Sandhausens Bachmann (weiß) im Zweikampf. Szene aus SVS-1. FC Nürnberg. Bild: AS Sportfoto
Sandhausen will die „Roten Teufel“ zähmen
SV Sandhausen | erstellt am Fr. 02.09.2022
Der Traditionsklub aus der Pfalz wird auch am Hardtwald mit einer zahlreichen Unterstützung von mehreren tausend FCK-Anhängern rechnen können und hinterlässt von den Aufsteigern den bisher stärksten Eindruck, während der SVS mit dem 0:1 bei Holstein Kiel die dritte Niederlage in Folge einstecken musste.
Dabei zeigte sich SVS-Trainer Alois Schwartz im Vergleich zum Auswärtsspiel in Karlsruhe insgesamt zufrieden mit dem Verteidigen der eigenen Box, doch aus den Offensivbemühungen wurde kein Kapital geschlagen, weswegen dem Coach nur das Resümee blieb: „Wir sind enttäuscht, dass wir den verdienten Punkt nicht mitgenommen haben.“
Eine defensive Stabilität wird auch gegen den FCK die Basis für einen Erfolg sein. Der Aufsteiger kann mit 13 erzielten Toren in sechs Partien den drittbesten Wert aufweisen, während der SVS mit sieben Treffern noch hinterherhinkt. Hierbei blieben die Kurpfälzer spielerisch doch etwas schuldig und es hing zu viel von der Tagesform des schussstarken David Kinsombi ab, der drei Mal traf, während Ahmed Kutucu bisher das einzige Stürmertor beisteuerte. In Kiel war es Abwehrchef Aleksandr Zhirov, der die meiste Torgefahr ausstrahlte.
Die beiden Führungsspieler Dennis Diekmeier (Oberschenkelverletzung) und Tom Trybull (Sprunggelenksverletzung) werden weiterhin nicht zur Verfügung stehen. Der neu ins Team gerückte Alexander Esswein zählte zu den Aktivposten und steuerte gute Flanken bei. Die Stimmungslage nach dem 2:1-Auftaktsieg in die Saison gegen Bielefeld ist verflogen, doch der dritte Heimsieg der Saison ist gegen die Roten Teufel vom Betzenberg keine Utopie, wenn man sich wieder auf die Stärken wie die Kompaktheit, die den SVS in der ganzen Rückrunde auszeichnete, fokussiert und mehr taktische Flexibilität an den Tag legt.
Die Pfälzer sind bei einer Heimniederlage gegen Tabellenführer SC Paderborn auswärts noch ungeschlagen und konnten die Euphorie nach der vielumjubelten Rückkehr in die 2. Liga mit in die neue Saison nehmen. Nach vier schwierigen Jahren in der Drittklassigkeit, in denen dem FCK 2019 wegen finanziellen Problemen sogar der Lizenzentzug drohte, stand auch dieses Jahr der Aufstieg auf der Kippe, doch eine umstrittene und mutige Entscheidung von Geschäftsführer Thomas Hengen erwies sich als richtig.
Trainer Marco Antwerpen führte den FCK zunächst zurück auf die Spitzenplätze der 3. Liga, doch im Aufstiegskampf schwächelten die Roten Teufel, verloren die letzten drei Ligaspiele und mussten so in die Relegationsspiele um den Aufstieg gegen Dynamo Dresden. Antwerpen wurde aufgrund des negativen Trends freigestellt und der erfahrene Coach Dirk Schuster neun Tage vor den Relegationsspielen geholt. Schuster hat bereits bei Darmstadt 98 und Erzgebirge Aue bewiesen, dass er aus Spielern eine Einheit bilden kann und führte den FCK zum verdienten Aufstieg. Einem torlosen Remis auf dem Betzenberg folgte ein 2:0 bei Dynamo Dresden.
Der vierfache Deutsche Meister und zweimalige DFB-Pokalsieger aus der Pfalz war wieder zweitklassig und Hengen kündigte hochkarätige Verstärkungen an. Als Nachfolger des abgewanderten Torwarttalents Matheo Raab wurde mit Andreas Luthe ein sehr erfahrener Torhüter von Union Berlin verpflichtet. Zudem sorgte die Verpflichtung von Erik Durm, der im Kader des WM-Kaders stand, der 2014 den Weltmeister-Titel holte, für Aufsehen und zuletzt wurde Philipp Klement vom VfB Stuttgart, der zuletzt an den SC Paderborn ausgeliehen war, der dritte Spieler aus der Bundesliga an den Betzenberg gelotst.
Standardexperte Klement fügte sich beim 4:4 nach einem 1:3-Rückstand gegen den 1. FC Magdeburg gleich prächtig ein und bereitete ein Tor vor sowie holte einen Elfmeter heraus. Allerdings sorgen die offensivstarken Ritter und Klement auf der Doppelsechs auch immer wieder für Lücken, wodurch die mutig agierenden Magdeburger die Lauterer Abwehr immer wieder vor Probleme stellte.
Je drei Saisontore steuerten bisher der robuste Stoßstürmer Terrence Boyd sowie der bereits 36-jährige Mike Wunderlich bei, deren Erfahrung auch wesentliche Faktoren zum Aufstieg waren, doch der Kader ist auch gespickt mit entwicklungsfähigen Spielern wie Boris Tomiak oder Philipp Hercher, dem Top-Scorer der Aufstiegssaison. Hendrick Zuck ist nach Ablauf seiner Rotsperre in Sandhausen wieder spielberechtigt.
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