
SV Sandhausen vs. FC Erzgebirge Aue -v.li. im Zweikampf Pascal Testroet (Erzgebirge Aue) und Denis Linsmayer (weiß/Sandhausen). Bild: Siegfried Lörz
„Aktuell läuft es hinten, in der Mitte und vorne nicht wie gewünscht.“ ++ Sandhausens Denis Linsmayer im Interview mit dem sport-kurier
SV Sandhausen | erstellt am Fr. 28.02.2020
Vor dem wichtigen Auswärtsspiel am Sonntag beim VfL Bochum stand Mittelfeldspieler Denis Linsmayer im Interview zur aktuellen sportlichen Situation Rede und Antwort.
„Linsi“ zählt zusammen mit Tim Kister und Stefan Kulovits zu den Dienstältesten Akteuren am Hardtwald. Der 28-jährige gebürtige Pirmasenser bestritt seit 2013 bislang 208 Spiele für die Kurpfälzer.
Herr Linsmayer, in letzter Zeit gab es einige Umstellungen im Team. Muss man Ihrer Meinung nach offensiver oder defensiver agieren, um wieder in die Erfolgsspur zu kommen?
Denis Linsmayer: Das hat nicht so viel mit der Taktik zu tun. Wir haben in der Hinrunde im Rautensystem oder anderen Systemen auch starke Spiele gemacht, waren das bessere Team und haben Mannschaften besiegt. Wenn so eine Leistung wie am vergangenen Sonntag gegen Karlsruhe folgt, kann man im 3-4-3-System oder mit sechs Stürmern spielen – egal wie, dann wird man die restlichen Spiele nicht gewinnen. Wir müssen schauen, dass wir wieder auf den Platz bringen, was wir in der Hinrunde gut gemacht haben.
Aus dem Mittelfeld kam zuletzt viel zu wenig Gefahr, das Team ist weitgehend von den Stürmern abhängig.
Linsmayer: Das ist schon etwas komplexer. Aktuell läuft es hinten, in der Mitte und vorne nicht wie gewünscht. Wir sind in der Defensive zu unaufmerksam in entscheidenden Situationen, geraten Woche für Woche in Rückstand und sind im Offensivspiel zu ungenau bei den Abspielen. Wenn es gefährlich werden kann, treffen wir falsche Entscheidungen, von daher ist es ein gesamtes Problem.
Sie waren in den letzten sieben Jahren bei den Trainern Schwartz, Kocak und Koschinat stets gefragt und haben sich immer durchgesetzt. Eine Sache der Mentalität?
Linsmayer: Ich bin jetzt fast sieben Jahre hier und muss glaub ich nicht mehr so viel beweisen. Ich habe mich immer in den Dienst der Mannschaft und des Vereins gestellt. Dass es mal bessere und mal schlechtere Phasen gibt, ist normal. Gerade Sportler kennen das und Konkurrenz belebt das Geschäft, aber wenn man sich die Statistiken anschaut, habe ich schon bewiesen, dass ich meinen Wert für den Verein habe.
Wie schätzen Sie den kommenden Gegner VfL Bochum ein?
Linsmayer: Die Bochumer haben vor der Saison auch nicht damit gerechnet im Abstiegskampf zu stecken. Daher ist das eine gefährliche Situation. Sie haben zuletzt in Dresden kurz vor Schluss gewonnen und wissen mittlerweile auch, worauf es ankommt. Darüber hinaus verfügen sie über individuelle Klasse und sind ein unangenehmer Gegner, wenn wir sie ins Rollen und Spielen kommen lassen wie es uns gegen den KSC passiert ist. Daher müssen wir unsere Tugenden wie bereits gesagt, wieder an den Tag legen.
Was waren Ihre bisherigen Saisonhighlights? Worauf freuen Sie sich noch?
Linsmayer: Das Pokalspiel gegen Mönchengladbach war schon ein Highlight, aber auch die Heimspiele gegen den Hamburger SV und den VfB Stuttgart, als wir auch kämpferisch starke Spiele abgeliefert haben und die Zuschauer super mitgegangen sind. Ich hoffe, dass wir die nächsten Spiele wieder die Kurve kriegen und Punkte holen. Besonders freue ich mich auf den letzten Spieltag bei einem ausverkauften Stadion in Hamburg, wo wir hoffentlich einen positiven Saisonausklang feiern können.
Sie sind für Ihre Vereinstreue bekannt. Eine enge Beziehung dürfte auch noch zu Ihrem Heimatklub 1. FC Kaiserslautern bestehen, der in den 90ern zu besseren Zeiten noch in der Champions League spielte, wo jetzt der finanzstarke RB Leipzig spielt. Wie sehen Sie die Entwicklung im Fußball?
Linsmayer: Als Außenstehender ist es schwierig. Aber es ist leider so, dass der Fußball kommerzieller wird, und ich merke auch an mir, dass das ganz große Interesse etwas absinkt im Vergleich zu früher, als ich tagtäglich mir Fußball im Fernsehen angeschaut habe. Teilweise werden auch Ligaspiele in verschiedenen Ländern ausgetragen oder Spieltage werden zerstückelt, was ich fragwürdig finde. Aber einem Verein wie Leipzig muss man zu Gute halten, dass nicht Weltstars zusammengekauft wurden, sondern man sich kontinuierlich aus der vierten Liga nach oben gearbeitet hat. Unabhängig vom vorhandenen Kapital braucht man auch die richtigen Leute, die wissen, wie sie mit dem Geld umgehen können und das macht Leipzig beispielhaft vor.
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