
Fußball-Terroristen verursachen nach Bayerns genialem Auftritt beinahe einen Spielabbruch. Bild: S. Lörz
Bayern-Gala gerät beim 6:0 Sieg in den Hintergrund ++ Bayern-Fans zeigen das „hässliche Gesicht des Fußballs
TSG Hoffenheim | erstellt am So. 01.03.2020
Die Partie in Sinsheim an diesem denkwürdigen 29. Februar war bis zur 77. Minute eine sportliche Demonstration des amtierenden Deutschen Meisters gegen völlig überforderte Gastgeber.
Die Bayern schnüren von Beginn an die Kraichgauer mit einer hohen Tempo- und Offensivpower in deren eigenen Hälfte ein und führten bis zur besagten 77. Minute hochverdient mit 6:0. Neben der fußballerischen Bayern-Gala, sorgte dann ein Teil derer Anhänger mit Schmähungen und Beleidigungen gegen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp für ein skandalöses und verachtendes Verhalten, das ein denkwürdiges Ende nahm.
Die Bayern in Torlaune und mit einem Mega-Auftritt bei der chancenlosen TSG Hoffenheim. Philippe Coutinho (Bayern München) macht das Tor zum 4:0 und jubelt mit seinen Mannschaftskollegen. Bild: S. Lörz
Die Bayern legten einen Turbostart hin und gingen bereits nach zwei Minuten durch Serge Gnabry nach Vorarbeit von Thomas Müller 1:0 in Führung. TSG-Keeper Oliver Baumann lenkte dabei den Ball nach Gnabrys Volleyschuss beim Rettungsversuch mit dem Knie ins eigene Netz (2.). Die Gäste ließen der TSG kaum Zeit zum Luftholen und dominierten fortan eine einseitige Begegnung, die nach sieben Minuten mit dem 2:0 bereits ihre Vorentscheidung fand. Joshua Kimmich zirkelte aus 17 Metern den Ball unhaltbar flach ins rechte Eck (7.).
Der für den verletzten Bayern-Torjäger Robert Lewandowski als Sturmspitze aufgelaufene Youngster Joshua Zirkzee erhöhte wenig später, nachdem er bereits bei den ersten beiden Treffern beteiligt war, aus kurzer Distanz auf 3:0 (15.). Nach einer Hereingabe von Gnabry ließ er Gegenspieler Sebastian Rudy alt aussehen und schob souverän aus fünf Metern ein.
Während die Bayern nach ihrer fulminanten Anfangsviertelstunde weiter nur so vor Spielfreude gepaart mit hoher Fußballkunst auftrumpften, war das Spiel der Hoffenheimer von einer hohen Fehlerquote im Passspiel und viel Unsicherheit geprägt. Die Rot-Weißen ließen den Ball geschickt in ihren eigenen Reihen laufen und lauerten auf die klaffende Lücke beim Passspiel in die Spitze. Die viel zu weit von ihren Gegenspielern postierten Hoffenheimer boten durch ihr unerklärliches Fehlverhalten, hierfür immer wieder gute Ansatzmöglichkeiten. So auch nach etwas mehr als einer halben Stunde, als der Brasilianer Coutinho auf 4:0 erhöhte (33.).
TSG 1899 Hoffenheim vs. FC Bayern München – 2.v.r. Leon Goretzka (Bayern München) macht das Tor zum 6:0. Bild: S. Lörz
Trainer Alfred Schreuder brachte zur zweiten Hälfte seinen wiedergenesenen Torjäger Andrej Kramaric, der zuvor von den TSG-Fans beim Aufwärmen lautstark gefeiert wurde. Die Hoffnung, vielleicht doch noch einmal heranzukommen, wurde nur eine Minute später begraben, als Coutinho nach einem Abspielfehler von TSG-Kapitän Benjamin Hübner und Vorarbeit von Müller mit seinem zweiten Treffer auf 5:0 erhöhte (46.). Die Münchner schalteten und walteten weiter nach Belieben und machten, nachdem Coutinho und Gnabry scheiterten, nach herrlichem Spielzug durch den eingewechselten Leon Goretzka das halbe Duzend voll (62.).
Die Galavorstellung des Rekordmeisters nahm einen unschönen Verlauf
Nachdem in der Gästekurve – wie schon in einigen Bundesligaspielen zuvor – beleidigende Transparente gegen Dietmar Hopp hochgehalten wurden, unterbrach Schiedsrichter Christian Dingert kurzzeitig das Spiel (67.). Nachdem Goretzka innerhalb von nur zwei Minuten zwei vielversprechende Tormöglichkeiten vergab, musste der Unparteiische die Partie erneut wegen eines beleidigenden Plakats gegen Hopp im Bayern-Block unterbrechen und schickte beide Mannschaften in die Kabinen (77.).
Bayern und Hoffenheimer zeigen nach dem Spiel bei den Hoffenheimer Fans den Schulterschluss. Bild: S. Lörz
Während viele Zuschauer lautstark einen Spielabbruch forderten und die Hoffenheimer Südkurve sich aus Protest fast komplett geleert hatte, kamen beide Mannschaften nach fünf Minuten wieder aufs Spielfeld. Was sich dann abspielte, war in der bisherigen langen Bundesligahistorie einmalig. Die Spieler beider Mannschaften schoben sich gegenseitig in den verbleibenden 13 Minuten den Ball hin und her in Solidarität zu Dietmar Hopp, der zusammen mit Bayerns Vorstandsvorsitzenden Karl Heinz Rummenigge dies an der Seitenauslinie unter dem Beifall der Zuschauer verfolgte.
In der Mixed-Zone fand Rummenigge klarte und deutliche Worte: „Ich schäme mich zutiefst, auch Dietmar Hopp gegenüber. Das ist das ganz hässliche Gesicht des Fußballs. Es ist der Moment gekommen, wo der ganze deutsche Fußball zusammenstehen muss. Wir haben viel zu lange die Augen zugemacht vor dem, was in vielen Kurven passiert ist. Mit dem heutigen Tag muss es ein Umdenken geben und wir müssen mit aller Kraft dagegen vorgehen. Wir haben alles gefilmt und werden unsere Fans knallhart verfolgen und zur Rechenschaft ziehen. Diese Leute haben in Fußballstadien nichts mehr verloren, absolut gar nichts mehr.“
Bayerns Vorstandsboss Karlheinz Rummenigge (rechts) war über das Fehlverhalten des eigenen Anhangs enttäuscht und erzürnt. Hier zeigt er sich mit Dietmar Hopp (links) solidarisch. Bild: S. Lörz
TSG Hoffenheim – FC Bayern München 0:6 (0:4)
TSG Hoffenheim: Baumann – Rudy, Nordtveit, Hübner, Zuber (46. Kramaric) – Grillitsch, Samassékou (73. Akpoguma) – Skov, Baumgartner, Bruun Larsen (30. Ribeiro) – Bebou
FC Bayern München: Neuer – Pavard, Boateng (46. Tolisso), Alaba, Davies (63. Hernández) – Kimmich, Thiago – Gnabry, Müller (56. Goretzka), Coutinho – Zirkzee
Tore: 0:1 Gnabry (2.), 0:2 Kimmich (7.), 0:3 Zirkzee (15.), 0:4/0:5 Coutinho (33./46.), 0:6 Goretzka (62.)
Schiedsrichter: Christian Dingert (Lebecksmühle)
Zuschauer: 30.150 (ausverkauft)
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