
Szene aus SV Waldhof gegen Eintracht Braunschweig. Am Boden Jan-Hendrik Marx Bild: AS Sportfoto
Drittligist SV Waldhof Mannheim 07 bleibt auch im Erfolg auf dem Boden
3. Liga | erstellt am Mi. 05.02.2020
„Warum das so ist, weiß ich auch nicht so genau“, sagt Waldhofs Angreifer Mounir Bouziane. Auch Keeper Timo Königsmann fehlt die entsprechende Erklärung zu diesem Phänomen. Man hätte wohl auch alle anderen Spieler fragen können, ohne eine Begründung zu erhalten.
Gemeint ist die imponierende Auswärtsstärke des SVW in der 3. Liga. Nach elf von 19 Gastauftritten stehen sechs Siege und fünf Remis zu Buche. Das ist natürlich Ligabestwert. Mit einem 1:0-Auswärtssieg im letzten Auswärtsspiel in Zwickau beendete der SVW das alte Jahr und mit dem gleichen Ergebnis gingen die Mannheimer im ersten Spiel des Jahres 2020 beim SV Meppen vom Feld.
„Die fahren immer so weite Strecken zu unseren Spielen und wir konnten ihnen bislang nur so wenige Heimsiege bescheren“, hatte Königsmann kürzlich in Meppen fast schon Mitleid mit den Anhängern, die bisher auch auswärts immer mehrere Hundertschaften mobilisieren können.
Szene aus SV Waldhof gegen 1.FC Magdeburg. Kevin Conrad im Kopfballduell mit seinem Gegenspieler. Bild: Alfio Marino
Wäre der SVW genauso heim- wie auswärtsstark, müsste man beim SV Waldhof sogar von einem Meisterschaftskandidaten sprechen. Doch davon wollen sie am Alsenweg als Liganeuling natürlich nichts hören, zumal gegen den 1.FC Magdeburg beim 1:1 im ersten Heimspiel des Jahres der Sieg in der Nachspielzeit noch aus den Händen gegeben wurde. Eine gefühlte Niederlage. Die Spieler schlichen fast alle mit gesenkten Häuptern vom Platz. “Wir schauen immer noch nach unten. Ziel ist der Klassenerhalt“, betont jedoch Trainer Bernhard Trares. Was nach Understatement klingt, ist auch ein großes Stück Lebenserfahrung eines Übungsleiters, dem man nichts vormachen kann. „Ich habe im Fußball schon alles erlebt“, so der 54-jährige.
Den Grundstein für eine ebenso erfolgreiche Rück- wie Hinrunde hoffen die Blauschwarzen in ihrem achttägigen Trainingslager im türkischen Side gelegt zu haben. Die Bedingungen mit Hotel, Essen und Trainingsgelände waren erneut optimal, denn schon zum dritten Mal schlug der SVW dort seine Zelte auf. In zwei Testspielen gegen Ligakonkurrent Chemnitzer FC (1:2) und dem türkischen Erstligatabellenführer aus Savisspor (2:2) gelang kein Sieg, doch für Trares waren die Ergebnisse nur zweitrangig.
Er nutzte die Spiele, um noch einmal eine Dreierkette zu testen, „um damit ein Stück weit variabler sein zu können“. Des Weiteren erhielten auch alle ins Trainingslager mitgereisten Spieler ihre Einsatzzeiten, um Spielpraxis zu erlangen.
Erfreulich, dass seit dem Trainingslager mit Mohamed Gouaida nach seinen in der Vorrunde erlittenen drei Muskelfaserrissen ein gefühlter Neuzugang wieder in das Geschehen eingreifen kann. Auch Valmir Sulejmani hat sich aus der Winterpause gesund zurückgemeldet und will in den kommenden Wochen wieder auf Torejagd gehen. „Dadurch haben wir doch wieder die ein oder andere Alternative mehr“, hofft Trares darauf, Ausfälle noch besser als in einigen Partien der Vorrunde kompensieren zu können.
Der Kader besteht zwar aus 27 Akteuren, viele Ausfälle kann sich der SVW aber weiterhin nicht erlauben, da auch einige Nachwuchskräfte eingerechnet sind. Mit Dorian Diring, Jan Just, Jesse Weißenfels und Markus Scholz hat Waldhof zudem vier Langzeitverletzte zu beklagen. Der ein oder andere könnte zwar noch im Laufe der Saison auf den Platz zurückkehren, aber auch nur, wenn die Heilung entsprechend verläuft.
Szene aus SV Waldhof Mannheim gegen Chemnitzer. Mounir Bouziane erzielt das 1:0 Bild: AS Sportfoto
Gerne hätte Trares daher im Winter noch den ein oder anderen Neuzugang begrüßt. Der Sportliche Leiter Jochen Kientz führte Gespräche mit diversen Kandidaten, doch mit einem Geldscheinbündel konnte er nicht winken. Trares betont: „Spieler, die verpflichtet werden, müssen uns auch weiterbringen.“ Der SVW suche schließlich nicht nach Ergänzungen, sondern Verstärkungen und da, so weiß auch Trares, bieten eben auch andere Vereine mit. Mit Gerrit Gohlke von den Offenbacher Kickers wurde in der Winterpause dann doch noch ein talentierter Innenverteidiger von seinem Club losgeeist. Er sollte eigentlich erst im Sommer kommen.
Mehr Sorgen als fehlende Neuzugänge jetzt im Winter bereiten den Fans aber vor allem die für sie zu schleppenden Vertragsverhandlungen mit Leistungsträgern des aktuellen Teams. Mehr als ein Dutzend Verträge laufen im Sommer aus und jeder einzelne Abgang wäre ein Verlust. „Wir haben so ein geiles Team“, hört man nicht nur von einzelnen Akteuren wie Bouziane oder Arianit Ferati, nein, es ist die Meinung aller Spieler.
„Hier in dieser Mannschaft spricht wirklich jeder mit jedem. Das habe ich so auch noch nicht erlebt“, meinte kürzlich Max Christiansen, der schon Profistationen bei Hansa Rostock, FC Ingolstadt und zuletzt Arminia Bielefeld hinter sich hat und weiß, wovon er spricht. Dass Teamgeist Berge versetzen kann, ist ja nichts neues. Beim SVW der Saison 2019/20 wird der Teamgeist aber wirklich gelebt. Der Erfolg gab den Protagonisten nach der Hälfte der Saison schon mal recht.
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