Foto: Derzeit sind die Waldhöfer nicht obenauf - Szene aus SVW - BVB II - Laurent Jans (blau, SVW) - Rodney Elongo-Yombo (BVB). AS Sportfoto
Zwischen Anspruch und Wirklichkeit liegen beim SV Waldhof momentan noch Welten
Waldhof Mannheim | erstellt am Di. 30.08.2022
Natürlich kann man darüber streiten, doch es ist etwas Wahres dran. Schon allein, wenn man sieht, dass bei der jüngsten 0:1 Auswärtspleite in Elversberg ein Fußballer wie Adrien Lebeau, der eine Art Fanliebling ist, nicht mal im Kader stand. Er fiel der U23-Regelung zum Opfer, sprich einer musste eben weichen, doch dass es einen kreativen Geist wie den kleinen unberechenbaren Franzosen trifft, verdeutlicht, dass der Kader seit dieser Saison deutlich stärker besetzt ist.
Unter Ex-Trainer Patrick Glöckner waren Spieler wie Marcel Gottschling, Mohamed Gouaida oder Jan Just eher eine Art „fünftes Rad an Wagen“ und spielten in den Planungen des Coaches keinerlei Rolle. Umso unverständlicher ist es nun, dass bei den „Buwe“ spielerisch so gut wie nichts zusammenläuft. Gefahr aus dem Spiel heraus zu selten, wenn dann sorgen Standards für Schweißperlen auf der Stirn der Gegner. 6 von bis dato 10 Toren wurden nach ruhenden Bällen erzielt.
Natürlich muss man den neuen Trainer Christian Neidhart noch zu Gute halten, dass einfach nicht alles klappen kann. Schließlich hat sich das Grundgerüst der Mannschaft nahezu komplett verändert und auch die Spielidee ist eine völlig andere. Ging es unter Glöckner noch darum, Bälle zu erobern und dann überfallartig auszuschwärmen, setzt Neidhart auf den Ballbesitz. Was quasi das komplette Gegenteil ist. Unter Glöckner konnte man mit dem Ball selbst bis gar nichts anfangen. Da wurde versucht schnell über die Außenbahnen nach vorne zu stürmen.
Spieler wie ein Marcel Costly oder ein Anton Donkor, die in ihrer Spielweise fast mehr an 100 m-Läufer als an Fußballer erinnerten, waren dafür perfekt geeignet, weil sie mit einem enormen Tempo über die Außen kommen konnten. Ein Großteil der Fans war froh, als sie weg waren, weil es um ihre fußballerischen Fähigkeiten nicht zum Besten bestellt war. Mittlerweile trauern ihnen viele nach. Was einmal mehr zeigt, wie schnell sich der Wind im Fußball drehen kann. Trotzdem ist es noch deutlich zu früh, um das System Neidhart ernsthaft in Frage zu stellen.
Vieles wird in den nächsten Wochen davon abhängen, dass man es schafft den Spagat zwischen Offensive und Defensive zu meistern. Beide Bereiche spielen momentan eher für sich. Es ist kein geordneter Spielaufbau zu erkennen. Die Defensive an sich steht sehr gut, doch es fehlt das Bindeglied. Seit Saisonbeginn baut Neidhart auf der Spielmacher Position auf Bentley Baxter Bahn, der von Hansa Rostock nach Mannheim gewechselt ist. Dass er das kann, ist bekannt, aber in Mannheim bringt er es noch nicht auf den Platz.
Bis dato durften sich die Fans nur von seinen läuferischen und kämpferischen Vorzügen überzeugen. Gut möglich ist deshalb, dass am Samstag, wenn Bayreuth im Carl-Benz-Stadion gastiert, ein anderer auf der Zehn aufläuft. Berkan Taz kann Bahn in der Mitte ersetzen. Gegen Dortmund II, als Marco Höger verletzt fehlte, war das schon der Fall. Gegen die BVB-Reserve rückte Bahn dann auf die Sechs, an die Seite von Stefano Russo und Taz probierte sich in der Zentrale. Sein Vorteil ist, dass er trickreicher ist, und auch mal erfolgreich in 1:1-Situationen gehen kann.
Klar ist jedenfalls eines: Momentan läuft der SV Waldhof Mannheim seinen eigenen Ansprüchen deutlich hinterher. Das einzige Positive ist, dass der Abstand nach oben noch gering ist. Der SVW hat als momentaner Tabellenneunter nur 3 Punkte Rückstand auf den Tabellendritten Freiburg 2, der auf dem Relegationsrang steht. Zweiter ist das Überraschungsteam Elversberg, das mit 15 Punkten 5 Zähler vor dem Waldhof rangiert.
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