Joonas Iisalo (Head Coach, MLP Academics Heidelberg) und Isaiah Whaley (#1, MLP Academics Heidelberg) im Austausch beim Spiel. Bild: Lukas Adler

Joonas Iisalo (Head Coach, MLP Academics Heidelberg) und Isaiah Whaley (#1, MLP Academics Heidelberg) im Austausch beim Spiel. Bild: Lukas Adler

MLP Academics zeigen viel Leidenschaft beim engen 72:75 gegen die MHP Riesen

Basketball | erstellt am Mo 04.12.2023

Der emotionale Zustand hätte bei den beiden Kontrahenten im Kurpfalz-Schwaben-Duell kaum ambivalenter ausfallen können. Denn nach 40 hochdramatischen Minuten und einem durchweg engen Match standen die MLP Academics letztlich mit leeren Händen da, während die MHP RIESEN Ludwigsburg mit Fortune die Punkte aus dem SNP dome entführten. 72:75 (21:20, 15:14, 17:23, 19:18) hieß es für die Gelb-Schwarzen am 10. Spieltag der easyCredit Basketball Bundesliga, die sich ihrerseits vorübergehend auf Rang drei in der Tabelle schoben. 3.703 Zuschauer im „Dom“ vor den Toren der Universitätsstadt sahen vornehmlich eine Verteidigungsschlacht. „Heute war das Glück nicht auf unserer Seite“, sagte Academics-Headcoach Joonas Iisalo. „Wir haben heute nicht verdient, dieses Spiel zu gewinnen“, räumte derweil sein Ludwigsburger Trainerkollege Josh King ein. Sie trafen beide damit den Nagel auf den Kopf.

Zum Start in die Adventszeit erlebte das Publikum keine hochklassige, aber eben eine leidenschaftliche Korbjagd im Landesderby. Die Rivalen schenkten sich nichts. Um jeden Ball wurde gefightet, um jeden Zentimeter auf dem Parkett gerungen und nach einem Rettungsversuch von Paul Zipser wurde zwischenzeitlich sogar die elektronische Bande in Mitleidenschaft gezogen.

MATTHIAS LAUTENSCHLÄGER: „JOSH GRAY WIRD DAZUSTOSSEN

Dem geschäftsführenden Gesellschafter Matthias Lautenschläger oblag es hinterher, für eine frohe Botschaft nach der sechsten Heimniederlage in Serie zu sorgen. Im Business Club kündigte er einen neuen Playmaker an. „Jetzt kann jeder mal googeln und sich die Highlights anschauen. Unser neuer Spieler heißt Josh Gray, hat in der NBA unter anderem für die Phoenix Suns und letzte Saison in der ACB in Spanien gespielt. Josh wird ab kommender Woche zum Team dazustoßen“, berichtete der Chef der Heidelberger Basketballer und erntete dafür großen Applaus. Über den Transfer werden wir Anfang dieser Woche ausführlicher berichten.

Solche Nachrichten tun in sportlich problematischen Phasen gut. Das Team braucht Verstärkung, der 30-jährige Point Guard Gray aus Lake Charles/Louisiana verfügt über Erfahrung in den USA und in Europa (Russland, Spanien), stand zuletzt bei den „Verdiblancos“ von Real Betis Baloncesto Sevilla unter Vertrag.

Ohne den erkrankten Lokalmatador Niklas Würzner fehlten Joonas Iisalo und seinem Trainerteam weitere Variationsmöglichkeiten gegen die kompakten Ludwigsburger. Die Hausherren machten das mit sehr viel Herz wett. Zum Mann des ersten Viertels avancierte Tim Coleman. Der eingewechselte Amerikaner legte binnen vier Minuten Einsatzzeit gleich mal neun Punkte auf. Ihm in nichts nach stand auf Seiten der RIESEN Yorman Polas Bartolo. Der Ludwigsburger Kapitän ist ein Phänomen. Es ist außergewöhnlich, mit 38 Jahren eine derartige Präsenz und Effizienz zu demonstrieren.

