Franz Beckenbauer, der Kaiser, ist mit 78 Jahren gestorben. Bild:  IMAGO / Sven Simon

Franz Beckenbauer, der Kaiser, ist mit 78 Jahren gestorben. Bild: IMAGO / Sven Simon

Fußball-Legende Franz Beckenbauer ist gestorben

Profifussball | erstellt am Mo 08.01.2024

sport-kurier. Es war eine Meldung, die sicher nicht nur in Deutschland für Erschütterung gesorgt hat: Franz Beckenbauer ist gestorben. Im Alter von 78 Jahren heißt es Abschied nehmen von einer Legende. Einem Menschen, der weltweit wohl einer der bekanntesten deutschen Sportler war, der überall geschätzt und beliebt war. Und das weit über den Fußball Tellerrand hinaus.

Dennoch hat ihn das Spiel mit den zwei Toren und dem Ball weltberühmt gemacht. Als so genannter „Kaiser“ hat er Kultstatus erlangt. Vor allem 3 Ereignisse werden für immer unzertrennlich mit seinem Namen verbunden sein. Die Weltmeisterschaften 1974, 1990 und 2006.

1974 holte er als Kapitän im eigenen Land den WM-Pott für Deutschland, 1990 wiederholte Beckenbauer dieses Kunststück in Italien als Trainer mit dem Nationalteam und 2006 war er es, der entscheidend dazu beigetragen hat, dass die WM in Deutschland stattfinden konnte und eine unglaubliche Begeisterung entfachte.

Unvergessen sind die Bilder nach dem 1:0 Finalsieg über Argentinien 1990 in Rom, als Andreas Brehme den entscheidenden Elfer im Kasten versenkte und ein ganz Land sich in den Armen lag, direkt nach der Wiedervereinigung endlich für ein großes und starkes Wir-Gefühl sorgte. Auch in Mannheim rings um den Wasserturm herrschte damals der Ausnahmezustand. Raketen wurden abgefeuert und Autohupen so lange gedrückt, bis sie den Geist aufgegeben haben. Und was machte Beckenbauer damals? Gedankenversunken schlenderte er durchs Stadion. So als ob er völlig alleine wäre, setzte er zu einem Spaziergang an. Als ob nichts passierte, als ob er gerade in München durch den Englischen Garten schlenderte.

Legendär war auch seine Spielweise. Immer aufrecht führte er den Ball, auffällig dabei: Er führte die Kugel ohne nach ihr zu schauen. Stichwort führen: Beckenbauer war als Spieler ein Erfolgsgarant. Man hatte das Gefühl, das mit ihm nichts schief gehen kann. Die größten Erfolge im Vereinsfußball feierte er mit dem FC Bayern München. Beispielhaft sei hier das Triple im Europapokal der Landesmeister erwähnt (1974, 1975 und 1976), der sich heute Champions League nennt. Für die deutsche Nationalmannschaft brachte es „Franz“ auf 104 Spiele, in denen dem Abwehrspieler 14 Treffer gelangen. Insgesamt 4 Mal wurde Beckenbauer zu Deutschlands Fußballer des Jahres gewählt, zwei Mal und darauf war er besonders stolz, sogar zum besten Spieler Europas.

Trotz all dieser Highlights, die nicht selten dazu führen, dass man abhebt, ist Beckenbauer immer ein Typ zum Anfassen geblieben, der nie arrogant wirkte und sich für jeden Zeit nahm, der mit ihm das Gespräch suchte. Auch beim Bundesligisten 1899 Hoffenheim war das nicht zu übersehen. Da er ein Freund von Hoffes Mäzen Dietmar Hopp war, sah man ihn dort häufiger.

In den letzten Jahren allerdings auch nicht mehr. Beckenbauer zog sich zusehends aus der Öffentlichkeit zurück. Um seinen Gesundheitszustand soll es schon länger nicht gut bestellt gewesen sein. Mehrere Herzoperationen sollen ihm zugesetzt haben. Auch über einen Augeninfarkt wurde berichtet. Immer wieder wiesen alte Weggefährten wie beispielsweise Lothar Matthäus, sein Weltmeisterspieler von 1990, darauf hin, dass es ihm nicht gut geht.

Für seine außergewöhnlichen Leistungen bekam er das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Geboren wurde er am 11. September 1945, in der so schweren Nachkriegszeit im Münchner Stadtteil Giesing. Gestorben ist die Lichtgestalt bereits am Sonntag. Die Trauerbekundungen überschlugen sich am Montagnachmittag förmlich. Klar ist, dass Deutschland an diesem kalten Januartag nicht nur einen großen Sportler, sondern einen noch viel größeren Menschen verloren hat, dessen Lächeln und charismatische Stimme mit dem unverwechselbaren bayrischen Dialekt unglaublich fehlen wird.

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