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Neue Eskalationsstufe ++ DFB contra Politik
3. Liga | erstellt am Mi. 13.05.2020
…gibt es nicht mehr nur große Meinungsverschiedenheiten mit mindestens acht Vereinen, die für einen Saisonabbruch plädieren. Nein, nun hat auch die Politik das Wort ergriffen. Ministerpräsident Reiner Haseloff und Sportminister Holger Stahlknecht aus Sachsen-Anhalt übten scharfe Kritik am Deutschen Fußballbund.
Haseloff sprach von „unerträglichem Druck von Seiten des DFB“, der auf die Landesregierung ausgeübt worden sei. Betroffen sind der Hallesche FC und der 1.FC Magdeburg, die sich nach aktuellem Stand nicht auf den geplanten Start der Restrückrunde am 26. Mai vorbereiten können. Diesen Vereinen drohe laut Haseloff der Lizenzentzug, wenn sie nicht am Spielbetrieb teilnehmen.
Für die Politiker aus Sachsen-Anhalt beinhaltet die fünfte Verordnung des Landes zur Eindämmung des Coronavirus weiterhin ein entsprechendes Verbot. Aus Gleichheitsgründen müssten Amateur- und Freizeitsport unter gleichen Bedingungen stattfinden und Mannschaftstraining sowie Wettkampfbetrieb bleiben in Sachsen-Anhalt somit weiter für alle ausgesetzt.
Auch in Thüringen, betroffen ist Carl Zeiss Jena, ist die Ausübung von professionellem Mannschaftssport bis Anfang Juni untersagt. Der abstiegsbedrohte FC Carl Zeiss erhielt bislang keine Ausnahmegenehmigung.
Der DFB hielt postwendend dagegen. Ein Saisonabbruch wäre mit großen Risiken verbunden. „Wollen die Clubs bis nächstes Jahr mit der Liga aussetzen?“, fragt DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius, der die Vorwürfe und Behauptungen von Haseloff zurückwies, nach der Alternative. Der Verband arbeite daher mit der Mehrheit der Vereine mit voller Konzentration an einer möglichen Saisonfortsetzung.
Dass Magdeburgs Geschäftsführer Mario Kallnik eine Aufnahme des Spielbetriebs ab dem 1. September vorschlug, so dass sich die Vereine bis dahin besser auf die Gegebenheiten vorbereiten könnten, wurde vom DFB allerdings nicht erwähnt.
Der Plan des DFB zur Wiederaufnahme am 26. Mai wirkt insgesamt unausgereift und wenig durchdacht. Für Spielausfälle hat der DFB vorerst lediglich einen Nachholspieltag eingeplant, da ja im Anschluss an die Punkterunde Anfang Juli noch ein Drittligist die Relegation gegen den Zweitligasechzehnten spielen soll. Viele Spielerverträge laufen jedoch schon am 30. Juni aus.
Mehrere Mannschaftsbusse bei der Fahrt zu Auswärtsspielen und mehrtägige Quarantäne in Mannschaftshotels sorgen zudem für Mehrkosten der Vereine, die von den meisten Clubs kaum zu stemmen sind. Und sollte eine komplette Mannschaft von einem Gesundheitsamt in Quarantäne geschickt werden, siehe Zweitligist Dynamo Dresden, dann würde ein Drittligist mindestens vier Spiele in Rückstand geraten.
Aufgrund des engen Tabellenbildes wäre dies für den betroffenen Club eine krasse Benachteiligung und könnte Einfluss nehmen auf Auf- oder Abstieg. Für diese Szenarien präsentierte der DFB noch kein schlüssiges Konzept. Die Saison soll bis Juni durchgeboxt werden, ohne Rücksicht auf Verluste.
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