Andreas Brehme verstarb überraschend mit nur 63 Jahren. Der Schütze des 1:0 WM-Finalsiegs 1990 über Argentinien erlitt einen Herzstillstand. Bild: IMAGO/Hartenfelser
Andi Brehme ist tot – Der deutsche Fußball trauert um seinen nächsten Helden
1. Bundesliga | erstellt am Di 20.02.2024
sport-kurier. Erst der Weltmeistertrainer, jetzt der Schütze des goldenen Tores im WM-Finale von 1990 in Rom: Franz Beckenbauer starb am 7. Januar, keine 2 Monate später muss der deutsche Fußball von einem weiteren Helden Abschied nehmen. In der Nacht auf Dienstag ist Andreas Brehme in München von uns gegangen. Er erlitt einen Herzstillstand, wurde nochmals ins Krankenhaus eingeliefert, konnte aber nicht mehr gerettet werden und das im Alter von nur 63 Jahren. Brehme wurde völlig unerwartet aus dem Leben gerissen.
Doch man wird diesen Mann nie vergessen, was natürlich mit seiner Karriere als Fußballspieler zu tun hat und insbesondere mit einer Szene zusammenhängt, die jedes Kind vor Augen hat, das sich für den Fußball interessiert. Am 8. Juli 1990 einte Brehme ein ganzes Land, das erst so kurz nach der Wende noch lange nicht zusammengewachsen war.
Es lief die 85. Spielminute im Stadio Olimpico zu Rom als Brehme sich vor 73.603 Zuschauern den Ball auf dem Elfmeterpunkt zurechtlegte. Da er beidfüßig war, wusste keiner so genau, was passieren würde. Denn Brehme hatte schon mit beiden Füßen Strafstöße versenkt. Aber der rechte war sein stärkerer und genau den wählte er auch und schoss die Kugel präzise ins linke Eck. Argentiniens Torsteher Sergio Goycochea, der damals als Elfertöter bekannt war, machte sich richtig lang, kam aber nicht mehr dran.
Der Rest ist Fußballgeschichte. Deutschland war wenig später Fußball Weltmeister. Vielerorts wurde die Nacht durchgefeiert, auch rings um den Mannheimer Wasserturm ebbten die Jubelstürme kaum ab. Doch so wichtig das Tor auch war. Schießen sollte damals eigentlich ein anderer. Nämlich Mittelfeldorganisator Lothar Matthäus, der war der etatmäßige Schütze gewesen bei dieser WM. Noch im Viertelfinale gegen die Tschechen hatte Matthäus vom Punkt getroffen. Hatte er nun etwa die Hosen voll, nein, der Grund war einer, den jeder Fußballer nachvollziehen konnte: Bereits vor der Pause war einer seiner Schuhe kaputt gegangen, weshalb Matthäus das Paar komplett wechseln musste. Vom Kopf her kann das ein großes Problem darstellen, gerade wenn man abergläubisch ist.
Letztlich war es aber kein Problem, da auf Brehme Verlass war. Das war auch bei seinen Stationen als Spieler so. Gespielt hat der Kicker, dessen Erkennungsmerkmal auch immer seine lange blonde Haarpracht war, bei mehreren Vereinen. Dennoch bringt man ihn unweigerlich mit dem 1.FC Kaiserslautern in Verbindung. Dort wechselte er 1981 vom 1. FC Saarbücken hin und blieb für 5 Jahre, ehe es ihn 1986 für 2 Spielzeiten zum FC Bayern München zog. 1988 ging es dann über den Brenner nach Italien, wo er bis 1992 – gemeinsam mit Matthäus – für Inter Mailand auflief. 1992 hängte er noch ein weiteres Jahr im Ausland hintendran und heuerte bei Real Saragossa in Spanien an, um schließlich noch einmal von 1993 bis 1998 in Lautern aufzuschlagen.
Dort erlebte Brehme im Mai 1996 auch den ersten echten Tiefpunkt der Pfälzer mit, die erstmals in die 2.Liga absteigen mussten. Und das auf hoch dramatische Art und Weise. Am letzten Spieltag traf man auf Bayer Leverkusen. Es war ein echtes Endspiel, bei dem nur einer drinbleiben konnte. Die Werkself hatte noch die etwas bessere Ausgangsposition auf ihrer Seite. Ihr reichte schon ein Remis. Die Betze-Buben mussten gewinnen. Lautern führte, kassierte aber noch den Ausgleich.
Nach dem Abpfiff kam es zu herzzerreißenden Szenen: Brehme und Rudi Völler, der für Leverkusen spielte, lagen sich in den Armen. Völler tröstete seinen Weltmeisterkumpel von 1990, dem ungeniert und minutenlang die Tränen vor laufenden Kameras die Backen herunter kullerten.
Wie viele seiner Kollegen wechselte auch Brehme nach seiner aktiven Karriere kurzfristig die Seiten und probierte sich als Trainer. Zwei Jahre in Kaiserslautern (2000 bis 2002), ein Jahr in Unterhaching (2004 bis 2005) und schließlich noch einmal eine Saison als Co-Trainer beim VfB Stuttgart (2005 bis 2006).
Erst kürzlich trauerte Brehme noch öffentlich um den „Kaiser“, betonte, dass er ihm ganz viel zu verdanken hätte. Nichtsahnend, dass sie sich schon ein paar Wochen später wieder sehen würden, um jetzt gemeinsam von oben die Daumen drücken zu können.
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