Szene aus dem Hinspiel zwischen Sandhausen und 1860 München. Sandhausens Thomas Pledl (weiß) beim Kopfball. / Archivbild/Hinrunde/Saison 2016-2017. Bild: AS Sportfotos
Moralischer Sieger – Der SV Sandhausen erkämpft sich ein 1:1 bei 1860 München
SV Sandhausen | erstellt am So 16.04.2017
Zumindest einen Punkt peilte der SV Sandhausen im Zweitliga-Auswärtsspiel bei 1860 München an. Und genau der sprang am Ende dann auch beim Ostersonntags-Gastspiel heraus.
Der SVS glänzte nicht, erkämpfte sich aber ein 1:1 (0:1) beim Traditionsverein. Letztlich war es eine gerechte Punkteteilung: 1860 dominierte vor der Pause, Sandhausen wurde nach dem Wechsel besser. Wirklich gefreut hat sich nach dem Schlusspfiff aber keines der beiden Teams. Was bei einem Blick auf die Tabelle auch nachvollziehbar ist. Der Abstiegskampf im Unterhaus spitzt sich zu. Sandhausen, das auf den zehnten Platz abgerutscht ist, hat nun nur noch drei Zähler Vorsprung auf Aue, das mit 32 Punkten auf dem Relegationsplatz steht. Die Münchner sind Zwölfter mit 33 Punkten.
Doch der Reihe nach: Der Beginn war verhalten. Die ersten zehn Minuten war es ein gegenseitiges Abtasten, ehe 1860 in der 13. Minute zu seiner ersten Torchance kam: Lacazette nahm aus rund zwanzig Metern Maß und sein abgefälschter Schuss entwickelte sich zu einer Bogenlampe, mit der er SVS-Keeper Knaller beinahe überlistet hätte. Doch der Österreicher im Sandhäuser Kasten reagierte glänzend.
Die Sechziger hatten weiterhin das Kommando, strahlten aber so gut wie keine Torgefahr aus. Was schon ein wenig beschämend war, schließlich stand da eine Elf in der spärlich besetzten Münchner Allianz Arena auf dem Platz, die mit großen Ambitionen in die Saison gestartet ist. Internationale „Stars“ geben sich bei den Münchnern die Klinke in die Hand.
Aber im Abstiegskampf sind sie eben alle gleich, da spielen auch die Nerven eine Rolle. Sandhausen weiß das nur zu gut. Seit Wochen hat die Mannschaft von Trainer Kenan Kocak ihre Leichtigkeit verloren. Längst vergessen sind die Zeiten, als man förmlich durch die Hinrunde geflogen ist. Im Spiel nach vorne ist einfach der Wurm drin. In den ersten 45 Minuten war der 16-Meterraum der Heim-Elf quasi eine Sandhäuser freie Zone. Und dann auch noch das: Als sich eigentlich schon alle mit einem 0:0 zur Pause abgefunden hatten, klingelte es doch noch im Sandhäuser Tor: Liendl schickte in der Nachspielzeit eine Freistoß-Flanke von halblinks auf die Reise, Bülow steigt hoch und setzt den Ball unhaltbar für Knaller ins lange Eck. Ein Treffer zur Unzeit.
In der 54. Minute hatte Kocak dann genug gesehen. Der Ilvesheimer brachte den bulligen Sukuta-Pasu und schickte ihn neben Höler in die vorderste Reihe. Ein Schachzug, der aufging: Gemeinsam gelang es nun auch mal den einen oder anderen Ball vorne festzumachen. Nach und nach übernahm der SVS so das Kommando, profitierte dabei allerdings auch von den Hausherren, die bereits um die 60. Minute herum in den Verwaltungsmodus schalteten. Und so etwas rächt sich eben im Fußball häufig: Flanke Pledl, Tor Karl (82.). Der Abwehrmann versenkte einen passgenauen Freistoß von Standard-Spezialist Pledl in die Maschen.
Kurz danach war dann Schluss. Und auch, wenn das Unentschieden unter dem Strich für beide zu wenig war, so konnte sich die Kocak-Elf durchaus als moralischer Sieger fühlen.
Die Sorgenfalten sind trotzdem groß. Was auch mit der personellen Situation zusammenhängt. So musste Innenverteidiger Gordon bereits Mitte der ersten Halbzeit ausgewechselt werden. In die Kabine kam er nur durch die Unterstützung zweier Mitspieler, die ihn stützten. Eine genaue Diagnose stand noch aus, aber es sah nicht gut aus.
1860 München: Ortega Moreno – Ba, Bülow, Liendl (79. Gytkjær), Lacazette, Busch, Aigner (81. Aycicek), Olic (70. Neuhaus), Pongracic, Minervino da Silva, Agbenyenu
SV Sandhausen: Knaller – Klingmann, Kister, Knipping, Gordon (37. Karl), Kulovits, Linsmayer, Pledl, Vollmann (70. Kosecki), Lukasik (53. Sukuta-Pasu), Höler
Tore: 1:0 Bülow (45.), 1:1 Karl (82.)
Schiedsrichter: Thorben Siewer (Drolshagen)