Foto: Siegfried Lörz.
Sportkurier Interview mit Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann
TSG Hoffenheim | erstellt am Do. 31.03.2016
Am 11. Februar hatte er die Nachfolge, des aus gesundheitlichen Gründen zurückgetretenen Huub Stevens angetreten. Nagelsmann ist es innerhalb kurzer Zeit gelungen, rund um die TSG Hoffenheim wieder den Glauben an den Klassenerhalt zu wecken. Während der Länderspielpause fand sich nun Zeit und Gelegenheit für ein aktuelles Interview.
Sportkurier: Bot sich Ihnen während der Länderspielpause Gelegenheit den Akku neu aufzuladen?
Julian Nagelsmann: Ich habe die Zeit über Ostern dazu genutzt, etwas Ruhe zu bekommen und herunter zu fahren, habe im Trainingszentrum auch selbst Sport getrieben und zum Beispiel im Footbonauten trainiert. Aber natürlich war ich in Gedanken schon beim nächsten Gegner.
Sportkurier: Der Trainingsbetrieb war zuletzt recht überschaubar, ein Großteil Ihrer Spieler war auf Länderspielreise.
Nagelsmann: Es waren nur noch 13 Spieler da, dennoch kann man auch mit einer kleinen Gruppe gut und intensiv trainieren. Gewöhnlich sind die Profis, wenn alle hier sind, ja in verschiedene Trainingsgruppen aufgeteilt. In der Bundesligapause haben wir nun mit den Spielern, die im Trainingszentrum waren, etwas enger zusammenarbeiten können als sonst.
Sportkurier: Wie unterscheidet sich aus Ihrer Sicht die Arbeit im Jugend- von der des Profibereichs?
Nagelsmann: Abgesehen von der medialen Seite, ist die Arbeit ähnlich. Was die Menschenführung anbelangt, ist sie bei den Profis anspruchsvoller, intensiver und umfangreicher. Bei den Jugendlichen muss man mehr vorgeben, die Jungs auf ihrem Weg mit Ratschlägen begleiten. Wichtig ist bei allem den richtigen Draht zueinander zu finden und mit Freude bei der Arbeit zu sein.
Sportkurier: Sie sind bei Ihren Trainingsmethoden sehr variabel, nutzen auch gerne moderne Techniken.
Nagelsmann: Das Moderne kann immer helfen, wenn es Neuerungen hervorbringt, die sinnvoll sind, wie z.B. unseren Footbonauten. Hier kann sich jeder einzelne verbessern. Aber natürlich nimmt die Arbeit auf dem Platz weiterhin den größten Stellenwert ein – doch auch hier kann man auch viele gute Hilfsmittel einbauen.
Sportkurier: Wie gehen Sie mit Niederlagen um?
Nagelsmann: Auch wenn es mir im bisherigen Leben noch nicht so richtig leichtgefallen ist zu verlieren, muss man lernen, damit umzugehen. Es ist ein ganz normaler Lernprozess. Es kann zwar schon mal vorkommen, dass ich nach Niederlagen schon mal patzigere Antworten gebe, aber das legt sich dann schnell wieder.
Sportkurier: Sind Sie mit der bisherigen Entwicklung der Mannschaft zufrieden?
Nagelsmann: In den vergangenen Wochen bin ich mit dem, was die Mannschaft geleistet und wie sie die Anforderungen umgesetzt hat, zufrieden. Die sportliche Situation ist und war nicht einfach, von da her muss man auch etwas Geduld haben. Doch schon bei der Jugendarbeit habe ich mich davon verabschiedet, vom Perfekten zu träumen – das gibt es nicht oder sehr, sehr selten. Fußball ist ein Fehlerspiel und das muss man tolerieren. Wir sind aber auf einem guten Weg.
Sportkurier: Die Kaderplanung für die nächste Saison wird durch den Abstiegskampf erheblich erschwert.
Nagelsmann: Der Fokus liegt eindeutig und klar auf den nächsten Spielen. Dennoch bin ich mit Alexander Rosen im fast täglichen Austausch. Das Thema Kaderplanung ist ein fortlaufender Prozess vom ersten bis zum letzten Tag einer Saison.
Sportkurier: Die halbe Liga steckt im Abstiegskampf. Wird es am Ende für die TSG reichen?
Nagelsmann: Wichtig ist, dass wir nur auf uns schauen und versuchen unsere Spiele zu gewinnen. Das ist das einzig Richtige, was wir machen können. Während statistisch gesehen, die ersten vier Plätze meist von den gleichen Top-Teams belegt werden, ist für den neutralen Zuschauer die Situation im Kampf um den Klassenerhalt total spannend. Das Ganze belebt die Bundesliga.
Sportkurier: Stört es Sie, dass inmitten der heißen Phase des Abstiegskampfes verstärkt Wechselgerüchte aufkommen?
Nagelsmann: Das ist keine Belastung für mich. Und auch die Spieler sind alle top fokussiert auf ihre Aufgabe. Es ist der normale Gang der Dinge im Profifußball, das beeinträchtigt und überrascht uns nicht, wir wissen damit umzugehen. Dass Interesse an unseren Spielern besteht, bestätigt letztendlich auch unsere Arbeit und Qualität.
Sportkurier: Welche Überschrift würden Sie gerne nach am 34. Spieltag lesen?
Nagelsmann: … dass sich die Mannschaft in der 1. Liga gehalten hat.
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