TSG-Präsident Peter Hofmann Bild: Siegfried Lörz

TSG-Präsident Peter Hofmann Bild: Siegfried Lörz

Der sport-kurier im Interview mit TSG-Präsident Peter Hofmann

TSG Hoffenheim | erstellt am Di. 27.02.2018

sport-kurier. Peter Hofmann ist das Gesicht der TSG Hoffenheim. Der Elektromeister ist seit seiner aktiven D-Jugendzeit Vereinsmitglied und seit 1986 als Funktionär – zunächst als Spielausschussvorsitzender, dann Abteilungsleiter Fußball und letztendlich seit 1996 als Vereinspräsident – tätig.

Hofmann ist aktuell der Dienstälteste Funktionär der Bundesliga, der den beispiellosen Weg „seiner TSG“ von der Kreisliga bis zur Bundesliga hautnah erlebte, und dabei großen Wert auf den familiären Charakter des Vereins legt.

Im Interview mit dem sport-kurier äußert es sich zu aktuellen Themen rund um den Kraichgauer Erstligisten.

Die Erwartungshaltung ist durch das sportlich erfolgreichste Jahr 2017 der Vereinsgeschichte deutlich angestiegen. Wie sehen Sie die aktuelle Entwicklung der TSG?

Hofmann: Wunschdenken und Realitätssinn sollten immer im Einklang stehen. Im Fußball war es schon immer so, dass gute Ergebnisse gestiegene Erwartungshaltungen hervorgerufen haben. Eine Entwicklung geht nicht immer stetig nach oben. Ich bin mit dem Status Quo der TSG, die sich in der Bundesliga etabliert und regelmäßig gute Spieler und Trainer hervorgebracht hat, sehr zufrieden.

Die Begehrlichkeiten an Julian Nagelsmann sind sehr groß, der jüngste Bundesligatrainer ist in der Außendarstellung das Aushängeschild des Vereins. Wie sehen Sie seine Entwicklung und wird er der TSG mindestens bis Sommer 2019 erhalten bleiben?

Hofmann: Julian Nagelsmann ist ein Glücksfall für uns. Aber die, die ihn hier schon seit 2010 kennen, wissen, was sie an ihm haben. Er hat definitiv zu einem positiven Imagegewinn der TSG beigetragen. Wir dürfen, auch wenn er selbst es nicht mehr hören kann, sein Alter nicht vergessen. Die Medien haben ihn in guten Zeiten als den Messias gefeiert und sind bei Negativserien wie Anfang dieses Jahres oder nach der Niederlage gegen Liverpool im letzten Sommer zu hart mit ihm ins Gericht gegangen. Aber auch er muss und wird neue Erfahrungen machen und wird sich entsprechend weiterentwickeln – als Trainer und als Mensch. Fakt ist: Er holt aus den Gegebenheiten das Maximum heraus. Mein Stand ist, dass er bis Sommer 2019 auf alle Fälle unser Cheftrainer ist und danach liegt es in seinen Händen.

Die TSG hat sich nun schon im zehnten Jahr in der höchsten deutschen Spielklasse fest etabliert, die Umsatzzahlen stiegen zuletzt auf 111 Millionen Euro. Als Präsident müssten Sie rundum zufrieden sein.

Hofmann: Natürlich bin ich stolz, was im Verein geleistet wird. Wichtig ist, dass dies eine Anerkennung und Motivation für unsere Mitarbeiter in allen Bereichen ist.
Die sogenannte „50+1“-Regel, die den sportlichen Wettbewerb in den deutschen Profiligen schützen und verhindert soll, dass Investoren die Entscheidungsmacht bei den Vereinen erhalten, wird in Frage gestellt.

Wie stehen Sie dazu?

Hofmann: Ich bin der Meinung, dass Menschen wie Dietmar Hopp, die sich über viele Jahre leidenschaftlich und mit hohen Investitionen für einen Klub engagieren, durchaus Vorkehrungen treffen dürfen, die verhindern, dass das, was sie aufgebaut haben, von anderen Personen leichtfertig in der Philosophie verlassen wird. Herr Hopp wird in der „50+1“-Regelung nicht kritisch gesehen, dieses Engagement ist ja seit 30 Jahren einmalig. Da es auch im Fußball Demokratie und Statuten gibt, darf über diese Regel auch diskutiert werden.

Dietmar Hopp hat die TSG als Ausbildungsverein, mit der Zielsetzung eines einstelligen Tabellenplatzes, beschrieben. Die Hoffnung auf weitere internationale Qualifikationen rücken für die Fans dadurch immer weiter in die Ferne.

Hofmann: Das sehe ich anders. Dietmar Hopp hat eine Zielstellung formuliert. Das heißt ja nicht, dass dieses Ziel – wie letztes Jahr geschehen – auch nicht mal übertroffen werden kann. Künftige Europapokal-Teilnahmen sind nicht ausgeschlossen. Wer allerdings aufgrund der zurückliegenden Spielzeit völlig überzogene Erwartungen hat, der kann durchaus enttäuscht werden. Einstellig kann viel bedeuten!

Im Nachwuchsbereich hat sich die TSG dank hervorragender Talentförderung in Verbindung mit einer beispiellosen Infrastruktur zu einer Top-Adresse in Deutschland entwickelt.

Hofmann: Da stimme ich zu. Aber nur weil wir aktuell gut dastehen, ist die weitere Entwicklung kein Selbstläufer. Es gibt andere Klubs, die noch bessere Voraussetzungen haben als wir. Da müssen wir dranbleiben.

 

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