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Insolvenz beim 1.FC Kaiserslautern ++ Werden die treuen Anhänger verprellt?
3. Liga | erstellt am Mo. 15.06.2020
Denn der Pfälzer Traditionsverein und mehrfache Deutsche Meister hat am vergangenen Sonntag beschlossen, in Insolvenz zu gehen.
Sportlich hat das für den im gesicherten Mittelfeld der 3. Liga stehenden Verein keine Konsequenzen – der Auflockerung des Lizenzstatuts wegen Corona sei Dank. Allenfalls drei Punkte könnten dem Verein in der Spielzeit 2020/21 abgezogen werden, je nachdem, wie lange es dauert, das Verfahren einzuleiten bzw. abzuschließen.
Während der Verein von dieser Regelung auf dem Papier „profitiert“ und hofft, sich damit nachhaltig zu entschulden, verlieren alle, die sonst an den 1. FC Kaiserslautern geglaubt haben. So haben Großinvestoren (Quattrex Sport AG, 10 Millionen), Flavio Becca (2,6 Millionen) oder Vermarkter Lagardere (2 Millionen) den Großteil der mit über 20 Millionen Euro angegebenen Schuldensumme investiert und lehnen den angebotenen Schuldenschnitt auf 10 Prozent ab.
Aber dieser Vorgang offenbart ein anderes großes Problem des bezahlten Profifußballs. Denn zu den Gläubigern gehören zahlreiche Fans des Vereins, die hofften, mit einer Fan-Anleihe ihren Verein zu stützen und wie versprochen von dieser Investition selbst etwas zu haben.
837.500 Euro wurden dem Verein im vergangenen Jahr von seinen Fans bis 2022 zur Verfügung gestellt, versprochen wurden 5 Prozent Zinsen. Mindestens 100 Euro konnten die Anhänger als „Unterstützung für die Zukunft des FCK“ dem Verein leihen, nun müssen auch sie befürchten 90 Prozent ihres schwer verdienten Geldes zu verlieren.
Das Problem des Vereins dabei ist größer als nur seine treuen Anhänger zu verprellen, denn der Verein hofft auf eine Planinsolvenz, um in der kommenden Saison einen unbelasteten Neuanfang starten zu können. Dazu bedarf es jedoch einer Zustimmung von mehr als der Hälfte des Gläubigerkapitals.
Doch die drei Großinvestoren lehnen diesen Schuldenschnitt und somit den Verlust von 90 Prozent ihrer Einlagen ab. Eine Stundung um ein Jahr bieten sie stattdessen dem hochverschuldeten Verein – was wiederum der FCK ablehnt. „Das reicht nicht“, lässt sich der Aufsichtsrat dazu zitieren.
Eine Einigung beider Seiten ist jedoch für beide Seiten notwendig. Bezweifeln lässt sich, ob sich der FCK in einer regulären Insolvenz nach der Einsetzung eines Insolvenzverwalters in einer besseren Situation befinden würde (Punktabzug, Fremdverwaltung), genauso aber auch, ob die Gläubiger mehr von ihrem eingesetzten Kapital wiedersehen als zehn Prozent (vermutet werden 5 bis 7 Prozent).
Eine Planinsolvenz sollte daher im Interesse aller Beteiligten sein. Der Insolvenzantrag gestattet es dem Verein, Zeit zu gewinnen, denn die Gehälter werden erst einmal von der Agentur für Arbeit weitergezahlt (bis 6.900 Euro/Monat).
Optimal wäre eine Einigung mit den Gläubigern bis Ende Juni. Eine Stundung befreit den Verein von der Schuldenlast jedoch nicht, sondern verlagert das Problem nur für eine gewisse Zeit. Dabei dürfen alle Seiten nicht außer Acht lassen, dass der Verein bei einem zu hohen Schuldenschnitt nicht viel bei diesem Verfahren gewinnen kann, da ja eine Belastung für die Zukunft weiterhin vorhanden ist.
Somit wäre auch hier eine weitere Insolvenz in der Zukunft nicht auszuschließen, sollten sich die wirtschaftlichen Bedingungen nicht signifikant verbessern. Der Verein muss sich jedoch vorwerfen lassen, Angebote von Investoren nicht angenommen zu haben, was die Situation heraufbeschworen haben könnte. Hier müsste im Fall einer regulären Insolvenz geprüft werden, inwiefern dieses Vorgehen die Insolvenz ggf. verschleppt und die Situation verschlechtert hat.
Ein Vorteil für alle Seiten wäre hingegen eine feste, planbare Regelung. Die Gläubiger wissen, was sie bekommen, der Verein kann das Planinsolvenzverfahren aus eigener Kraft nach der Einigung beenden – und ohne Punktabzüge und einen Großteil seiner Belastungen in die Drittligasaison 2020/21 starten.
Verlierer wären aber dann vor allem die kleinen Investoren und Fans, die an den Verein und seine Zukunft geglaubt haben und die eben nicht so gut das Investitionsrisiko einschätzen können wie die großen Geldgeber.
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