Spiel der Woche: Fortuna Heddesheim verliert vorzeitigen Titelgewinn in der Nachspielzeit gegen Türkspor Mannheim

Archiv Kreisklasse (Fußball) | erstellt am So 12.05.2013

Foto oben: Fortuna Heddesheim war schon Meister, da fiel in der Nachspielzeit der 2:2 Ausgleich durch Türkspors Adanir.

Beide Teams boten das, was den Fußball so einzigartig macht. Kampf, Dramatik, Tore, Freude, Trauer … innerhalb weniger Minuten war vor 280 Zuschauern das „volle Programm geboten“.

Semih Adanir hatte Türkspor in der 75. Minute mit 0:1 in Führung geschossen. In der 85. Minute gelang Steven Kunhold der umjubelte Ausgleichstreffer zum 1:1 und nur drei Minuten später (88.) traf der eingewechselte Christoph Schumacher zur nicht mehr für möglich gehaltenen 2:1 Führung für die Fortuna.
In der Nachspielzeit (90. +2) gelang Adanir mit seinem zweiten Treffer in dieser Partie das 2:2 Unentschieden.

Foto: Heddesheim-Schlussmann Marc Berton hält einen Schuss des gefährlichen Angreifers Semih Adanir

Die Ausgangsbasis: Fortuna Heddesheim benötigte vor diesem Spiel noch drei Punkte aus zwei Partien – um sicher als Meister aufzusteigen. Der FC Türkspor durfte sich keine Niederlage und auch kein Remis erlauben – wenn noch eine Chance auf die Meisterschaft Bestand haben sollte.

Heddesheim ohne drei Leistungsträger

Dabei musste Fortuna-Coach Rene Gölz in diesem so wichtigen Spiel auf Torjäger Jan-Niklas Rabe verzichten, der sich beim Spiel gegen den MFC Phönix einen Muskelfaserriss zuzog. Ebenfalls nicht mit von der Partie – Kapitän Markus Schief, der wegen seiner Hochzeitsreise schon die letzten zwei Spiele nicht dabei war. Zu guter Letzt verletzte sich am Donnerstag beim Spiel gegen die LSV Ladenburg II auch noch Leistungsträger Niels Gremm. „Wir haben da personell schon ganz schön Engpässe, aber jetzt müssen sich eben die anderen beweisen. Ich schenke den Spielern da mein vollstes Vertrauen“, so Rene Gölz.

Foto: Marc Berton im Tor der Heddesheimer geschlagen. Torjäger Adanir hatte zur 0:1 Führung getroffen.
Intensiv geführte Partie

Das Spiel begann von beiden Seiten verhalten. Der FC Türkspor stand ebenso sicher in der Defensive, wie die Hausherren. Nach 14 Minuten die erste Möglichkeit für die Fortuna. Christian Haas hatte einen Freistoß aus dem linken Halbfeld in den Strafraum geschlagen und der abgewehrte Ball kam Michael Koch vor die Füße. Sein Schuss aus 18 Metern verfehlte nur knapp das Ziel.

Der umsichtige und gut leitende Schiedsrichter Mauro Hamberger traf in der Folge, in einer sehr intensiven und körperbetonten Begegnung zumeist die richtigen Entscheidungen, sodass trotz vieler verbissen geführter Zweikämpfe die Partie fair blieb.

Foto: Riesenjubel beim FC Türkspor nach der 0:1 Führung in der 75. Minute

Marcel Heitz (23.) mit einem abgeblockten Distanzschuss, als auch Sefa Yildiz (33.) mit einem Schuss aus 25 Metern, der nur knapp sein Ziel verfehlte – gefährlich. „Wir haben so gut wie nichts zugelassen und standen defensiv sehr stark. Auf der anderen Seite haben wir uns aber auch gegen die kompakte Defensive der Heddesheimer in der ersten Halbzeit nicht entscheidend durchsetzen können“, sollte später Türkspor-Coach Feytullah Genc resümieren.

Gölz: „Wir haben zu viele Standards zugelassen.“

In der 2. Halbzeit eine nahezu ausgeglichene Partie, bei der die Gäste zahlreiche Freistöße zugesprochen bekamen. Oft zu überhastet die Abwehrversuche der Heddesheimer, in den ersten 30 Minuten der zweiten Halbzeit. „Wir haben zu viele Standards zugelassen. Da sind sie besonderes gefährlich, die Türkspor-Angreifer“, so FV-Coach Rene Gölz.

Foto: Auf dem Boden liegend Heddesheims Steven Kunhold, der gerade den 1:1 Ausgleich erzielt hat. Es beglückwünschen ihn Christian Haas und Giuseppe Passaniti

Genau ein solcher Standard läutete die hochspannende Schlussphase ein. Murat Efe hatte in der 75. Minute einen Freistoß in den Strafraum gezirkelt und Semih Adanir stieg am höchsten – köpfte den Ball ins lange Ecke. Torhüter Marc Berton fehlten nur wenige Zentimeter, dann hätte er diesen Ball gehalten.
Jubel beim FC Türkspor – der Torschütze Semih Adanir rannte mit geballten Fäusten Richtung Tribüne. „Seht her, wir können doch gegen Spitzenteams gewinnen.“

Heddesheim dreht nach Rückstand das Spiel / Christoph Schumacher kam, sah und traf!

Aber die Fortuna legte sofort den Hebel um nach diesem Rückstand. Plötzlich eine andere Heddesheimer Elf auf dem Platz. Mit sehr druckvollem Spiel und großem Einsatz wurden die „Türken“ plötzlich in die eigene Hälfte geschnürt. Trainer Gölz brachte Giuseppe Passaniti und Christoph Schumacher für Marcel Heitz und Maximillian Merkel, die beide ihre Aufgaben gut erledigten hatten – in die Partie.

