Kenan Kocak (links im Bild) hatte während seiner Ausbildung auch beim Bundesligisten SV Darmstadt 98 hospitiert. Rechts Im Bild Darmstadts Trainer Dirk Schuster. Bild: Marc Schüler.

Kenan Kocak (links im Bild) hatte während seiner Ausbildung auch beim Bundesligisten SV Darmstadt 98 hospitiert. Rechts Im Bild Darmstadts Trainer Dirk Schuster. Bild: Marc Schüler.

SVW-Coach Kenan Kocak und der steinige Weg zum Trainerschein

Waldhof Mannheim | erstellt am Di. 29.03.2016

Mit diesem Festakt beendeten sie ihre 10-monatige Ausbildung an der Hennes-Weisweiler-Akademie in Hennef.
 
„Es war ein sehr harmonischer Lehrgang, an dessen Ende wir wieder 23 neue Trainer für den Leistungsfußball ausgebildet haben. Entscheidend ist aber nicht nur die Ausbildung, sondern wie die neuen Fußball-Lehrer ihre Erkenntnisse nun in ihre Arbeit mit den Spielern und Mannschaften einfließen lassen“, erklärte Chefausbilder Frank Wormuth.

Dem 62. Jahrgang an Fußball-Lehrern gehören auch bekannte Trainer wie Julian Nagelsmann (TSG 1899 Hoffenheim), Waldhof Mannheim Trainer Kenan Kocak, sowie die ehemalige Nationalspielerin Inka Grings (MSV Duisburg) und die früheren Bundesligaspieler Jeff Strasser und Patrick Weiser an.

Der Sportkurier unterhielt sich mit Waldhofs Coach Kenan Kocak über die Zeit während seiner Ausbildung an der Hennes-Weisweiler-Akademie.

Sportkurier: Herzlichen Glückwunsch zum Trainerschein, Herr Kocak. Beginnen wir doch gleich mal mit einer Regelfrage: Ich schieße einen Freistoß in das eigene Tor, ohne dass jemand den Ball berührt. Was muss der Schiedsrichter entscheiden?

Kocak: Auf jeden Fall kein Tor für den Gegner, denn aus dem eigenen Vorteil darf kein Nachteil werden, also Eckball.

Sportkurier: Sie haben die sportkurier-Prüfung bestanden. Doch welches Gefühl war es, nach über einem dreiviertel Jahr Ausbildung endlich diese Urkunde in Händen zu halten?

Kocak: An diesem Tag war alles noch sehr frisch nach all dem Prüfungsstress. Aber dann kam doch ein tolles Gefühl in mir auf, es geschafft zu haben, beim besten Verband die höchste Lizenz erworben zu haben. Ich habe mich da richtig hochgearbeitet und bin jetzt erleichtert und froh. Zwei Teilnehmer haben ja auch nicht bestanden und müssen in einem halben Jahr noch einmal Prüfungen ablegen.

Sportkurier: Wie schwierig war denn die Trainerausbildung nun wirklich für Sie?

Kocak: Hart. Ich musste erst mal wieder lernen, zu lernen. Nach so langer Abstinenz war es ein täglicher Kampf in der Schule. Andere taten sich durch ihr schon absolviertes Studium leichter als ich.

Sportkurier: Die Ausbildung ging in der Regel von Montag bis Mittwoch, also blieben immer vier Tage zum Ausruhen?

Kocak: Von wegen. Auch zu Hause war man jeden Tag mit dem Lernen beschäftigt. Der Stoff musste nachgearbeitet und zwischendurch auch Modultests geschrieben werden. Auch die Siege in der Liga konnte ich nicht so genießen wie gewünscht, denn ich stand ständig komplett unter Strom.

Sportkurier: Skeptiker bezweifelten vor der Saison, dass es gut geht, wenn der Chef die halbe Woche auf dem Lehrgang ist.

Kocak: Da wurde viel geschrieben und geredet. Es wurden da Vergleiche mit früher gezogen. Doch zum einen haben wir fortgeschrittene Technik und damit mehr Möglichkeiten der Kommunikation. Ich hatte sowieso von Anfang an absolutes Vertrauen in das Trainerteam und die Mannschaft. Dies hat sich auch bestätigt und es spricht für die Mannschaft.

Kenan Kocak wird ausgezeichnet. Links im Bild Hansi Flick, Mitte Kenan Kocak, rechts DFB Schatzmeister Reinhard Grindel. Foto: Marc Schüler

Sportkurier: Was nimmt man aus diesem Lehrgang mit Themen wie Physiologie, Psychologie, Sportmedizin, Ernährung und Sportwissenschaft nun mit für die tägliche Arbeit beim Verein?

Kocak: Ich übernehme vieles, aber ich muss auch selbst davon überzeugt sein. Nehmen wir die Belastungssteuerung. Früher habe ich gedacht, wir müssen mehr als die anderen machen. Doch um das Maximale herauszuholen, muss man effektiv trainieren. Ich habe schon vor dem Lehrgang selbst viel zum Thema gelesen, aber in Hennef haben wir uns noch viel intensiver mit Stoffwechsel, Blutbild oder Ernährungsdiagnostik beschäftigt.

Sportkurier: Sie haben in Darmstadt hospitiert. Der Neuling galt vor der Saison als sicher er Absteiger und stemmt sich bislang erfolgreich mit aller Macht gegen den Abstieg.

Kocak: Dirk Schuster und sein Team sind alles super Typen. Der Erfolg kommt dort nicht von ungefähr. Der kurze Weg nach Darmstadt war für mich auch von Vorteil, denn so konnte ich abends beim Waldhof das Training leiten.

Sportkurier: Seit Stefan Effenberg weiß man, dass eine Lizenz auch mal ungültig werden kann.

Kocak: Man muss jedes 3. Jahr 20 Einheiten zur Auffrischung absolvieren. Aber so lange werde ich nicht warten, es dient ja auch der Fortbildung. Wenn entsprechende Termine angeboten werden, werde ich auch möglichst daran teilnehmen.

Sportkurier: Wie viele Profivereine haben denn schon beidem frischgebackenen Trainer Kocak angefragt?

Kocak: Damit beschäftige ich mich überhaupt nicht. Ich bin froh, beim Waldhof zu sein. Wir haben ein Ziel, nämlich den SVW gemeinsam mit den Fans wieder dahin zu bringen, wo er hingehört.

Sportkurier: Begonnen haben wir das Gespräch mit einer Regelfrage: Wie ist denn nach dem Lehrgang ihre Meinung zu den Referees?

Kocak: Ich habe großen Respekt vor allen Schiedsrichtern bei so vielen Regeln, die diese Leute wissen müssen. Fehlentscheidungen wird es auch in Zukunft immer mal geben, selbst wenn der Videobeweis kommt. Ich bin aber überzeugt davon, dass es sich letztendlich immer wieder ausgleicht.

Auch erschienen in unserer PRINT-Ausgabe vom 25.03.16

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