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Eine Pause zur Unzeit – Die Löwen basteln an der Titelverteidigung, müssen aber zu ihren Nationalmannschaften
Rhein-Neckar Löwen | erstellt am Di 02.05.2017
Doch als Fan der Rhein-Neckar Löwen kann einen auch das derzeit wohl nicht erschüttern. Denn die Gelbhemden befinden sich auf der Sonnenseite. Sie eilen von Sieg zu Sieg.
Der letzte gelang am Sonntag beim starken Aufsteiger HC Erlangen, der seine Partien in der Arena Nürnberg austrägt. Viele Experten sahen die Löwen im Vorfeld hier zwar als Favoriten, doch auch den Mittelfranken trauten einige eine Überraschung zu. Auch Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen warnte im Vorfeld eindringlich. Der Däne sprach von einem Gegner, der an einem guten Tag zuhause jeden Bundesligisten schlagen kann.
Souveräner Auswärtscoup
Aber eben nicht die Löwen in ihrer aktuellen Form. Mit 37:26 schossen Patrick Groetzki und Co. den Neuling quasi aus der eigenen Halle. Ausschlaggebend für den deutlichen Auswärtscoup war einmal mehr das schnelle Spiel. Immer wieder schwärmte die Jacobsen-Sieben blitzschnell aus und warf etliche Tore über die zweite Welle. Und was Jacobsen taktisch drauf hat, bewies er in der Anfangsphase.
Da lag Erlangen noch mit 5:2 in Führung und profitierte vor allem von Rückraummann Jonas Link, der wie im Hinspiel zunächst ein ständiger Unruheherd war. Jacobsen schaute sich das kurz an und baute seine Abwehr um. Aus einem 6:0-Riegel machte der Meistertrainer eine 5:1-Formation. Also mit einem Mann auf der Spitze, der die Passwege stört und durchkreuzt.
Im Löwen-Lager war man jedoch trotz des Sieges ein wenig geknickt
Was mit dieser Woche zusammenhängt, denn momentan verteilen sich die Löwen in alle Himmelsrichtungen. Mit Alexander Petersson, Marius Steinhauser, Kim Ekdahl du Rietz und Rafael Baena sind nur noch vier Spieler im Trainingszentrum in Kronau. An ein geregeltes Training ist also nicht zu denken. „In dieser Phase wären wir natürlich lieber zusammen geblieben“, gibt Jacobsen zu, „wenn man so einen Lauf hat, will man genau dort weitermachen.“
Sieben Begegnungen stehen noch an, die nächste steigt am 17. Mai in der SAP Arena. Dann gastiert der Bergische HC in Mannheim. Ein Gegner – bei allem Respekt – der für die Löwen keine sonderlich hohe Hürde darstellt. Verlieren können sie da eigentlich nicht. Doch es warten noch ein paar andere Kaliber im Endspurt. Über allem steht das vorweggenommene „Endspiel“ in Flensburg am 28. Mai.
Jacobsen: „Wir haben noch schwere Aufgaben vor uns.“
Die Löwen (49:5-Punkte) liegen momentan einen Zähler vor dem Traditionsklub aus dem hohen Norden (48:6-Punkte). Jacobsen kennt die Ausgangslage natürlich. Von einem „Endspiel“ will der Familienvater trotzdem nichts wissen. „Selbst wenn wir in Flensburg gewinnen sollten, haben wir danach gegen Kiel, Wetzlar und Melsungen noch drei sehr schwere Aufgaben vor uns.“ Wer will ihm da widersprechen. Ein viel schweres Restprogramm ist eigentlich kaum denkbar.
Trotzdem spricht viel für die Löwen. Alle wirken erholt und blühen förmlich auf seit man nach dem Champions League Aus nur noch auf einer Hochzeit tanzt. Spielmacher Andy Schmid ist das besonders anzumerken. Er ist wieder der geniale Denker und Lenker, der jede Abwehr vor schier unlösbare Aufgaben stellt. Oder Kim Ekdahl du Rietz, der Mann für die „einfachen“ Tore. Der Schwede trifft auch mal aus einer Halbchance heraus. Es macht einfach Spaß ihm zuzuschauen. Umso bedauerlicher ist es, dass er nach der Saison seine Handballschuhe an den Nagel hängen wird. Mit 27 Jahren wohlgemerkt!
Man könnte es aber auch anders formulieren: Dieses Jahr haben die Löwen noch die Chance auf den Titel, ob das nächstes Jahr auch noch so ist?
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