
Markus Schmidt (DFB-Stützpunktkoordinator). Bild: Rafael Kowolik.
„Noch oft auf dem Waldhof“ ++ DFB-Stützpunktkoordinator Markus Schmid im Interview
Fussball | erstellt am Sa. 11.04.2020
Schmid selbst spielte in der Jugend des SV Waldhof und danach auch bei den Senioren und kommt auf einen Einsatz in der 2. Liga. Außerdem war Schmid in der Oberliga für den VfR Mannheim und den SV Sandhausen am Ball.
Nach einer Station als Spielertrainer bei der SG Dielheim war er auch für eine Saison Cheftrainer beim ASV/DJK Eppelheim. Bis zum nächsten Jahr strebt er seine Promotion zum Thema „Talentprognosen jugendlicher Fußballer“ am Institut für Sport und Sportwissenschaft (ISSW) der Universität Heidelberg an.
Der 40-jährige ist verheiratet und hat drei Töchter. Auf seine Initiative hin startete der bfv im März die Aktion #kickathome. Auf der bfv-Website und den Social Media-Kanälen werden Trainingstipps per Video für die Bambini und alle älteren Jahrgänge bis hin zu den Profis angeboten.
sport-kurier: Herr Schmid, wie ist die Aktion #kickathome denn angelaufen?
Markus Schmid: Das Konzept hatte ich schon lange in der Schublade. Es war ursprünglich speziell für unsere Stützpunkte gedacht. Leider hatte sich das alles etwas verzögert. Aber jetzt in der Corona-Krise haben wir gesagt, dass wir es sofort starten müssen und dies öffentlich, damit generell alle Interessierten Zugriff darauf haben. Jetzt an Ostern haben wir das vierte Video eingestellt. Begonnen haben wir mit Ball jonglieren und sind jetzt beim Passspiel. Es gibt in jedem Video ein Steigerungslevel.
Erzählen sie uns etwas zu ihrer täglichen Arbeit als Stützpunktkoordinator?
Wir koordinieren die Arbeit der elf Stützpunkte im bfv mit ihren jeweils vier Trainern. Es geht im Kern um die Themen Trainingsaufbau, Sichtung von Talenten und Fortbildung der Trainer. Wir wollen sehr gute Strukturen schaffen, um auf einem hohen Niveau agieren zu können. Schon ab der U11 soll es eine stärkere Individualisierung geben. Die Trainer sollen sich noch mehr mit den einzelnen Toptalenten befassen. Hier trage ich den Trainern eine konkrete Konzeption vor. So sollen im Jugendbereich auch die technischen basics wieder mehr in den Vordergrund rücken. Technische Defizite sind später im Alter nur schwer aufzuholen, anders als bei der taktischen Schulung.
Gibt es schon erste Erfolge im Nachwuchsbereich zu vermelden seit dem Start ihrer Arbeit als DFB-Stützpunktkoordinator?
In der Nachwuchsarbeit kann man nur mittel- oder sogar langfristig denken. Ob wir Spieler in den Profibereich rausbekommen, wird man erst viel später sehen. Nachwuchsarbeit ist extrem nachhaltig angelegt.
Bei so viel Arbeit im Jugendbereich, bleibt da noch Zeit für den Besuch beim Seniorenfußball wie z. B. bei ihrem Jugendverein SV Waldhof, der sich anschickt, wieder in die 2. Liga aufzusteigen?
Am Alsenweg bin ich öfter, aber nur, um beim Jugendfußball zuzuschauen und hier schwerpunktmäßig bei der U14 und U15. Ich habe also oft mit den für die Jugend verantwortlichen Simon Landa und Horst Kilian zu tun. Ich verbringe jedes Wochenende bei mindestens zwei Jugendspielen. Da bleibt nicht mehr viel Zeit für den Seniorenfußball. Außerdem habe ich ja auch noch drei Töchter, die Kleine soll in diesem Sommer in die Schule kommen. Aber ich freue mich immer, an den Alsenweg zu kommen. Da werden nur gute Erinnerungen wach. Der Verein steht noch immer für viel Herz und Leidenschaft. Hier gibt es Fußball in der reinsten Form.
Apropos Alsenweg. Demnächst soll hier ein Standort für ein Nachwuchsleistungszentrum sein. Die Unterlagen für die Zulassung hat der SV Waldhof eingereicht. Eine gute Sache?
Für den Verein im Prinzip nicht schlecht. Man muss sehen, wie es sich auswirkt, denn gerade im näheren Umkreis von 50 bis 60 Kilometern gibt es ja noch fünf weitere NLZ. Es ballt sich also in der Region. Vielleicht gelingt es ja, talentierte Spieler länger an den SVW zu binden. Gerade hat Waldhof zum wiederholten Mal ein Talent aus der C-Jugend an den FSV Mainz 05 abgeben müssen. Den Wechsel eines Spielers in ein NLZ sehe ich aber durchaus differenziert. Ich kann den Eltern nur empfehlen, genau hinzuschauen, ob ein Kind schon in jungen Jahren den Verein wechseln muss anstatt in der gewohnte Umgebung Fußball zu spielen. Wenn der Anfahrtsweg zum Training länger ist als das Training selbst, dann gilt es genau abzuwägen. Denn die Kinder sollen ihre schulische Ausbildung ebenso wenig wie ihre sozialen Kontakte vernachlässigen.
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