Frust bei Gedeon Guardiola / RNL und dem Team - Final Four Halbfinale. AS Sportfotos
Vom Pokal-Fluch zum Meister-Traum – Für die Rhein-Neckar Löwen ist der Tanz auf drei Hochzeiten vorbei
Rhein-Neckar Löwen | erstellt am Mo 10.04.2017
Eigentlich schwer vorstellbar. Es scheint ein Fluch auf den Gelbhemden zu liegen, wenn sie in der Hansestadt auf Pokaljagd gehen. Der K.o. am Wochenende, als die Mannschaft von Trainer Nikolaj Jacobsen von der SG Flensburg-Handewitt im Halbfinale erschreckend deutlich mit 23:33 abgeschossen wurde, war bereits der zehnte vergebliche Anlauf der Löwen auf den nationalen Pokal-Pott. Und diesmal war es besonders bitter, denn nach 40 Minuten, in denen man gut mitgehalten hatte, brach man komplett auseinander.
Flensburg brannte in der Schlussphase ein Feuerwerk ab. Selbst Löwen-Hasser dürften da Mitleid mit Nationalspieler Patrick Groetzki und den anderen gehabt haben.
Am Tag danach, dem Final-Sonntag, bewiesen die Löwen dann aber wieder Größe. Anstatt sich zu verkriechen, versammelten sie sich wieder in der schicken Hamburger Barclaycard Arena: Gemeinsam mit ihren tief enttäuschten Fans nahmen sie im Tribünenbereich Platz, um den Finalsieg der Kieler zu verfolgen. Selfies wurden geschossen und Autogramme geschrieben.
Man könnte sagen, dass dies die Ruhe vor dem Sturm war. Denn nun heißt es wieder Gas geben und den letzten Titelstrohhalm ergreifen. In der Bundesliga stehen noch elf Partien an. In dieser Woche geht es am Mittwoch in der SAP Arena ab 19 Uhr gegen den VfL Gummersbach. Am Samstag um 20.15 Uhr müssen die Löwen dann in Göppingen ran. Zwei Spiele, die noch lange nicht gewonnen sind. Insbesondere nach so einem Negativerlebnis, das sicher nicht mal eben so abgeschüttelt werden kann.
Filip Taleski / RNL gegen Jacob Heinl / SGF – Final Four Halbfinale – Rhein-Neckar Loewen vs. SG Flensburg. AS Sportfotos
Doch genau das muss passieren, denn bei all dem Hamburg-Frust, die Chance auf die Titelverteidigung in der Bundesliga ist real. Gerade mal ein Pünktchen liegt man hinter Spitzenreiter Flensburg. Die Rechnung ist demnach simpel: Gewinnen die Löwen alle noch ausstehenden Partien, also auch das direkte Duell in Flensburg, wären sie wieder Meister. Man hat es in der eigenen Hand. Andererseits ist es nach diesem Debakel in Hamburg gegen Flensburg schwer vorstellbar, dass man in ein paar Wochen den Schalter umlegen kann und das dann auch noch in der berüchtigten „Hölle Nord“.
Die Vorzeichen werden aber andere sein. Die Dreifach-Belastung ist vorbei. Der dünne Kader wird deutlich mehr Verschnaufpausen bekommen und ausgeruht sind die Löwen zu deutlich mehr fähig. Vieles wird von Andy Schmid abhängen. Der Spielmacher läuft seiner Form derzeit hinterher. Die Schnelligkeit fehlt aktuell komplett. Doch das hat seine Gründe. Der Schweizer ist verletzt. Vor ein paar Wochen stürzte er gegen Lemgo auf die Hüfte, erholt hat er sich davon noch nicht. Wie auch – bei dem Pensum.
DKB Final Four in Hamburg 2017 – Rhein-Neckar-Loewen vs.SG Flensburg-Handewitt – DHB-Pokal Runde 4. Ratlosigkeit bei Trainer Nicolaj Jacobsen. AS Sportfotos.
Muss man sich als Löwen-Fan in dieser Saison vielleicht auch einfach mal damit abfinden, dass es zu keinem Titel reicht?! Das Problem dabei ist, dass die Löwen in der neuen Saison vielleicht noch mehr Schwierigkeiten haben werden. Denn der Abschied von Kim Ekdahl du Rietz, der in dieser Runde so häufig den Unterschied gemacht hat, wird eine riesige Lücke reißen. Und auch Alexander Petersson (36 Jahre), der zweite Rückraum-Star, wird nicht jünger. Viele Experten prophezeien den Löwen schwierige und ungemütliche Zeiten.
Aber meistens kommt es dann ja doch anders als man denkt. Hoffen wir’s mal!
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