Der entscheidende Elfmeter. Heidelbergs Marcel Feßler trifft gegen Waldhofs Schlussmann Markus Scholz. AS Sportfotos
SG Heidelberg-Kirchheim düpiert Regionalligisten SV Waldhof ++ 7:6 (0:0, 0:0) n. Elfmeterschießen ++ DFB-Pokal „Ade“
Waldhof Mannheim | erstellt am So. 11.12.2016
Der Grund ist klar. Wenn im Sommer die erste Runde im DFB-Pokal ausgelost wird, ist auch diesmal der Regionalligist Waldhof nicht im Lostopf vertreten. Der erhoffte, warme Geldsegen wird ausbleiben.
Verbandsligist SG HD-Kirchheim wurde für den Viertligisten zum Stolperstein im Halbfinale und entschied nach torlosen 120 Minuten das Elfmeterschießen mit 7:6 für sich. Marco Müller unterlief als 13. Schütze der entscheidende Fehlschuss, alle anderen Schützen hatten zuvor getroffen.

Ali Ibrahimaj/SVW gegen Alexander Jaeger und Jahn Rehberger (SGK). AS Sportfotos
Der SVW blamiert sich im Pokal
Dem Rechtsverteidiger des SVW wollte nachher keiner einen Vorwurf machen, denn Müller hatte sich nicht darum gerissen, zum Elfmeterpunkt zu schreiten. Doch dazu später mehr. Unter dem Strich steht eine weitere Pokalblamage für den SVW, denn das Ausscheiden nach der Lotterie Elfmeterschießen hatte sich der SVW ganz alleine selbst zuzuschreiben.
„Wir wollen keine Ausreden gelten lassen. Wir waren 120 Minuten nicht in der Lage, ein Tor zu erzielen. Dann hat man es einfach auch nicht verdient, in das Endspiel zu kommen“, meinte ein maßlos enttäuschter Trainer Gerd Dais.
Schon früh hätte der SVW auf die Siegerstraße einbiegen können, denn die erste Viertelstunde gehörte den Mannheimern. Nico Hebisch scheiterte am Pfosten (10.) und hatte zwei weitere Chancen (1., 16.). Ebenso wenig erfolgreich waren Michael Schultz (6.) und Jannik Sommer (8.). Vielmehr hatte der SVW jedoch in der Folge bis zur Pause nicht mehr zu bieten. Die abstiegsbedrohten Kirchheimer spielten einige Male mutig nach vorne, die klaren Chancen blieben aber zumeist aus. Die beste, aber auch folgenlose Aktion hatte Alexander Hilbert (27.).

Martin Rau (SGK/blau) gegen Benedikt Koep/SVW. AS Sportfotos
Heidelberg-Kirchheim durch Konter gefährlich
Nach der Pause änderte sich das Bild zunächst nicht. Waldhof blieb ohne Dominanz und ohne Ideen und rieb sich immer wieder an der SG-Abwehr auf. Nach einer Stunde wechselte Dais, der auf personelle Experimente verzichtete und in Bestbesetzung auflief, mit Gianluca Korte eine frische Offensivkraft ein. Der führte sich auch gleich mit einer Chance gut ein, doch auch ihm gelang das erlösende Führungstor nicht (63.).
Auch Standardsituationen blieben nicht vom Erfolg gekrönt. Knapp war es bei Marcel Seegert’s Freistoß, den Alexander Jäger über die Latte faustete (69.). „In einigen Szenen hat uns unser Keeper natürlich im Spiel gehalten“, verteilte Trainer Manuel Wengert die Bestnote an seinen Schlussmann. „Ich hatte den Eindruck, dass wir ab der 60. Minute kräftemäßig überlegen waren“, meinte Waldhof-Präsident Klaus-Rüdiger Geschwill gegenüber Medienvertretern und übte leise Kritik an der Mannschaft: „
Unser Anspruch sollte schon sein, dass wir als Spitzenteam der Regionalliga gegen eine Mannschaft aus unteren Tabellenregionen der Verbandsliga ein Tor schießen und gewinnen.“

