich finde es gut, dass sich der Verein offensiv mit diesem Thema befasst und sich klar positioniert“, sagt der Sozialarbeiter.
Martin Willig stand weit vor Spielbeginn unweit des Haupteingangs, hatte sich einen Platz im Schatten gesucht und begrüßte viele Fans persönlich. Seit vier Jahren ist er als beim Fanprojekt des SV Waldhof engagiert und damit ein Kenner der Szene bei dem ehemaligen Bundesligisten. „Ich finde es gut, dass sich der Verein offensiv mit diesem Thema befasst und sich klar positioniert“, sagt der Sozialarbeiter.
Foto: Mit aufwändigen Choreographien u. sozialem Engagement rückten sich die Fans der Blau-Schwarzen zuletzt immer wieder in ein positives Licht
Aus eigenem Antrieb führte der Klub die Aktion durch, um zu zeigen, dass linke und rechte Propaganda im Stadion nichts verloren hat. Auf den Flugblättern waren beispielsweise Symbole aufgeführt, die ohnehin per Gesetz verboten sind beziehungsweise sich der SV Waldhof nicht im Stadion erwünscht. „Es ist gut, dass die Flugblätter verteilt werden, damit die Leute aufmerksam gemacht werden“, lobt Willig die Verantwortlichen. Nur wenige Vereine sind bundesweit bislang so offensiv an das Thema herangegangen, so dass die Waldhöfer eine lobenswerte Vorreiterrolle eingenommen haben.
Andreas Laib: „Wir sind mit der Entwicklung sehr zufrieden.“
Wichtig und positiv ist die Tatsache, dass es aktuell keinen Anlass für die Aktion gibt, denn in den vergangenen Jahren gab es keine negativen Schlagzeilen in diesem Bereich mehr. Die letzten Ausschreitungen gab es beim Derby gegen die zweite Mannschaft des 1.FC Kaiserslautern vor drei Jahren – und dabei handelte es sich um Hooliganismus und nicht um Extremismus. „Da muss man eine Unterscheidung machen“, fordert Willig, der mit dem Fanprojekt gute Arbeit leistet, so dass das Aggressionspotenzial auf den Tribünen sichtbar zurückgegangen ist.
Foto: SV Waldhof – 1. FC Kaiserslautern II. Vor drei Jahren gab es bei dieser Partie heftige Ausschreitungen – seitdem gab es keine negativen Schlagzeilen mehr.
„Wir sind mit der Entwicklung sehr zufrieden und führen diese Aktion jetzt durch, um prophylaktisch zu handeln und nach außen deutlich zu machen, welche Positionen der Verein sich nicht wünscht“, erklärt Andreas Laib, der als Geschäftsführer für die Umsetzung von „Das hat mit Fußball nichts zu tun“ verantwortlich war. Obwohl die Rechtslastigkeit der SVW-Anhängerschaft nahezu verschwunden ist, hat der Klub weiterhin dieses Image – mit Aktionen wie am Samstag möchte der Verein dies ändern.
„In den vergangenen 10 Jahren hast sich die Situation beruhigt“, so Willig
Vor zehn Jahren sah das noch ganz anders aus, als es innerhalb der Fanszene starke Strömungen in die rechte Ecke des politischen Spektrums gab. Stark war der Fanblock durchsetzt mit antidemokratischem Gedankengut. Doch die gewannen nicht die Mehrheit, was nicht zuletzt am Engagement der Anhänger selbst lag. Nicht nur der Fanclub „Doppelpass – Fans gegen Gewalt und Rassismus“, der sich 1999 gründete, distanziert sich öffentlich vom Extremismus. „In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Situation beruhigt“, berichtet Willig. Mehr noch – mit aufwändigen Choreographien, sozialem Engagement auch außerhalb der Stadiontribünen und Unterstützung des finanziell lange in Schieflage befindlichen Vereins rückten sich die Fans der Blau-Schwarzen zuletzt immer wieder in ein positives Licht.
Derby gegen den 1.FC Kaiserslautern II – Partie mit hohem Gewaltpotenzial
Am kommenden Sonntag steht nach drei Jahren erneut ein Derby gegen den 1.FC Kaiserslautern II auf dem Programm, eine Partie mit hohem Gewaltpotenzial, wenngleich nicht durch antidemokratisches Gedankengut hervorgerufen. „Wenn wir dieses Spiel ohne Ausschreitungen überstehen, sind wir einen großen Schritt weiter“, hofft Willig auf ein ruhiges Umfeld vor, während und nach den 90 Minuten. Die Vorarbeit haben er, der Verein und große Teile der Fans selbst dazu geleistet.
Fotos: Marco Bschirrer
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