Goran Barisic im Trikot. Noch heute spielt er gelegentlich im All-Star-Team und zeigt sein Können. Bild: Lothar Fischer

Goran Barisic im Trikot. Noch heute spielt er gelegentlich im All-Star-Team und zeigt sein Können. Bild: Lothar Fischer

Goran Barisic im Interview mit dem sport-kurier +++ Fußballlegende, Ex-Torjäger und heute Trainer

Fussball | erstellt am Mo. 19.03.2018

Einst spielte der heute 54-Jährige diverse Abwehrreihen schwindelig

Er war gefürchtet, weil er Tore wie am Fließband erzielte. Genau wie seine beiden jüngeren Brüder Marijo und Zdravko. Mittlerweile ist es etwas leiser um Goran Barisic geworden – aber nicht still. Denn dem Fußball ist er treu geblieben. Aus dem Spieler ist längst der Trainer geworden.

Momentan gibt er beim FV Ubstadt, der in der Kreisliga Bruchsal spielt, sein Fußball-Fachwissen weiter.

Unterhält man sich mit ihm, wird schnell klar, dass er einer dieser Typen ist, über die man ein Buch schreiben könnte. Als aktiver Spieler war er eine Legende. Hier mal ein kleiner Auszug: Kaum in Deutschland war er auch schon in der Oberliga am Ball und das zu einer Zeit, als sie noch die dritthöchste Klasse hierzulande war. Nachdem er damals vom VfR Mannheim zu Südwest Ludwigshafen gewechselt war, ließ Barisic erstmals so richtig aufhorchen. Für die Vorderpfälzer schoss er  27 Tore, war Oberliga-Torschützenkönig. Die nächste Torjägerkanone staubte er beim SV 98 Schwetzingen ab, wo er mit 22 Treffern erneut das Maß aller Dinge in der Oberliga war.

Und es geht weiter: Mit der SG Oftersheim stürmte er von der Verbandsliga in die Oberliga. Erneut glückten ihm dabei 27 Kisten, besser war natürlich wieder niemand. Dass er es auch als Spielertrainer kann, bewies Goran Barisic beim SV Neckargerach, die er von der Bezirksliga mit 38 Toren in die Landesliga führte, wo er es dann auf schier unglaubliche 47 Tore brachte – ein Rekord, der in der Landesliga Odenwald bis heute Bestand hat.

Mittlere Reihe 3. von rechts Goran Barisic. Aktuell trainiert er den Bruchsaler Kreisligisten FV Ubstadt. Bild. FVU

Doch es kommt noch besser: Im Ligaspiel gegen Neckarelz knallte er den Ball direkt vom Anstoßpunkt ins Tor. Gerade mal vier Sekunden hat das gedauert. „In Deutschland hatte das damals noch keiner vor mir geschafft“, lacht Barisic, „wir haben es dann noch ans Guinness Buch der Rekorde geschickt.“ Dort fand es aber keine Erwähnung: Bereits in den 1970iger Jahren soll in London ein Tor nach 1,7 Sekunden gefallen sein. Barisic glaubt das bis heute nicht: „Was soll denn das bitte für ein Hammer gewesen sein“, zuckt er mit den Schultern.

Genug an Vorspann, der sport-kurier führte mit dem einstigen Knipser ein Interview.

Hallo Herr Barisic, betrachtet man Ihre Spielerkarriere wird schnell klar, dass ein Superlativ den nächsten jagt. Gibt es trotzdem eine Zeit, die für Sie die schönste war?

BARISIC: Puh, das ist wirklich schwer zu sagen. Ich habe so viele Erfolge gefeiert, da wäre es vermessen, jetzt etwas speziell hervorzuheben. Jede Station war für sich etwas Besonderes. Mir hat es wirklich überall Spaß gemacht.

Goran Barisic (rechts) mit seinem Bruder Zdravko, der die SpVgg. Ilvesheim in der Kreisklasse A trainiert. Bild: G.B.

Es drängt sich aber schon die Frage auf, warum Sie nicht mal als Profi gespielt haben. Das Talent war doch vorhanden.

BARISIC: Ich bin mir sicher, dass es nicht am Talent lag. Das hatte ich. Ich habe Freistöße geschossen wie kaum einer in der Bundesliga. Egal ob aus 40 Metern oder von der Strafraumgrenze. Ich habe meine Tore gemacht. Beidfüßig und dribbelstark war ich auch. Aus meiner Sicht gibt es zwei Gründe, wegen denen es nicht geklappt hat. Ich kam erst spät nach Deutschland. Da war ich schon 24 und die ersten beiden Jahre lief es dann noch nicht so. Ich kam noch nicht so zurecht hier, musste erst einmal die Sprache lernen. Als ich dann in der Oberliga angekommen bin, war ich schon 29 Jahre. Das war eigentlich schon zu alt. Außerdem waren das damals andere Zeiten. Es durften ja nur drei Ausländer pro Mannschaft spielen und wenn du da keinen Namen gehabt hast, war es verdammt schwer.

Momentan arbeiten Sie als Trainer in Ubstadt. Welche Ziele verfolgen Sie dort in dieser Saison?

BARISIC: Als ich die Mannschaft im letzten Winter übernommen habe, hatte sie nur sechs Punkte geholt und stand eigentlich schon mit beiden Beinen in der A-Klasse. Wir haben uns dann aber gerettet und den Klassenerhalt sogar schon am vorletzten Spieltag gesichert. In dieser Saison wollen wir nun im gesicherten Mittelfeld landen. Und da sieht es momentan mit 21 Punkten und 14 Punkten Vorsprung auf einen Abstiegsplatz sehr gut aus. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn es da doch nochmals eng wird.

Goran Barisic (weißes Trikot) bei einem All-Star Spiel in Ketsch (2015). Bild: lofi

Trotzdem endet die Zusammenarbeit nach dieser Saison. Warum?

BARISIC: Eigentlich dachte ich, ich würde weiter machen. Aber der Vorstand kam vor zwei Wochen auf mich zu und meinte, dass der Verein andere Pläne hat. Zwei erfahrene Spieler aus meiner Mannschaft sollen als Trainerduo arbeiten. Sie kennen sich im Kreis Bruchsal besser aus als ich. Gerade, was die Spieler angeht. Mein Wohnsitz ist ja nach wie vor Ludwigshafen.

Und wie geht es mit Ihnen weiter? Tut eine Pause vielleicht auch mal ganz gut?

BARISIC: Ich würde natürlich schon gerne weiter machen. Der Fußball ist einfach mein Leben. Ich brauche diese Kicks an den Sonntagen und die Trainingseinheiten. Ich lasse da aber alles auf mich zu kommen. Ich habe in den letzten Jahren gute Arbeit geleistet. Unter anderem ja auch beim 1. FFC Niederkirchen in der zweiten Liga Süd der Frauen. Dort war ich von 2012 bis 2015 als Trainer aktiv.

Gibt es denn eine bestimmte Liga, ab der Sie sich ein Engagement vorstellen können?

BARISIC: Nein, eigentlich nicht. Ich habe schon in allen Bereichen gearbeitet und bin hier für alles offen. Auch im Nachwuchsbereich. Aber natürlich hat man Träume. Ich besitze die DFB-Lizenz, mit der ich berechtigt bin, Vereine bis zur Dritten Liga zu trainieren. Aber dafür brauchst du auch Connections und die habe ich nicht.

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