Nadiem Amiri hat eine festgeschriebene Ausstiegsklausel. Foto: Siegfried Lörz

Nadiem Amiri hat eine festgeschriebene Ausstiegsklausel. Foto: Siegfried Lörz

Störfeuer in der Hoffenheimer Ergebniskrise

TSG Hoffenheim | erstellt am Mi. 24.01.2018

sport-kurier. Aktuell dreht sich bei Bundesligist TSG Hoffenheim neben dem sportlichen Abschneiden viel um Personalangelegenheiten. Nachdem die möglichen Wechselabsichten von Trainer Julian Nagelsmann im Sommer nach der klaren Aussage von Gesellschafter Dietmar Hopp in Bezug auf Vertragserfüllung inzwischen verstummt sind, häufen sich ständig neue Wechselgerüchte von Leistungsträgern dank einer im Vertrag enthaltenen Ausstiegsklausel.

Nach dem Winter-Abgang von Sandro Wagner zu den Bayern, dem bevorstehenden Sommer-Wechsel von Mark Uth zum FC Schalke, dem bevorstehenden Ausleihe-Ende bei Serge Gnabry verdichten sich Wechselabsichten bei Nadiem Amiri (vertragliche Ausstiegsklausel von 17 Mio. Euro) und Kerem Demirbay (20 Mio.).

Droht der TSG der Zerfall eines großen Teams, das noch 2017 für das erfolgreichste Jahr in der Vereinsgeschichte stand?

Nach dem Aus im DFB-Pokal und der Europa League sollte der Fokus voll auf die Liga gerichtet werden. Ziel ist die Rückkehr auf die internationale Bühne. Doch davon sind die Kraichgauer derzeit weit entfernt. Die gezeigten Leistungen und Resultate entsprechen nicht den ehrgeizigen Zielen. Nur drei Siege, vier Unentschieden und sechs Niederlagen aus den letzten 13 Bundesligaspielen ließ die Blau-Weißen auf den 9. Tabellenplatz abrutschen, was gleichbedeutend die schlechteste Platzierung seit 16 Monaten ist. Zum gleichen Zeitpunkt standen in der vergangenen Saison sieben Punkte mehr auf der Habenseite.

Aufgrund der Dichte im oberen Drittel kann es Spieltag für Spieltag rasch zu Verschiebungen kommen, dennoch kann sich kein Team eine längere Sieglosserie leisten. Der Abstand zu den unteren Regionen ist nicht all zu groß. Von einem beruhigenden Punktepolster, vor den beiden schweren Auswärtsspielen in München und Berlin, kann hier nicht die Rede sein.

Auch bei Kerem Demirbay (blau) könnte es im Sommer auf einen Abschied hinauslaufen. Bild: Siegfried Lörz

Mit Ausnahme der 4:0-Gala gegen Leipzig und dem couragierten Auftreten in Dortmund gab es zuletzt viele spielerische Mängel: Die Bälle werden in die Spitzen häufig schlampig und unpräzise gespielt, in der Offensive herrscht zunehmend Ladehemmung. Fehlende Effektivität und mangelnde Chancenverwertung waren Themenschwerpunkte, die in der Rückrundenvorbereitung ganz oben auf der Agenda standen.

Die nüchterne Analyse von TSG-Coach Nagelsmann nach der bitteren, unglücklichen 1:4-Pille gegen Bayer 04 Leverkusen: „Der Gegner schießen zweimal aufs Tor und schießt zweimal rein. Und wir schießen acht Mal aufs Tor und treffen gar nicht. Das ist am Ende der Qualitätsunterschied zwischen Platz 2 und 9.“

Torjäger Uth wirkt seit Bekanntgabe seines Wechsels ins Revier formschwach

Sturmkollege Andrej Kramaric ist ein großes fußballerisches Rätsel, er kommt einfach nicht in Tritt, ist von seiner Normalform, wenige Monate vor seiner WM-Teilnahme mit Kroatien, meilenweit entfernt.

Nagelsmann: „In der aktuellen Form sind wir nicht so brandgefährlich im Angriff. Dennoch ist es wichtig Chancen herauszuspielen.“ Der Glaube ist zwar da, aber an der Ausführung mangelt es noch. Stürmer Adam Szalai, Schütze des einzigen Treffers gegen Leverkusen: „Wir Offensivspieler wissen, dass wir vorne es besser hinbekommen müssen. Wir werden intensiv daran arbeiten, damit es wieder besser funktioniert.“

Bevorstehendes Ausleihe-Ende bei Serge Gnabry, der vom FC Bayern München kam. Bild: Siegfried Lörz

Während Nagelsmann in der vergangenen Saison des Öfteren mit Glück und Geschick den Erfolg einwechselte (13 Joker-Tore waren Liga-Top-Wert), fehlt momentan der zweite Schub von der Bank. So stellte der TSG-Fußballlehrer nach der bitteren Bayer-Pille treffend fest: „Wir hatten schon stärkere Einwechslungen in meiner Amtszeit.“

Wie große die Enttäuschung der Fans nach dem ersten Heimspiel im neuen Jahr war, offenbarte der Blick auf die Südkurve, die sich in wenigen Minuten nach dem Abpfiff rasend schnell leerte. Auch wenn es keine Pfiffe gab, die Enttäuschung war deutlich zu spüren. Der Glaube, dass sich das Ganze am Samstag im „Bonus-Spiel“ bei den Bayern ins Positive wendet, ist nicht all zu groß.

Dennoch, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. In den letzten drei Partien gegen den Tabellenführer blieben die Kraichgauer ungeschlagen. Ob sich dies als gutes Omen herausstellt, wird sich zeigen. Mit einer guten Leistung vor 75.000 Zuschauern am Samstagnachmittag könnten die Nagelsmänner zumindest verlorenes Selbstvertrauen wieder tanken.

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