
Trainer Norbert Muris hat in Viernheim überragende Arbeit geleistet. Trotz Abstrichen hat er die Mannschaft bei Laune gehalten. Ein Aufstieg käme einer Sensation gleich. Bild: Berno Nix
Verrückte Fußballwelt in Viernheim +++ Team zerfällt, Trainer geht – Prämien sind gekürzt – aber Oberligaaufstieg möglich
Verbandsliga | erstellt am Mo. 25.04.2016
Was natürlich weniger mit der Struktur der Mannschaft, sondern vielmehr mit den Unruhen im Verein zusammenhängt.
Ein kurzer Rückblick: Kurz vor der Winterpause wurde bekannt, dass der Verein finanziell nicht mehr auf Rosen gebettet ist. Sponsoren hielten sich offenbar nicht an die Absprachen. Den Spielern wurde es freigestellt, den Verein zu verlassen. Oder sie müssten sich mit finanziellen Einbußen anfreunden. Zusammen blieb man trotzdem, doch ernsthaft auf der Rechnung hatte man das Team von Trainer Norbert Muris nicht mehr. Ein Fehler. Fünf Spieltage vor Schluss belegt die Amicitia den zweiten Platz und hat sich mittlerweile auch ein kleines Polster auf den VfR Mannheim angefuttert. Es beträgt fünf Punkte.
Es wäre nicht auszudenken, wenn die Südhessen dieses über die Ziellinie retten könnten und dann tatsächlich über die Relegation den Aufstieg in die Oberliga schaffen würden. Denn eines ist Fakt: Zur neuen Saison steht ein nahezu kompletter Umbruch an. Nach Informationen des Sportkuriers wird kaum einer in Viernheim bleiben, vor allem keine Leistungsträger.
Ersetzt werden sollen sie durch vornehmlich junge Spieler, die einst schon einmal in Viernheim ihre Fußballschuhe geschnürt haben. Was sich im ersten Moment recht romantisch anhört, ist in Wirklichkeit ein Himmelfahrtskommando. Denn man wäre wohl sowohl in der Verbandsliga als auch in der Oberliga überfordert.
Trainer Norbert Muris hört nach der Saison ebenfalls auf. Zuvor hat er aber noch einiges vor. Der Sportkurier sprach mit ihm.
Viernheims Patrick Marschlich (links) setzt sich gegen seinen Karlsruher Gegenspieler durch. Szene aus TSV/Amicitia – SpVgg. Durlach-Aue. Bild: Berno Nix
Sportkurier: Hallo Herr Muris, für Viernheim sieht es in der Tabelle richtig gut aus. Wie realistisch ist denn, dass man am Saisonende immer noch auf dem zweiten Platz steht?
Norbert Muris: Wir haben bei noch fünf ausstehenden Partien fünf Punkte Vorsprung. Da kann ich ja schlecht sagen dass wir am Ende Fünfter oder Siebter werden wollen. Sicherlich haben wir noch schwere Spiele, aber ein kleines Polster ist eben da. Ich muss sagen, dass die Jungs das mittlerweile sehr ordentlich machen. Seit dem 0:6 in Zuzenhausen läuft es einfach. Das alles ist sicher kein Zufall.
Sportkurier: Wie beurteilen Sie denn das Restprogramm?
Norbert Muris: Mit Weinheim und Walldorf II warten nun zwei schwere Aufgaben auf uns. Falls wir aus diesen beiden Begegnungen drei bis sechs Punkte holen können, stehen die Chancen aus meiner Sicht gut, dass wir den zweiten Platz halten können. Ich denke nämlich nicht, dass der VfR Mannheim unbedingt jedes Spiel gewinnen wird. In dieser Liga passieren wirklich viele verrückte Ergebnisse. Auch meine Jungs schmunzeln da häufig und sagen sich: Dann machen wir halt mal weiter.
Sportkurier: Es wäre doch aber schon krass, wenn am Ende vielleicht wirklich der Aufstieg gelingt und die Mannschaft zerfällt komplett. Wer soll denn dann spielen?
Norbert Muris: Da kann ich nicht wirklich etwas dazu sagen. Ich bin in die Planungen für die neue Runde nicht eingebunden. Ich konzentriere mich auf die aktuelle Runde.
Viernheims Tolga Karlidag (links) schlägt einen Flankenball. Sein Durlacher Gegenspieler kommt zu spät. Bild: Berno Nix.
Sportkurier: Andere Frage: Wie schaffen Sie es, die Jungs auch weiterhin so zu motivieren?
Norbert Muris: Wir haben einfach eine tolle Moral in der Truppe. Außerdem hatte ich ja auch schon im Winter zu meinen Spielern gesagt, dass ich nur weiter mache, wenn alle weiterhin hundert Prozent geben. Und das ist absolut der Fall. Wir haben Spaß zusammen. Es geht eben nicht immer nur ums Geld. Denn es ist ja bekannt, dass wir nur noch ein Drittel Siegprämien kassieren. Aber wenn man gewinnt, macht es eben Spaß. Und es motiviert.
Sportkurier: Ist schon klar, wie es mit Ihnen weiter geht? Haben Sie bereits einen neuen Verein?
Norbert Muris: Nein, ich habe auch keine Gespräche geführt. Klar ist auch, dass ich sicher nirgends wo anfangen werde, nur dass ich etwas habe. Wenn, dann muss es schon ein ambitionierter Verein sein. Aber so einen zu finden ist nicht so leicht. In der Verbandsliga haben die Klubs Trainer, mit denen sie langfristig arbeiten. Aber ehrlich gesagt ist es jetzt auch nicht so schlimm, wenn ich mal eine Pause einlege. Die würde auch mal gut tun.
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