Foto: Er kam, sah und traf: Christoph Schumacher jubelt nach seinem Treffer zur 2:1 Führung in der 88. Minute. Neben Schumacher, der verletzt ausgewechselte Stefan Winkenbach. Ganz rechts Fortuna-Vorstand Thomas Werkhausen

Dann die 85. Minute: Nach einer Rechtsflanke in den Strafraum, stand die Türkspor-Defensive indisponiert und Torjäger Steven Kunhold nahm das Leder mit der Brust an – düpierte zwei Abwehrspieler und „drosch“ die Kugel aus 8 Metern Distanz zum 1:1 Ausgleich in die Maschen.

Adanir trifft in der Nachspielzeit zum 2:2 Ausgleich

Es kam noch besser: Der gerade eingewechselte Christoph Schumacher, der neben seiner Tätigkeit als Spieler bei der Fortuna, auch deren Geschäftsführer ist – nahm einen 2. Ball im Strafraum an und zirkelte den Ball aus 8 Metern in den Torwinkel – 2:1! … in der 88. Minute.

Just in diesem Moment war die Fortuna Meister der Kreisklasse A Staffel II. Der Jubel auf den Rängen und dem Felde kannte keine Grenzen. Christoph Schumacher wäre der „Held des Tages“ gewesen – wenn nicht eine Unzulänglichkeit in der Abwehr der Heddesheimer in der Nachspielzeit (90. + 2) zum 2:2 Ausgleich durch Adanir geführt hätte.

Foto: War das schon der Titelgewinn? Die Heddesheimer Spieler jubeln, nachdem innerhalb weniger Minuten das Spiel gedreht werden konnte

Am Ende konnte der FC Türkspor trotz des Punktgewinns nicht ganz zufrieden sein, denn durch den Sulzbacher Sieg gegen Hohensachsen – ist der FCT auf den 3. Platz abgerutscht. Fortuna Heddesheim dagegen muss am letzten Spieltag beim TSV Amicitia Viernheim II mindestens ein Remis holen – um als Meister in die Kreisliga aufzusteigen.

Foto: Nein, das war heute noch nichts mit der vorzeitigen Meisterschaftsfeier. Die Fortuna muss noch ein Spiel nachsitzen. In der Nachspielzeit gelang Adanir der 2:2 Ausgleich.

Die Stimmen zum Spiel:

FV-Vorstandsvorsitzender Thomas Werkhausen: „Es war ein sehr intensiv geführtes Spiel auf gutem Niveau. Nach dem 0:1 Rückstand ist unsere Mannschaft mit sehr viel Moral zurückgekommen und hat das Spiel zunächst gedreht. Es ist schade, dass wir in der Nachspielzeit das 2:2 kassierten und so die Meisterschaft nicht schon am heutigen Tage feiern konnten. Unter dem Strich ist das 2:2 leistungsgerecht. Jetzt müssen wir in Viernheim den noch fehlenden Punkt holen.“

FV-Co-Trainer Melvin Faust: „Nach dem 2:1 dürfen wir das Spiel nicht mehr aus der Hand geben. Da muss man in der Nachspielzeit cleverer spielen und darf  den Gegner nicht zu Torchancen einladen. Es war ein Spiel auf gutem Niveau – das Remis ist gerecht. Dennoch hätten wir gerne heute den Aufstieg gefeiert.“

Christoph Schumacher (Schütze zum 2:1): „Ich habe die letzten Monate kaum trainieren können und war heute als Stand-By-Spieler auf der Bank. Als ich eingewechselt wurde und gleich das 2:1 erzielte – lief ein Film bei mir ab. Es wäre traumhaft gewesen, wenn wir diese Führung noch zwei Minuten länger hätten verteidigen können. Das war „Gänsehautfeeling pur“.

Türkspor-Trainer Feytullah Genc: „Wir sind natürlich enttäuscht nach dem 2:2. Wir hatten es nach der 0:1 Führung in der Hand – den Deckel draufzusetzen. Stattdessen kamen die Heddesheimer nochmal stark in die Partie und drehten das Spiel. Es spricht für die Moral der Mannschaft, dann noch in der Nachspielzeit den 2:2 Ausgleich geschafft zu haben. Heddesheim können wir nicht mehr einholen – jetzt nur noch abwarten, was sich mit der Spielgemeinschaft TSV Sulzbach/SG Hemsbach tut.“

FV Fortuna Heddesheim: Berton – Merkel (81. Schumacher), Winkenbach (5. Wittemaier), Schreiner, Hangs, Carotenuto, Kaufmann Haas, Heitz (75. Passanitil), Kunhold, Koch
Auf der Bank: Hangs D. Schall, Rabe, Wett, Sammet

FC Türkspor Mannheim: Baran – Dogan, Gögercin, Yildiz, Fidanci, Karagöz (74. Erkuran), Efe, Güder (74. Cetiner), Demirci, Gürdegir, Adanir
Auf der Bank: Ketencimen, Sahin, Yaman, Cevic, Ogurlu

Beste Spieler Heddesheim: Schreiner, Haas, Carotenuto
Beste Spieler Türkspor: Yildiz, Efe, Adanir

Tore: 0:1 Adanir (75.), 1:1 Kunhold (80.), 2:1 Schumacher (88.), 2:2 Adanir (90.+ 2)
Schiedsrichter: Mauro Hamberger (Mannheim)
Zuschauer: 280

Fotos alle: Copyright: Simon Hofmann