VIERZEHN MAL WECHSELT DIE FÜHRUNG

Nach dem 21:20 (1. Viertel) blieb es unverändert kampfbetont, rigoros und ruppig. Den größten Vorsprung gelang unseren MLP Academics mit 36:29 (19.) kurz vor der Pause. Im dritten Viertel wiederum setzten sich die Schwaben bis auf 42:49 (26.) ab. Die gnadenlose Partie wogte hin und her, insgesamt vierzehn Mal wechselte die Führung. Was sich unterdessen im letzten Teilabschnitt abspielte, kann kein Drehbuchautor besser erfinden. Ein vermeintlicher Dreier von Elias Lasisi wurde wegen seiner Fußspitze auf der Linie wieder zurückgenommen (34.). Danach glich der an diesem Abend beste Academics-Akteur, Isaiah Whaley (21 Punkte, 14 Rebounds!), per Dreier zum 66:66 (36.) aus. Ohrenbetäubender Lärm herrschte nun im „Stimmungstempel“. Spieler wie Fans wollten diesen ersten Heimerfolg unbedingt unter Dach und Fach bringen. Die Crunchtime war eröffnet.

Heidelberg lag noch zweimal vorne – 70:68 (38.) und 72:71 (39.). Dann freilich nahm das Unglück seinen Lauf. 47,8 Sekunden vor der Schlusssirene foulte Jeffrey Carroll Jaren Lewis beim Dreierversuch, der seine Freiwürfe nervenstark zum 72:74 verwandelte. Es folgte eine Schlüsselszene: Tim Coleman bekam ein Offensivfoul, zudem sein fünftes Foul, aufgebrummt, als sich ihm Polas Bartolo in den Weg stellte – noch 30,9 Sekunden verblieben auf der Uhr. Nach einem Foul von Elias Lasisi an Elijah Childs marschierte Letzterer an die Linie und brachte einen seiner beiden Freiwürfe zum 72:75 im Korb unter. 9,3 Sekunden, Auszeit und Ballbesitz Heidelberg. Einwurf Academics, Whaley bekommt das Rund und feuert – von Ludwigsburg behindert – einen Dreier ab. Diesmal kein Pfiff. Aus und vorbei. Jammerschade! „Das ist richtig bitter, richtig bitter“, so Kapitän Akeem Vargas nach dem Duschen mit stoischer Miene.

Ein schwieriger Abend aus Sicht der MLP Academics endete ziemlich tragisch. Die knappe Niederlage trägt leicht groteske Züge, denn abgesehen von den Dreiern (Heidelberg 4/29 oder 13,8 Prozent, Ludwigsburg 8/20 macht 40 Prozent) waren die Jungs vom Neckar in ihrem „Wohnzimmer“ in den meisten Kategorien besser. Herausstechend: 49/33 Rebounds, davon 20/9 Offensivrebounds, Zweier 56 zu 42 Prozent, Assists 16/11, Steals 4/1.

TRAURIGES FINISH, HOFFNUNGSVOLLER BEGINN

Ein trauriges Finish und doch ein hoffnungsvoller Beginn? Unsere MLP Academics können zweifellos auf dieser couragierten Leistung aufbauen. Einsatz, Wille, Kampfgeist – das stimmte alles an diesem Abend ohne Happy End. Obgleich es kein schönes Spiel war, wurde das Publikum mitgerissen. Dies macht zugleich Mut für die nächsten schweren Auswärtsaufgaben in Chemnitz (16. Dezember), Ulm (22. Dezember) und München (30. Dezember). Die Heimpartie gegen Göttingen am 27. Dezember um 18.30 Uhr ist doppelt wichtig, zumal sich Göttingen (92:85 gegen Bamberg) und Crailsheim (87:84 gegen Tübingen) am Wochenende durchsetzten. Dadurch sind die MLP Academics vor der Ligapause auf den vorletzten Platz abgerutscht.

Wichtige Erkenntnis: Mit Leidenschaft lassen sich auch vermeintlich unschlagbare Gegner schlagen.

Für die MLP Academics Heidelberg spielten: Isaiah Whaley 21 (1 Dreier), Tim Coleman 18, Vincent Kesteloot 14, Jeffrey Carroll 7 (1), Elias Lasisi 5 (1), Bennet Hundt 5 (1), Marcel Keßen 2, Paul Zipser, Akeem Vargas, Evan Rietsch (DNP), Samuel Schally (DNP).

MHP RIESEN Ludwigsburg: Jaren Lewis 15 (1), Desure Buie 13 (2), Yorman Polas Bartolo 13 (1), Jacob Patrick 10 (2), Eddy Edigin 10 (1), Elijah Childs 8, Silas Melson 5 (1), Johannes Patrick 1, Deion Hammond, Jayvon Graves.

 

Joachim „Jogi“ Klaehn – MLP Academics Heidelberg – Kommunikation und Medien

 

 

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