Heidelbergs Marcel Feßler trifft zum 7:6 Sieg. SVW-Keeper Markus Scholz suchte sich eine Ecke, der Ball schlug in der Tormitte ein. AS Sportfotos
Im Endspurt der regulären Spielzeit gab es noch zwei gute Szenen der Gäste, die ebenfalls erfolglos blieben. Davor hatte der SVW aber auch Glück, dass die Heidelberger zwei Konter durch Brandon Gurley (77.) und Marcel Gessel (83.) nicht erfolgreich abschlossen.
In der Verlängerung Chancen auf beiden Seiten
Sowohl gegen Gurley (108.) als auch gegen Gessel (114.) musste Markus Scholz im SVW-Kasten zweimal in der Verlängerung in höchster Not parieren. Waldhof ließ die Konter zu und vergab selbst zwischen der 95. und 120. Minute eine Handvoll an Tormöglichkeiten durch Korte (113., 120.) sowie Philipp Förster (95.), Benedikt Koep (111.) und Giuseppe Burgio (116.). Doch es sollte nicht sein.
Im Elfmeterkrimi legten die Waldhöfer mit ihren ersten fünf Schützen Schultz, Korte, M. Seegert, Hebisch und Popovits jeweils vor, doch Kirchheim verwandelte durch D. Kiefer, Rehm, Aydingülü, Gessel und Rau genauso sicher.

Kollektiver Jubel beim Verbandsligisten, der den großen Favoriten aus dem Pokal „kickte“. AS Sportfotos
Der Krimi nahm seinen Lauf
Giuseppe Burgio verwandelte zum 6:5 und bei Jan Rehberger sprang der Ball von der Unterkante der Latte zum 6:6 über die Linie. Dann musste Marco Müller ran. Schon die Nominierung der ersten fünf Waldhof-Schützen überraschte. Förster, der sich normalerweise nicht ziert, wollte, weil angeschlagen, offenbar nicht schießen. Doch auch Kapitän Michael Fink und sein Vertreter wollten die Verantwortung nicht übernehmen.

Waldhof-Keeper Scholz ohne Glück beim Elferschießen. Der starke Schlussmann sprang bei jedem Elfmeter ins falsche Toreck. AS Sportfotos
„Stattdessen haben sie dann den armen Marco vorgeschickt“, wurde intern kritisiert. Es kam, wie es kommen musste. Müller scheiterte an Jäger und den 14. Elfer verwandelte wieder mit Aluminium-Hilfe Marcel Feßler zum 7:6. Ob in Heidelberg die glücklichsten Menschen wohnen, ist nicht bekannt. Aber an diesem Tag war zumindest im Stadtteil Kirchheim viel Freude angesagt.
Auf dem Weihnachtsmarkt feierte die Mannschaft am Abend den Coup. „Dort wären wir als Jahresabschluss aber auch bei einer Niederlage hin“, gab Wengert Auskunft. Nun wartet man gespannt auf den Gegner im Finale, der da Nöttingen oder Walldorf heißt.

Pure Enttäuschung bei Trainer Gerd Dais (ganz rechts). Das Geld für die Qualifikation zum DFB-Pokal hätten die Blauschwarzen dringend benötigt. AS Sportfotos
SG Heidelberg-Kirchheim – SV Waldhof 7:6 n. E. (0:0,0:0)
SG HD-Kirchheim: Jäger – Göttmann (79.Feßler), Rehm, Rau, Schäfer, Hilbert (103.Brummer), D. Kiefer, Gessel, Angermund (69.Gurley), Aydingülü, Rehberger
SV Waldhof: Scholz – Amin (106.Popovits), M. Seegert, Ibrahimaj (71.Burgio), Koep, Förster, Fink, M. Müller, Hebisch, Sommer (59.Korte), Schultz
Schiedsrichter: Siegl (Hüffenhardt)
Zuschauer: 1164
Tore: Fehlanzeige
Elfmeterschießen: 0:1 Schultz, 1:1 D. Kiefer, 1:2 Korte, 2:2 Rehm, 2:3 M.Seegert, 3:3 Aydingülü, 3:4 Hebisch, 4:4 Gessel, 4:5 Popovits, 5:5 Rau, 5:6 Burgio, 6:6 Rehberger, M. Müller scheitert an Jäger, 7:6 Feßler gelbe Karten: Rehm, Brummer