Aufsichtsrat findet deutliche Worte bei der Mitgliederversammlung des SV Waldhof Mannheim 07
Aufsichtsrat findet deutliche Worte bei der Mitgliederversammlung des SV Waldhof Mannheim 07
Archiv Regionalliga (Fußball) | erstellt am Do 29.11.2012
Doch gestern Abend gab es auch kritische Töne, als das Präsidium um Präsident Steffen Künster dem Souverän des Vereins Bericht über das Geschäftsjahr 2011/12 ablieferte.
Etwa 135 Mitglieder waren in den Franziskus-Saal im Speckweg gekommen, um sich einerseits über den Ablauf der Saison 2011/12 berichten zu lassen, aber andererseits auch Fragen zu den Querelen der zurückliegenden Monate im Zusammenhang mit dem Trikotsponsor „Parkplan AG“ (Foto unten rechts) zu stellen.
Bielmeier: „Das Vertrauensverhältnis des Aufsichtsrat gegenüber dem Präsidium ist gestört.“
Den interessantesten Satz des Abends ließ Wolfgang Bielmeier (Foto links) fallen. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates erklärte: „Es gab auch im abgelaufenen Geschäftsjahr einige Rechtsgeschäfte, die entgegen der Satzung am Aufsichtsrat vorbei getätigt wurden. Das Vertrauensverhältnis des Aufsichtsrat gegenüber dem Präsidium ist gestört.“ Seit Jahren hatte es bei Mitgliederversammlungen des SV Waldhof keine so deutlichen Worte von Seiten des Kontrollgremiums mehr gegeben, zuletzt musste sich das Präsidium um Mario Nöll derart kritisieren lassen. Zwar lobte Bielmeier gleichzeitig die „intensive Kommunikation“ mit dem Präsidium, mahnte aber zudem „fehlende Transparenz“ an.
Bei der Aussprache keine Nachfragen
Überraschenderweise gab es bei der anschließenden Aussprache allerdings keine Nachfragen von den Mitgliedern zu der Aussage von Bielmeier, offensichtlich nahmen diese es hin, dass die gewählten Vereinsvertreter das Vertrauensverhältnis zu ihrem Kontrollgremium angegriffen haben. Warum sich der Aufsichtsrat angesichts eines „gestörten Vertrauensverhältnisses“ nicht deutlicher von der Arbeit des Präsidiums distanzierte, wurde deshalb ebenfalls nicht aufgeklärt.
Geschäftsführer Andreas Laib lag keine guten Zahlen vor
Finanziell legte der Verein keine gute Zahlen vor, auch wenn Geschäftsführer Andreas Laib erklärte, so gut wie dieses Jahr im November sei der Verein in dieser Jahreszeit schon lange nicht mehr aufgestellt. Im Geschäftsjahr 2011/12, in dem der Klub sportlich durch die Neugliederung der Regionalligen faktisch nicht absteigen konnte, wies der Verein ein bilanzielles Minus von etwa 71.000 Euro auf. Das Loch in der Einnahmen-Ausgaben-Bilanz ist allerdings deutlich größer, geschönt wurden die Zahlen allein durch den Gläubigerverzicht von Emmanouil Lapidakis, der als Einnahme verbucht wurde.
990.000 Euro Schulden
Im Dezember 2010 war das Präsidium um Steffen Künster mit dem Ziel und der Vorgabe angetreten, den Verein bis Juni 2012 zu entschulden. Im November 2012 beläuft sich der Schuldenstand jedoch auf etwa 990.000 Euro, wie Klaus-Rüdiger Geschwill, der Finanzvorstand, erklärte. Etwa ein Drittel davon sind kurzfristige Verbindlichkeiten, die die Liquidität des Klubs gefährden. Eine Insolvenz im laufenden Geschäftsjahr schloss Geschwill auf Nachfrage aber ausdrücklich aus.
Präsident Steffen Künster (Foto links) erklärte in seiner Ansprache, dass der Trikotsponsor „Parkplan AG“ zwar anfänglich Schwierigkeiten bei der Begleichung der Sponsoring-Raten hatte, inzwischen aber alles gezahlt habe und deshalb einen sechststelligen Betrag an den Verein geflossen sei. „Es zeigt sich, dass Sie sich auf Ihr Präsidium verlassen können“, rief Künster ins Plenum und lobte seine Kollegen und sich gleich nochmals: „Der SVW hat seit zwei Jahren eine aktive Vereinsspitze.“
Präsidium entlastet
Mit nur wenigen Gegenstimmen wurde das aktuelle Präsidium deshalb von den anwesenden Mitgliedern entlastet. Weitaus mehr Gegenwind bekamen die Vorgängerpräsidien, die erst in diesem Jahr entlastet wurden, weil zuvor die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit dem Bau des Jugend-Förderzentrums abgewartet wurden. Besonders knapp ging es bei der Entlastung des Präsidiums um Mario Nöll im Geschäftsjahr 2008/2009 zu. 45 Nein-Stimmen und acht Enthaltungen offenbarten die Kritik der Mitglieder an ihrer Arbeit, für eine Entlastung reichte es letztlich trotzdem.
Foto: 1 (svw) 2 (mrs) – 3 (eig.)
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