Von Links: Mats Hummels, Tony Kroos und Thomas Müller. Bild: Marc Schüler Sportpics

Von Links: Mats Hummels, Tony Kroos und Thomas Müller. Bild: Marc Schüler Sportpics

Hummels und Müller tun der Mannschaft gut ++ Zwischenbilanz beim DFB-Team

Fussball | erstellt am Do. 03.06.2021

Die Nominierung die beiden aussortierten Weltmeister Thomas Müller und Mats Hummels für den EM-Kader erweist sich für Bundestrainer Joachim Löw als gute Entscheidung. Beide haben sich nahtlos in den verjüngten Kader eingefügt und übernahmen gleich die wichtige Führungsposition, die der Mannschaft in den vergangenen Jahren fehlte.

Nach den „rund zweieinhalb Jahren unfreiwilliger Quarantäne“, wie Thomas Müller es scherzhaft bezeichnete, bringen sich beide Spieler sofort voll ein. Seit dem ersten Training sorgen Mats Hummels und Thomas Müller bei ihren Mitspielern für gute Laune und verstehen es Anweisungen zu geben, ohne gleich eine gefühlte dominante Rolle einzunehmen. Beide beherrschen die leisen Zwischentöne, die bei ihren Mitspielern gut ankommen und können so führen und motivieren. Als Anführer der „neuen Nationalmannschaft“ wurde bislang Joshua Kimmich bezeichnet, der unbestritten ein Leistungsträger ist und eines Tages diese Rolle einnehmen könnte.

Doch während Kimmich für den Erfolg brennt und selbst im Training agiert als stünde er im WM-Finale, fehlen ihm derzeit noch Feingefühl und Gespür für die Mitspieler. Müller und Hummels hingegen verstehen es nicht nur ihre Mitspieler mit energischen Anweisungen anzutreiben, sie bauen auch Selbstvertrauen durch gut dosiertes Lob auf und verstehen es diese mitzureißen.

Wie wichtig dies ist, wird an Leroy Sane deutlich. Sane ist auf dem Feld ein Ballkünstler und charakterlich eher ein Feingeist, der jedoch die Fähigkeiten besitzt Spiele im Alleingang entscheiden zu können – wenn er sich wohlfühlt in seiner Rolle und das Vertrauen seiner Trainer und Mitspieler spürt. Dazu gehört nicht nur Kritik, sondern auch Lob zu äußern, wie es vor allem Thomas Müller im Training immer wieder macht. Dieses Gespür für die (emotionalen) Bedürfnisse seiner Mitspieler fehlt Kimmich noch, der zwar mit seiner Leistung vorneweg gehen kann, es – vielleicht aufgrund seines Alters – aber noch nicht versteht seine Nebenleute mit wohl dosierten Ansprachen zu motivieren.

Thomas Delaney (Rot/Dänemark) gegen Mats Hummels (weiß/Deutschland) – Innsbruck 02.06.2021: Deutschland vs. Dänemark, Tivoli Stadion Innsbruck – Endstand 1:1. Bild: Marc Schüler Sportpics

Genau dies scheint Bundestrainer Joachim Löw abhanden gekommen zu sein. Mehr Chef als Anführer ist der Bundestrainer auf dem Platz, nimmt sich aber wesentlich seltener als in den vergangenen Trainingslagern mal einen Spieler zur Seite zu Lob oder einer Ansprache. 2014 beim Gewinn des Weltmeistertitels war es die mannschaftliche Geschlossenheit und gute Stimmung, die Deutschland zum Erfolg führte und bereits in der Vorbereitung in Südtirol spürbar war.

Diese gewählt dosierte individuelle Ansprache an seine Spieler, die seinen ehemaligen Co-Trainer und zukünftigen Bundestrainer Hansi Flick 2014 auszeichnete, ist Löw verloren gegangen und kann durch Marcus Sorg nicht kompensiert werden. Dabei kann nicht ignoriert werden, dass die Stimmung in der Mannschaft und die mannschaftliche Geschlossenheit wesentlich besser sind als in der Vorbereitung auf die WM 2018. Damals spaltete die Diskussion um Mesut Özil die Mannschaft und der Bundestrainer wirkte aufgrund der internen Diskussion um den Generationenwechsel innerhalb der Mannschaft angeschlagen.

Löw und die Mannschaft wissen, dass es das letzte gemeinsame Turnier ist und dieses wollen sie erfolgreich bestreiten. Dass Löw ein guter Taktiker ist, ist ebenso bekannt. Ob eine erfolgreiche Europameisterschaft allerdings mit einem Joachim Löw in der Rolle des stillen Beobachters gelingt, der mehr auf seine taktischen Fragen fixiert ist und stur an seinen Ideen festhält (siehe die bislang erfolglose Variante mit der Dreierkette), darf gerne kritisch gesehen werden. Dass er Müller und Hummels zurückholte, war aber zumindest ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, bis zum EM-Start ist Löw aber gefordert sich wieder mehr in die Mannschaft einzubringen und sich idealer Weise dem gemeinsamen Ziel unterzuordnen.

 

 

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