Sandhausens Chefcoach Kenan Kocak steht selbst und mit seinem Team unter Druck. Bild: AS Sportfotos

Sandhausens Chefcoach Kenan Kocak steht selbst und mit seinem Team unter Druck. Bild: AS Sportfotos

Es ist 5 vor 12 – Sandhausens Macher stärken Kenan Kocak den Rücken

SV Sandhausen | erstellt am Di. 02.10.2018

Die Fußballer aus dem Zweitliga-Dorf waren so gut, dass phasenweise sogar immer wieder das Wort Aufstieg die Runde machte. Also der Durchmarsch in die Bundesliga. Aussagen, die natürlich nicht von den Verantwortlichen kamen, sondern vielmehr aus der Fanszene oder von findigen Journalisten, die auf der Jagd nach einer neuen Story waren.

Und ganz so abwegig waren derartige Gedankenspiele ja auch nicht. Was insbesondere mit einem Mann zu tun hatte: Gemeint ist natürlich Kenan Kocak, der Trainer der Hartdwälder. Begeisternden Fußball ließ er spielen, Szenekenner waren sich damals bereits sicher: Reitet Kocak weiter auf der Euphoriewelle, ist er nicht mehr zu halten in Sandhausen. Bundesligisten sollen bereits angefragt haben.

Doch das Trainergeschäft ist ein undankbares. Mal ist man der gefeierte Held und mal der, der an allem Schuld ist. Ganz so ist es aktuell natürlich nicht bei den Schwarz-Weißen. Die Vereinsführung um Präsident Jürgen Machmeier und Otmar Schork, dem Geschäftsführer Sport, stellt sich offiziell nach wie vor voll hinter den Ex-Waldhöfer. Auch nach der kürzlichen 0:1 Heimpleite gegen Magdeburg stärkten sie ihm demonstrativ den Rücken.

Denn auch sie sehen, was passiert: Das Tischtuch zwischen Mannschaft und Trainer ist nicht zerschnitten, die Spieler kämpfen und probieren alles. Nach dem 2:0 Erfolg in Aue, dem ersten Saisonsieg im siebten Pflichtspiel, schien die Welt auch wieder in Ordnung zu sein. Die Euphorie war riesig. Bis zum Heimspiel gegen Magdeburg, das am Sonntag mit 0:1 verloren wurde. Und das ausgerechnet gegen den Aufsteiger aus dem Osten, der war bis dahin noch sieglos.

Doch da war noch etwas anders, das auffiel: Es war eigentlich das erste Spiel in dieser Saison, in dem der SVS spielerisch nicht überzeugte. In den Spielen zuvor stimmte trotz der Niederlagen vieles, gegen Magdeburg dagegen gar nichts. Es war ein erschreckend schwaches Spiel, das der Glücklichere am Ende gewann. Selbst Kocak war danach konsterniert. Nach dem Spiel sagte er folgenden Satz: „Mit dieser Einstellung holen wir keinen Punkt mehr.“
Was sich bereits nach Resignation anhört, war in Wirklichkeit natürlich anders gemeint. Aufgegeben hat Kocak nicht, solche Aussagen dienen oftmals eher dazu wach zu rütteln. Denn es ist quasi 5 vor 12, was ein Blick auf die Saisonstatistik belegt.

Vor allem die Heimbilanz ist ernüchternd: Der letzte Heimsieg gelang am 28. Januar 2018. Damals wurde Dynamo Dresden mit 1:0 geschlagen. Das ist fast zehn Monate her. Doch es kommt noch schlimmer: In der neuen Runde hat der SVS noch kein einziges Heimtor erzielt. Zuschauer lockt man so nicht ins Stadion. Nach der Pleite gegen Magdeburg suchten viele Anhänger mit hoch rotem Kopf das Weite.

Fakt ist, bei anderen Vereinen wäre der Trainer wohl längst entlassen worden. In Sandhausen nicht und das ist gut so. Denn Kocak ist unbestritten ein Fachmann durch und durch. Er hat das Zeug dazu, den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Machmeier und Schork wissen das ganz genau. Doch die Zeit drängt.

Wie viele Spiele Kocak noch bekommt, um die Wende einzuleiten, ist fraglich. Gut möglich, dass die nächste Woche entscheidend sein wird. Am Sonntag um 13.30 Uhr geht es in den Hexenkessel von St. Pauli und freitags darauf um 18.30 Uhr gastiert Ingolstadt in Sandhausen. Schicksalsspiele?

 

 

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